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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Morgenluft war kühl, aber angenehm. Ranessa schauderte unter ihrer Decke, obwohl Rabe, der kein Hemd trug, nicht fror. Sie hatte in ihrem Haus ein Feuer entfacht, um sich zu wärmen.
    »Ja, Schwester, was ist?«, fragte er, sich mühsam beherrschend.
    Ranessa sah ihn mürrisch an, die großen, braunen Augen halb gegen die helle Sonne zugekniffen. »Das Böse, das Jessan mitgebracht hat. Was hat er damit getan?«
    »Es ist eine Rüstung, Ranessa«, sagte Rabe. »Nichts weiter…«
    Sie stand auf, näherte sich ihm und legte eine Hand auf die Brust.
    »Jessan hat uns das Böse gebracht«, sagte sie leise. »Er hat es dir gegeben. Du bist dafür verantwortlich. Ihr beide seid es. Das Böse vergiftet alles in seiner Nähe. Es wird dem Volk den Tod bringen, wenn es nicht entfernt wird.«
    Sie rückte noch näher heran, die Augen weit geöffnet, so dass er sich selbst in dieser seltsamen, rotbraunen Tiefe gespiegelt sehen konnte. Und als er sich in ihren Augen erkannte, erkannte er auch seine eigenen Gedanken in ihrem Geist. Er hatte die gleichen Befürchtungen, was die Rüstung anging, war aber nicht im Stande gewesen, sie auszudrücken. Das beunruhigte ihn. Er hatte nicht gern die gleichen Gedanken wie eine Verrückte. Er versuchte zurückzuweichen, aber er hatte zugelassen, dass er mit dem Rücken zur Wand ihres Hauses stand. Er konnte nicht ausweichen, es sei denn, er schob Ranessa aus dem Weg, und er wollte sie nicht anfassen.
    »Wo hast du die Rüstung hingetan?«, fragte sie.
    »Die Rüstung befindet sich an einem sicheren Ort«, erklärte er mit belegter Stimme.
    »Gift«, zischte sie und starrte ihn unter ihrem zerzausten schwarzen Haarschopf her an. »Das Gift wird dem Volk Tod und Unglück bringen. Und es wird alles deine Schuld sein. Deine und Jessans Schuld, bis ihr dem ein Ende macht.«
    Immer noch schaudernd, obwohl es in der Sonne rasch wärmer wurde, drehte sie sich um und verschwand in der rauchigen Dunkelheit ihres Hauses.
    Rabe blieb noch einen Augenblick stehen und wartete darauf, dass sich sein Herzschlag und sein Atem wieder beruhigten. Er dachte voller Unbehagen darüber nach, was er tun sollte. Er versuchte sich einzureden, dass es nur der Wahnsinn war, der aus ihr gesprochen hatte. Aber dann lauerte der gleiche Wahnsinn in ihm, denn er spürte die Wahrheit ihrer Worte bis ins Herz.
    Besonders beunruhigt war er davon, dass sie zweimal von »Gift« gesprochen hatte. Die Rüstung befand sich in der Höhle mit den Lebensmitteln, die das Dorf im Fall einer Trockenheit oder einer Überschwemmung ernähren sollten. Nein – es war unmöglich, dass die Rüstung Lebensmittel vergiften konnte. Dieser Gedanke war absurd.
    Er schüttelte den Schrecken ab, den Ranessas Warnung hinterlassen hatte, und ging weiter aufs Heilerhaus zu, um den Ritter zu besuchen. Aber als er zu der Stelle kam, wo die Straße sich gabelte – eine Abzweigung führte zum Heilerhaus, die andere zur Höhle – bemerkte Rabe aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Als er zurückschaute, sah er zu seinem Unbehagen den
Zwerg
Wolfram, der hinter Ranessas Haus hervorkam.
    Der Zwerg hatte die Hände in die Taschen geschoben. Er ging vergnügt weiter und nickte Rabe freundlich zu, als er an ihm vorbeiging. Rabe warf ihm einen scharfen Blick zu und fragte sich, ob der Zwerg Ranessas Worte belauscht hatte. Dann erinnerte er sich daran, dass das unwichtig war. Schließlich sprachen Zwerge kein Trevini.
    »In einer Hinsicht hat Ranessa Recht«, musste Rabe zugeben und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Die Rüstung macht mir nichts als Ärger. Je eher ich sie loswerde, desto besser. Jessan wird so aufgeregt darüber sein, dass wir nach Dunkar gehen, dass er sie vollkommen vergessen wird.«
    Also schlug Rabe eine andere Richtung ein, die Straße zur Höhle. So in Gedanken versunken wie er war, bemerkte er nicht, dass auch Wolfram umkehrte. Hätte er zurückgeschaut, dann hätte er festgestellt, dass er nun im Morgenlicht zwei Schatten hatte – seinen eigenen, langen, großen Schatten und einen anderen, kleinen, untersetzten, der sich beinahe so rasch bewegte wie der erste.
    Bashae schlief an diesem Morgen lange, denn er war erschöpft von der abenteuerlichen Reise. Die Sonne war schon hoch in den Himmel gestiegen, bevor er unter der Decke im Zelt der Großmutter hervorkroch. Er streckte und reckte sich, döste noch einen Augenblick und lauschte träge dem Schimpfen und Zetern der Vögel, die mit dem Bauen eines Nests beschäftigt waren.
    Als

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