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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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jüngere Lord Mabreton hatte sich dazu entschlossen, sie zur Frau zu nehmen.
    Wenn sie ihn zuerst gekannt und ihn anstelle seines älteren Bruders geheiratet hätte, dann hätte sie ihn vielleicht lieben gelernt. Dalor war ein sanftmütiger, freundlicher Mann. Er zwang ihr seine Aufmerksamkeit niemals auf, wie es ihr erster Mann getan hatte. Aber Valura hatte entdeckt, dass sie das Leben in ihrer Gefängniszelle nur ertragen konnte, wenn sie sicher war, dass auch niemand hereinkommen konnte, so lange sie drinnen war. Ihr Mann war ein guter Mann, der sie liebte und sich ununterbrochen anstrengte, ihr eine Freude zu machen, und er tat ihr manchmal Leid. Mitleid war allerdings das einzige Gefühl, das sie für ihn aufbringen konnte.
    Wieder einmal hatte man sie dazu gezwungen, unter Menschen zu leben. Diesmal hatte sie sich nicht zurückziehen können. Ihr Gemahl hätte ihr vielleicht erlaubt, im Haus am Fluss zu bleiben, aber der Schild hatte ihr befohlen, der Königin als Hofdame zu dienen – eine unangenehme Aufgabe. Valura hasste die Menschenfrauen inbrünstig und wünschte sich ebenso inbrünstig, so zu sein wie sie. Dieser Widerspruch ließ ihre Seele zu einem Vogel werden, der ununterbrochen mit den Flügeln gegen die Käfiggitter schlug. Bald schon drohte diesem Vogel der Tod.
    Und dann hatte Dagnarus die Hand ausgestreckt und die Tür geöffnet. Der Vogel war frei, und er war direkt zu ihm geflogen.
    Sie hatte seit ihrer Rückkehr nach Vinnengael schon viel von dem jungen Prinzen gehört. Die Damen bei Hof sprachen ununterbrochen von ihm, unterhielten sich laut über sein gutes Aussehen, seine königliche Haltung, seine geschmackvolle Kleidung. Sie sprachen flüsternd über seine angeblichen Affären, gaben sich schockiert und behaupteten, sie würden so etwas niemals mit sich machen lassen, aber sie schmachteten, sobald er auch nur in Sicht kam.
    Valura interessierte das alles nicht. Er war ein Mann, und Männer waren heißer Atem, ungeschicktes Gefummel im Dunkeln und Schmerz. Und dann bestand immer die Möglichkeit, dass die Saat in ihr keimte und zu einem weiteren Geschöpf heranwuchs, das ebenso elend war wie sie.
    Sie schloss die Augen und träumte sich zu dem Bankett zurück. Das Erste, was sie von ihm bemerkt hatte, war seine Stimme gewesen, wohlklingend und tief und nicht heiser wie die der meisten Menschen. Seine Hände, sie erinnerte sich an seine Hände – sauber und wohlgepflegt, mit langen, schlanken Fingern und abgerundeten Fingerspitzen. Starke Hände, nicht weich, sondern schwielig vom Schwert. Und in diesen Händen ihr Geschenk.
    Sie griff nach dem Anhänger, den sie um den Hals trug. Niemand hatte ihr je ein solches Geschenk gegeben, ein Geschenk für sie allein, eines, das sie nicht mit ihrer Familie teilen musste. Als sie den Blick von dem Geschenk zum Schenkenden erhoben hatte, hatte sie Dagnarus zum ersten Mal gesehen. Sie hatte die Bewunderung in seinem Blick bemerkt, aber Männer hatten sie schon oft bewundert, und das berührte sie nicht. Aber als er ihr den Anhänger umgehängt hatte, als seine Hand ihre Wange streifte, hatte sie gesehen, wie die Bewunderung der Liebe und der Sehnsucht wich, und sie hatte ebensolche Sehnsucht empfunden, eine Sehnsucht, eine Begierde, die sie überrascht und verängstigt hatte.
    Als sie in jener Nacht wach gelegen hatte, hatte sie sich vorgestellt, wie sich seine Hände auf ihrem Körper anfühlen würden. Sie hatte sich seinen Atem auf ihren Lippen vorgestellt, und der Gedanke hatte sie erregt. Schande, Vernichtung, Schmerz, nicht nur für sich selbst, sondern für ihre ganze Familie – dies waren die Strafen für verbotene Liebe. Sie zwang sich in dieser Nacht dazu, an alles zu denken, was geschehen könnte, aber zu ihrem Entsetzen schreckten sie diese Gedanken nicht ab, sondern ließen ihre Leidenschaft nur noch intensiver werden. Valura war geflohen, weil sie glaubte, dass dies der Sache ein Ende machen würde. Sie ging davon aus, dass Dagnarus beleidigt wäre, das Interesse an ihr verlieren und sie vergessen würde.
    Aber selbst weit von ihm entfernt, eingeschlossen in ihrem einsamen, gut beschützten und bewachten Haus, hatte sie die Liebe zu ihm aufgewühlt. Sie hatte nicht schlafen können, war in den Garten geflohen, damit der Herbstwind ihren fiebernden Körper kühlte. Sie hatte sich zur Vernunft bringen, hatte die Tür zu ihrer Zelle wieder zuwerfen und sie geschlossen lassen wollen, obwohl das Schloss zerbrochen war.
    Und dann war er

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