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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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der andere… vielleicht hat Joseph…«
    Der Hohe Magus grunzte und machte eine abfällige Geste, denn er kannte die Mängel von Josephs Beobachtungsgabe nur zu genau. »Wenn Ihr mir nichts Aufschlussreicheres mehr sagen könnt, Bruder Ulaf, dann – «
    »Es tut mir Leid, hoher Magus – «
    »Dann solltet Ihr jetzt ins Bett gehen. Bitte erwähnt diese Angelegenheit Euren Mitbrüdern gegenüber nicht. Ich möchte nicht, dass Panik ausbricht. Die Rüstung ist alt und archaisch, und vom Entwurf her sieht sie aus, als käme sie aus Vinnengael.« Das letzte Wort betonte er scharf. »In Dunkarga wurde so etwas noch nie gesehen. Ich denke daher, es ist ein Problem für Vinnengael und nicht für uns.«
    Ulaf verbeugte sich, sagte aber nichts.
    »Da die Rüstung aus Vinnengael kommt, sollte sofort ein Bericht über diese Angelegenheit zum Tempel dort gebracht werden. Ihr hattet sicher nicht vor, uns schon so bald zu verlassen, Bruder Ulaf, aber wenn ich schon einen Boten schicken muss, dann seid Ihr zweifellos der geeignete Mann – «
    »Ich wäre überglücklich, solche Nachrichten zum Tempel bringen zu können, Euer Gnaden. Ich kann am Morgen zur Abreise bereit sein oder wann immer es Euer Gnaden gefällt.«
    »Hervorragend. Ich werde den Bericht noch heute Nacht verfassen. Ich weiß, das bedeutet, dass Ihr nur ein paar Stunden Schlaf bekommen werdet, aber Ihr solltet beim ersten Morgenlicht bereit sein.«
    Wieder verbeugte sich Ulaf.
    Der Hohe Magus bückte sich und begann, die Rüstung in die Decke zu packen.
    Ulaf kniete nieder, um zu helfen, aber der Hohe Magus bedeutete ihm zu gehen. »Je weniger Personen sie berühren, desto besser. Ich werde mich darum kümmern. Geht ins Bett, Bruder Ulaf. Ihr braucht Ruhe.«
    Ulaf kehrte pflichtbewusst in den Tempel zurück. Er ging durch die schmalen Flure zu seiner Zelle, aber nur, um eine kleine Laterne zu holen und anzuzünden. Er drehte den Docht ganz nach unten und eilte dann quer durch den Tempel, bis er zur Küche kam, wo er durch die Hintertür hinaus in den Kräutergarten des Kochs ging.
    Sobald er draußen war, wagte er es nicht mehr, die Laterne zu benutzen, denn selbst ein winziger Lichtschimmer wäre aufgefallen. Allerdings gewöhnten sich seine Augen bald an die Dunkelheit, und was er suchte, war nicht weit entfernt. Leise versteckte er sich hinter einem Spalier mit Bohnen und wartete.
    Nur einen Augenblick später bemerkte er eine Gestalt – der Hohe Magus, der die Rüstung in eine Decke gewickelt hatte, war in den Garten hinausgekommen.
    »Ich hatte Recht«, sagte Ulaf leise zu sich selbst. »Er wird sie im Weinkeller verstecken.«
    Ulaf hatte sich gefragt, wo im Tempel der Hohe Magus die verfluchte Rüstung verbergen wollte. Er hatte keine Ahnung, ob eine solche Rüstung sofort zerstört werden könnte, aber er bezweifelte es. Dennoch musste sie irgendwo untergebracht werden, wo man sie nicht entdecken konnte und wo sie keinen Schaden anrichten konnte. Ulaf war dazu gezwungen gewesen, die Rüstung bei seiner Untersuchung zu berühren, und obwohl er seine Hände mehrmals an seinem Gewand abgewischt hatte, hatte er immer noch das Gefühl, dass die widerliche Flüssigkeit an seinen Fingern klebte.
    Im Weinkeller befanden sich jene Weinflaschen, die nur am Tisch des Hohen Magus serviert wurden, und daher blieb die Tür zu diesem Keller stets verschlossen. Der Hohe Magus verfügte als Einziger über Schlüssel. Der Weinkeller befand sich unter der Erde, damit die Weine das ganze Jahr über kühl blieben, und war nur durch eine Tür hinten im Küchengarten zugänglich.
    Ulaf sah zu, wie der Hohe Magus sich niederhockte, um das Vorhängeschloss an der Kellertür zu öffnen. Plötzlich aber hob der Hohe Magus den Kopf und richtete sich wieder auf.
    »Bist du das?«, fragte er leise.
    Etwas näherte sich durch den Garten. Ulaf erstarrte.
    »Ein Vrykyl«, hauchte er.
    Es war, als hätte die Nacht die Gestalt eines Menschen angenommen, bewege sich wie ein Mensch und benutze Arme und Hände wie ein Mensch. Die Nacht trug eine Rüstung, wie ein Mensch eine Rüstung tragen würde. Eine Rüstung aus Dunkelheit. Eine Rüstung, die dunkler als die Dunkelheit war. Eine schauerliche Rüstung mit Stacheln, die wie die Fresswerkzeuge eines giftigen Insekts vorstanden. Diese Rüstung sah ganz ähnlich aus wie jene, die der Hohe Magus immer noch in die Decke gewickelt hatte.
    Der Vrykyl ging zum Hohen Magus. Die beiden unterhielten sich leise; Ulaf konnte nicht verstehen, was sie

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