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Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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seine Augen zurück, verschwanden aber gleich wieder. Das heftige Dröhnen in seinem Kopf blieb.
    »Kannst du gehen?«, fragte Bruder Patrick.
    »Mein Schwert«, erwiderte er.
    Der Mönch hob die Waffe auf. Er betrachtete die scharfe Klinge in einer Mischung aus Furcht und Verachtung und murmelte leise: »Wer nach dem Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.« Aber er lächelte, als er Hakon die Waffe reichte, schien nicht die geringste Angst vor ihm zu haben.
    »Was redest du da?« Hakon riss ihm das Schwert aus der Hand. Er brauchte mehrere Versuche, um die Schlinge an seinem Gürtel zu treffen. Widerwillig griff er sich an die Wunde an seiner Schläfe, eine Lappalie, wie er geglaubt hatte, aber das Dröhnen blieb, und seine Benommenheit wurde so stark, dass er sich am liebsten wieder gesetzt hätte. Er lehnte sich an die Felswand.
    Bruder Patrick griff geistesgegenwärtig nach ihm und stützte ihn. »Du bist verletzt«, sagte er. »Komm mit! In meiner Hütte kannst du dich ausruhen.«
    »In der Hütte eines Pfaffen?«
    »Willst du lieber hierbleiben? Ich glaube nicht, dass das sehr vernünftig wäre. Ich habe gerade die Leichen deiner Freunde mit Steinen bedeckt.«
    »Du hast sie bestattet? Nach Christenart?«
    »Ich habe Steine auf ihre Körper gelegt, damit die wilden Tiere sie in Ruhe lassen. Zu Gebeten war kaum Zeit. Als ich für sie beten wollte, hörte ich dich stöhnen. Willst du lieber hierbleiben und warten, bis sie zurückkommen?«
    »Ich werde … werde diese verdammten …«
    »Du wirst dich erst einmal ausruhen«, sagte der Mönch. Er legte den linken Arm des Nordmannes über seine Schulter und umfasste ihn. »Zu meiner Hütte ist es nicht weit. Ich habe heißen Tee auf dem Feuer stehen, und wenn du willst …« Er lächelte. »… hab ich auch Beerenwein.«
    Hakon fügte sich in sein Schicksal. Obwohl er sich nichts Demütigenderes vorstellen konnte, als von einem Pfaffen gestützt zu werden, ließ er sich über den steilen Pfad auf die Klippen helfen. Vor seinen Augen tanzten wieder bunte Schleier und er nahm die steinernen Hügel nur schemenhaft wahr. Er hatte Valgard gemocht und sein Tod schmerzte ihn. Was für eine Laune der Götter, ihn in einem Wrack weit übers Meer zu schicken und nur wenige Augenblicke nach seiner Rettung von anderen Nordmännern töten zu lassen.
    Der frische Wind, der auf den Klippen blies, und die Sonne, die ihm jetzt genau ins Gesicht schien, weckten seine Lebensgeister. Er konnte wieder klarer sehen und denken, hütete sich aber, den Mönch wegzustoßen, aus Furcht, er könnte stolpern und von den Klippen stürzen. Nur einen Moment kehrten seine Gedanken zu Folkmar zurück, den er auf den Klippen der Schafsinseln besiegt hatte. Würde er noch so einen Kampf bestehen müssen? Würde Bekan, der Berserkir, zurückkehren und ihn bei dem Pfaffen finden?
    Der Pfad führte am Abgrund entlang, wand sich durch einen lichten Wald aus kleinen Bäumen und fiel in ein zerfurchtes Tal hin ab, in dem das Rauschen eines Wasserfalls zu hören war. Zwischen den sattgrünen Wiesen ragten schwarze, teilweise mit dunklem Moos bedeckte Felsen empor.
    Die Hütte des Mönchs stand am Ufer des Flusses und so versteckt, dass Flakon sie erst sah, als er direkt davorstand. Ein einfaches Haus aus Felssteinen mit einem Dach aus Moos und Treibholz. Aus dem Windloch im Dach stieg leichter Rauch empor. Nur wenige Schritte vom Haus entfernt stürzte der Fluss über schwarze Felsen in die Tiefe, um dann durch eine weitere Schlucht in einen Fjord zu müden. Das Wasser sah kalt und klar aus.
    Bruder Patrick öffnete die Tür und führte Hakon in den kleinen Raum. Er war spärlich eingerichtet. Außer einer einfachen Liege gab es einen baufälligen Tisch, eine Bank und eine Kiste mit den wenigen Habseligkeiten des Mönchs. An der Wand über dem Nachtlager hing das Symbol der Christen.
    Hakon starrte auf das Kreuz, das er nun schon so oft gesehen hatte, auch bei seinem Rudernachbar Eyvind, und ließ sich auf das Lager sinken. Er war so erschöpft, dass er sofort einschlief, die Hände auf dem Buch an seiner Brust. Im Traum sah er eine junge Frau durch einen Wald mit hohen Bäumen taumeln. Ihre Hände waren gefesselt. Hinter ihr waren düstere Schatten zu erkennen. Wie die körperlosen Arme eines Ungeheuers griffen sie nach ihr. Er wollte zu ihr laufen und ihr helfen, griff nach dem Krummstab des Mönchs und humpelte ein paar Schritte, brach stöhnend zusammen und sah nur noch, wie die Schatten die

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