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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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er sein Zelt verließ, war nur die Hälfte der Pecwae schon aufgestanden. Die anderen schliefen noch, einige in ihren grob zusammengezimmerten Unterständen, andere lagen einfach am Boden, beinahe vollständig unter dem Laub verborgen und nur zu erkennen, wenn man aus Versehen auf sie trat. Ein Trevinici hingegen hatte nur eine einzige Ausrede, nicht im Morgengrauen aufzustehen: dass er in der Nacht zuvor gestorben war. Aber nur wenige Pecwae sahen je einen Sonnenaufgang.
    Die Pecwae betrachten den Schlaf als eine Zeit, in der sie eine andere Welt besuchen, eine Welt, in der sie im Stande sind, die wunderbarsten Dinge zu tun, eine erschreckende und eine schöne Welt, in der sie unsterblich sind, denn obwohl in der Schlafwelt schreckliche Dinge geschehen können, kehren die Pecwae, die sie besuchen, im Allgemeinen in die wirkliche Welt zurück. Sie sahen nicht ein, wieso sie sich dazu zwingen sollten, eine Welt zu verlassen, nur um in eine andere zurückzukehren – besonders dann, wenn sie in der Schlafwelt etwas Wichtiges oder Angenehmes taten –, und daher standen die wenigsten Pecwae früh auf.
    Bashae aß ein paar Beeren und ein Stück Brot, das von der Festmahlzeit des vergangenen Abends übrig geblieben war, und beschloss dann, der Großmutter etwas zu essen zu bringen und nachzusehen, wie es dem armen verwundeten Ritter heute früh ging.
    Er war gerade auf dem Weg, frische Beeren zu sammeln, als er Palea begegnete, die aus dem Trevinici-Dorf zurückkehrte. Palea war ein oder zwei Jahre älter als Bashae und würde wohl einmal seine Gefährtin werden. Sie waren bereits ein Liebespaar, seit Bashae vierzehn war. Palea hatte ein Kind zur Welt gebracht, aber ob Bashae der Vater war, war unsicher. Pecwae-Kinder werden von ihrer Mutter und der gesamten Pecwae-Gemeinschaft aufgezogen.
    »Warst du im Dorf?«, fragte Bashae. »Hast du die Großmutter gesehen?«
    Palea schüttelte den Kopf. »Ich habe ihr etwas zu essen gebracht, aber der Korb, den du gestern Abend zum Heilerhaus getragen hast, stand noch vor dem Haus und war voll, also habe ich meine Sachen nur dazugelegt und bin wieder gegangen. Ich dachte, dass sie vielleicht in der Schlafwelt ist, und wollte sie nicht stören.«
    Bashae nickte verständnisvoll. Kein Pecwae weckte einen anderen, außer in Notfällen, denn jemand, der unerwartet aus der Schlafwelt gerissen wurde, konnte vielleicht nicht in diese Welt zurückfinden. Eine solche Person, halb in der Schlafwelt, halb in dieser Welt, würde sehr verwirrt sein. Das war Jessans Tante Ranessa passiert, oder zumindest erklärte es die Großmutter so.
    Voller Sorge um den Ritter machte sich Bashae zum Heilerhaus auf.
    Es fiel Wolfram nicht schwer, Rabenschwinge zu verfolgen. Einem ehrlichen, unkomplizierten Trevinici-Krieger wäre nie eingefallen, dass jemand ihm heimlich folgen könnte. Er warf keinen einzigen Blick zurück. Wolfram hielt sich im Schatten von Büschen, aber das eher aus Gewohnheit denn aus Notwendigkeit.
    Der Zwerg hatte selbstverständlich jedes Wort von dem verstanden, was Rabe und seine Schwester gesagt hatten, ebenso wie den größten Teil des Gesprächs zwischen dem Krieger und Jessan.
    Wolfram hatte Rabes Schwester auf den ersten Blick nicht leiden können, und diese Abneigung wurde nur von einer gewissen grimmigen Heiterkeit gemildert. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass dieses eindeutig vollkommen verrückte Mädchen, die einzige Person sein sollte, die begriff, dass im Dorf das Böse am Werk war. Seine Heiterkeit wich allerdings dem Schrecken, als er bemerkte, dass das Silberarmband warm wurde, wenn er sich in der Gegenwart der Frau befand. Er konnte sich nicht vorstellen, welches Interesse die Mönche an einer Verrückten haben sollten. Er hatte ganz bestimmt keins, und er hatte vor, ihr aus dem Weg zu gehen.
    Er folgte Rabenschwinge, weil er herausfinden wollte, was der Mann mit der Rüstung gemacht hatte. Das Armband kribbelte angenehm, also nahm Wolfram an, dass er etwas Richtiges tat.
    Die Höhle befand sich etwa eine Meile vom Dorf entfernt, weit genug weg, um nicht sofort entdeckt zu werden, und nah genug, um in einem Notfall schnell erreichbar zu sein. Sie war gut verborgen. Wolfram hätte sie allein nie gefunden. Selbst als Rabe direkt davor stand, konnte der Zwerg sie immer noch nicht entdecken und glaubte schon, den Trevinici verloren zu haben, der sich anscheinend plötzlich in Luft aufgelöst hatte.
    Schließlich stieß Wolfram eher zufällig auf den

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