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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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vorwurfsvollen Blick des Pförtners, als der Mann sich abermals dazu gezwungen sah, das Tor zu öffnen. Das wilde Ungestüm der Natur passte gut zum Zustand seiner Seele. Er verließ den Tempel und seine Umgebung, ging durch das Magiertor, schlitterte über die Steinbrücke und hielt sich dabei gut an dem Geländer fest, das Fußgänger davor bewahrte, in den Abgrund zu stürzen.
    Er betrat das Botschafterviertel, wo die Botschafter der anderen Völker ihre Herrenhäuser hatten. In dieser Nacht waren hier nur die Stadtwachen unterwegs, die ihre Runden machten. Sie marschierten vorbei, die Köpfe wegen des Regens, der ihnen über die Gesichter lief, gebeugt und mit vor Kälte bläulich verfärbten Lippen. Sie warfen Gareth neugierige Blicke zu, aber da sie sahen, dass er ein Magus war, nahmen sie an, dass er etwas Dringendes zu erledigen hatte, was immer es auch sein mochte, und behelligten ihn nicht.
    Gareth verließ das Botschafterviertel und ging die lang gezogene Felstreppe hinunter, die auf die Ebene der Gildenhalle führte. Die Treppe war nass und glitschig vor Graupel, und es war nicht ungefährlich, um diese Zeit hier hinabzusteigen. Gareth zögerte, vom heulenden Wind gegen den Felsen gedrückt, und spielte schon mit dem Gedanken, umzukehren und in die warme Zuflucht des Tempels zurückzukehren. Er erschauerte, sein wollener Umhang war klatschnass und halb gefroren, aber er erkannte, dass er schon zu weit gegangen war, um noch aufgeben zu können. Es hatte ihn Monate der Arbeit und Opfer gekostet, dieses Ziel zu erreichen. Wenn man von ihm behaupten konnte, dass schon Wind und Regen genügten, um dafür zu sorgen, dass er sich in der Wärme und der Sicherheit des Tempels einschloss, dann konnte er auch gleich alle Hoffnung auf Erfolg fahren lassen. Es entging ihm nicht, wie symbolträchtig dieser Weg im Unwetter war. Er ging weiter und bewegte sich mit äußerster Vorsicht.
    Er hatte noch eine weitere Ebene zu erreichen, aber die Treppe, die von der Gildenhalle zum Brauereiviertel führte, war nicht so steil, da sie keinerlei Verteidigungszwecken dienen sollte, sondern nur dem Verkehr. Das Königliche Brauhaus, das am Ende der Straße stand, war hell erleuchtet; es würde mehr als einen Sturm brauchen, um die Stammgäste fern zu halten. Gareth allerdings wandte Wärme und Leben den Rücken zu und ging weiter in die Dunkelheit hinein, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn.
    Der metallische Geruch nach Blut, gemischt mit dem von Tieren und Mist, hing in der Luft. Nicht einmal ein solch heftiger Regen konnte ihn wegwaschen. Gareth hatte das Metzgerviertel erreicht, einen angemessenen Wohnort für einen, der sich mit Todesmagie beschäftigte. Gareth konnte das Muhen von Rindern und das Blöken von Schafen hören, die auf die Axt des Metzgers warteten. Er wandte sich der Südstraße zu.
    Verkaufsbuden, deren Läden für die Nacht verschlossen und verriegelt waren, säumten die Straße. Am Morgen würde hier frisches Fleisch auf den Theken liegen, Hühner würden an Haken hängen, Hunde überall umherstreifen, und über allem würde eine dicke Wolke von Fliegen hängen. Gareth bog von der Hauptstraße ab in eine kleine Gasse, die bei den Einheimischen als Blutgasse bekannt war, denn wenn es regnete, wurde das Blut aus den Metzgereien diese Gasse entlanggewaschen und lief an ihrem Ende in einen Abflussgraben.
    Gareth war sehr wachsam, als er über die vereisten, nassen Pflastersteine schlitterte. Dieser Teil von Vinnengael war bekannt für seine Straßenräuber, Taschendiebe und Schläger. Man kannte Gareth hier vom Sehen; der Mann, den er aufsuchen wollte, wohnte schon lange hier, und daher war der junge Magus bis zu einem bestimmten Grad in Sicherheit. Aber es war nicht auszuschließen, dass ein Neuankömmling sich noch nicht mit den hiesigen Gepflogenheiten auskannte und beschloss, ihn zu überfallen.
    Selbst bei Tag war diese Gasse dunkel. Nachts und bei einem solchen Unwetter war sie so finster, dass Gareth die Schulter an die Hauswände drückte und sich den Weg ertastete. Zum Glück kannte er sich aus. Beinahe am Ende der Gasse angelangt, blieb er stehen und klopfte dreimal an eine Tür, und dann noch dreimal. Eine Stimme rief ihn ins Haus. Die Tür war nicht verschlossen. Im Haus gab es nichts Stehlenswertes – jedenfalls nichts, was einen gewöhnlichen Dieb angezogen hätte. Die Schätze, die hier zu holen waren, würden nur für einen Eingeweihten nützlich sein.
    Gareth schob die Tür auf

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