Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
es gebracht, Hoher Magus«, stotterte Joseph.
»Was für ein Offizier?«, wollte der Hohe Magus wissen. »Wie hieß er?«
»Ich, ich weiß nicht, Hoher Magus. Er wollte hereinkommen, und ich sagte, das ginge nicht. Und dann hat der Bruder hier – « Joseph warf Ulaf einen hilflosen Blick zu.
»Ich kam zufällig vorbei, Hoher Magus«, erklärte Ulaf untertänig. »Ich hörte den Soldaten am Tor. Er war vollkommen verzweifelt. Er drohte, das Bündel auf die Straße zu werfen. Ich konnte die Magie der Leere spüren und dachte – «
»Ja, ja« sagte der hohe Magus. Er verzog das Gesicht und warf noch einen Blick auf die Rüstung.
»Dann ist er hereingekommen und hat sie hier gelassen.«
Der Hohe Magus wandte den mürrischen Blick wieder Ulaf zu, der ihn demütig ertrug. »Ich nehme an, Ihr habt ihn befragt. Habt seinen Namen erfahren und wie er an dieses… dieses Ding geraten ist?«
»Ja, Hoher Magus«, sagte Ulaf, »aber er war nicht sonderlich mitteilsam. Ein Trevinici«, fügte er hinzu, als erklärte das alles.
»Und wie hieß er?«, wollte der Hohe Magus wissen. »In der Armee von Dunkarga gibt es tausend Trevinici-Soldaten.«
»Ich bedaure, Hoher Magus…« Ulaf senkte den Blick. »Ich habe nicht daran gedacht… die Rüstung war so schrecklich…«
Der hohe Magus schnaubte. »Du, Joseph?«, wollte er von dem Pförtner wissen. »Weißt du seinen Namen?«
»Ich… ich… ich…«, stotterte Joseph.
»Welchen Rang hatte er?« Der Hohe Magus wirkte ausgesprochen verärgert.
Ulaf war zerknirscht. »Es tut mir Leid, Hoher Magus, aber ich weiß nicht viel über die Armee von Dunkarga…«
Joseph konnte nur den Kopf schütteln.
»Geh!«, befahl der Hohe Magus, und der Pförtner floh dankbar ins Torhaus zurück.
Der Hohe Magus wandte sich Ulaf zu. »Habt Ihr wenigstens daran gedacht, den Trevinici zu fragen, wie er in den Besitz dieser verfluchten Rüstung gelangt ist, Bruder Ulaf?«
»Das habe ich in der Tat, Hoher Magus«, erklärte Ulaf.
In seiner Begeisterung fuchtelte er mit der Laterne herum und ließ dabei einen Lichtstrahl direkt in die Augen seines Gegenübers fallen, der seinen Arm hochriss und zurückwich.
»Es tut mir Leid, Euer Gnaden«, keuchte Ulaf und senkte hastig die Laterne. »Ich hatte Euch nicht blenden wollen.
Der Trevinici behauptete, er hätte die Rüstung auf der Jagd gefunden. Da die Rüstung recht… gut gemacht war und niemand in der Nähe war, der sie beanspruchte, glaubte er, sie sich aneignen zu können. Er entdeckte rasch, dass die Rüstung verflucht war, und beschloss, sie zum Tempel zu bringen, um sie loszuwerden.«
»Und was ist aus dem Ritter geworden, der diese Rüstung trug?«, fragte der Hohe Magus. Er warf einen Blick auf den fraglichen Gegenstand und zeigte auf das Loch im Harnisch. »Eine solche Wunde wäre tödlich.«
Ulaf spürte, dass er eingehend beobachtet wurde, obwohl er den Hohen Magus, der im Dunklen stehen geblieben war, nicht genau sehen konnte.
»Der Trevinici hatte keine Ahnung«, sagte Ulaf. »Er hat keine Spur von einer Leiche gefunden. Selbstverständlich hat der Mann gelogen«, fügte er verächtlich hinzu. »Er wollte nur nicht zugeben, dass er diese Rüstung einem Toten abgenommen hat. Wir wissen alle, was die Trevinici für Barbaren sind.«
Der Hohe Magus sagte nichts; er stimmte weder zu, noch widersprach er. Er starrte schweigend auf die Rüstung nieder. Ulaf ließ seinem Vorgesetzten respektvoll Zeit, dann meinte er zögernd: »Ich finde es schrecklich, annehmen zu müssen, dass es Ritter gibt – so etwas wie Paladine –, die sich der Magie der Leere geweiht haben, Euer Gnaden. Woher, glaubt Ihr, kann ein solcher Ritter gekommen sein? Was hatte er vor? Was hat ihn getötet? Er war doch sicher sehr mächtig.«
Wieder war Ulaf sich bewusst, dass er genauestens beäugt wurde.
»All das würde mich auch interessieren«, erklärte der Hohe Magus. »Und aus diesem Grund halte ich es für äußerst wichtig, mit dem Trevinici zu sprechen. Würdet Ihr ihn wiedererkennen, wenn wir ihn finden, Bruder Ulaf?«
»O ja, da bin ich sicher, Euer Gnaden«, antwortete Ulaf ohne Zögern. »Ich kann ihn sogar beschreiben.«
Und genau das tat er. Der hohe Magus lauschte zunächst sehr aufmerksam, dann schüttelte er den Kopf.
»Ihr habt einen Trevinici-Mann beschrieben, Bruder Ulaf. Ist Euch nichts Besonderes aufgefallen? Narben? Körperfarbe? Schmuck?«
Ulaf senkte den Blick. »Ich war aufgeregt… für mich sieht einer dieser Barbaren aus wie
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