Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
Vom Netzwerk:
und schloss sie rasch wieder hinter sich. Dennoch wehte ein Graupelschauer herein, und er musste sich gegen die Tür lehnen, um sie schließen zu können.
    Es war warm hier drinnen, sogar ein wenig zu warm. In der Feuerstelle flackerte ein helles Feuer. Es roch nach Haferbrei und nach Luft, die schon zu oft eingeatmet worden war. Dazu kam nun noch der Geruch nach nassen Schafen, der Gareths in der Hitze des Feuers dampfendem Umhang entströmte, nachdem er ihn nahe am Kamin aufgehängt hatte. Und unter all dem war der faulige Geruch des Alters, des nahen Todes, deutlich wahrnehmbar.
    »Du bist also doch gekommen«, erklang eine Stimme, die kaum mehr als ein Krächzen war, unter einem Berg von Bettzeug hervor.
    »Selbstverständlich«, sagte Gareth sanft und beugte sich über das Bett. »Wie geht es Euch?«
    »Wie sollte es mir schon gehen? Ich langweile mich. Ich bin müde. Ich habe Schmerzen. Diese elenden Geschwüre lassen mir keine Ruhe. Aber ich denke, heute Abend ist meine Zeit gekommen. Es sollte mir gefallen, wenn sich meine Seele mit der Dunkelheit und dem Sturm verbindet und auf diesem tosenden Wind davongetragen wird.«
    Gareth nickte. Er widersprach nicht, versuchte erst gar keinen verlogenen Trost. Der Mann dort im Bett wollte sterben. Er wartete auf den Tod, hatte seit Wochen darauf gewartet. Hätte er leben wollen, dann wäre das möglich gewesen. Er hatte sein Leben bereits über die einem Menschen üblicherweise zugemessene Spanne hinweg ausgedehnt und hätte es noch weiter verlängern können, aber wie er bereits gesagt hatte, quälten ihn Schmerzen, und er langweilte sich. Jene, die ihn kannten, wussten, dass er alt war, vielleicht der älteste Mensch, den sie je gesehen hatten. Aber niemand kannte sein genaues Alter. Niemand kannte die Wahrheit. Nur Gareth. Nur Gareth war es erlaubt gewesen, das Geheimnis zu erfahren.
    Glänzende Augen schauten aus einem Schädel, der genauso gut aus poliertem Marmor hätte bestehen können, so glatt war die Haut über die Knochen gespannt. Kein Haar war auf dem Kopf verblieben, nicht einmal mehr Augenbrauen. Der Schädel sah bereits tot aus, und die lebhaften Augen waren das einzige Zeichen dafür, dass dem noch nicht so war. Die Decken waren bis zum Kinn hochgezogen, denn der Körper konnte keine eigene Hitze mehr produzieren; der alte Mann fror ununterbrochen. Und die Decken verbargen die Geschwüre, die seinen Körper überzogen. Die meisten waren trocken, denn er hatte seit langer Zeit keinen Zauber mehr gewirkt, aber selbst trockene Narben juckten und brannten, wie Gareth inzwischen bereits selbst wusste.
    Nachdem er dafür gesorgt hatte, dass der Sterbende es so bequem wie möglich hatte, holte Gareth einen spitzen Holzspan aus dem Umhang und sprach die erforderlichen Worte. Normalerweise hätte er keine Feuermagie benutzen können, die eine Domäne der Zwerge war, aber die Magie der Leere kann andere Magien nachahmen, immer vorausgesetzt, dass sie zur Zerstörung benutzt werden. Das Holz ging in Flammen auf. Gareth warf den Span in die Feuerstelle, verstärkte die Magie, und das Feuer, das nichts als die Steine der Feuerstelle zur Nahrung hatte, begann heller zu brennen. Dies gehörte zu seinen Aufgaben – er kam jeden Tag her, um das magische Feuer wieder zu stärken.
    Er fragte, ob der alte Mann schon etwas gegessen hatte.
    »Nein. Warum sollte ich? Ich habe nichts gegessen und nichts getrunken.«
    Gareth setzte dazu an, ihn zu tadeln, aber der Alte schnitt ihm das Wort ab.
    »Ich brauche das nicht. Ich leide nicht mehr, wenn ich nicht esse. Diese Nacht«, sagte der alte Mann und starrte Gareth an, »diese Nacht wird meine letzte sein. Ich weiß es. Wir haben viel zu tun. Ich bin froh, dass du hergekommen bist. Ich habe schon befürchtet, du würdest es nicht schaffen. Wenn du nicht gekommen wärest, hätte ich gewartet, aber ich bin froh, dass du da bist. Ich werde auf dem Sturmwind weiterziehen.«
    »Was soll ich tun, Meister?«, fragte Gareth.
    »Die Bücher über die Magie der Leere. Sie gehörten dir.« Der alte Mann spähte im Zimmer umher. »Ich kann sie nicht sehen.«
    »Ich habe sie mitgenommen. Sie sind an einem sicheren Ort. Ich habe nicht weit von hier ein Zimmer gemietet. Die Bücher sind bereits dort.« Gareth war geduldig. Er hatte dem alten Mann dasselbe schon öfter erzählt, aber er wusste, dass es ihn beunruhigte.
    »Gut«, erwiderte der Alte schließlich und zupfte unruhig an der Bettdecke. »Gut. Es ist noch ein Buch übrig. Das,

Weitere Kostenlose Bücher