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Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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Gottes, der sich kampflos an ein Kreuz nageln ließ und den Menschen ein ewiges Leben vorgaukelte. Jeder wusste doch, dass das Tagewerk auch im Jenseits nur aus Kampf bestand.
    Doch noch war er zu schwach, um den Mönch zu verlassen. Sein Knöchel war stark geschwollen, und es würde bestimmt einige Tage dauern, bis er wieder normal laufen konnte. Seiner Kopfwunde ging es besser. Er verspürte kaum noch Schwindel, und das Dröhnen hatte deutlich nachgelassen. Er schloss die Augen und schlief ein, versank in einem Traum, der ihn diesmal nicht zu der jungen Frau, sondern an Bord eines Schiffes führte. Er stand am Hecksteven und genoss den Fahrtwind und die salzhaltige Luft, bis er Gunnhild bei den Ruderern entdeckte. Gunnhild von den Schafsinseln. Sie sagte nichts, verspottete ihn lediglich mit ihren Blicken, so wie am Ufer des Sees, als er nackt aus dem eisigen Wasser gestiegen war.
    Die Tür der Hütte war meist geschlossen, und Hakon hatte keine Ahnung, wie viele Tage er schon bei dem Mönch war, als er zum ersten Mal aufstand, vorsichtig ein paar Schritte ging und sich auf die Bank fallen ließ. Er trank den Beerenwein, den Bruder Patrick ihm reichte, und sagte: »Du bist ein seltsamer Mann, Patrick. Jeder andere Pfaffe hätte einen Nordmann wie mich liegen lassen. Oder er hätte ihm nachts ein Messer ins Herz gestoßen. Du aber hilfst mir, obwohl ich dein Feind bin und dich später vielleicht töten werde.«
    »Du bist nicht mein Feind und du wirst mich nicht töten«, sagte der Mönch. Er hatte einen Becher mit heißem Kräutertee vor sich stehen. »Du bist ein Mensch, der Hilfe braucht. Auch starke Nordmänner wie du sind nicht unverwundbar. Und unser Gott ist für alle Menschen da, sogar für die irregeleiteten Seelen, die nicht an ihn glauben. Woher kommst du, Hakon?«
    »Das geht dich nichts an«, erwiderte Hakon ruppig, um gleich darauf zu sagen: »Ich bin Hakon von Eisland, aber ich habe keine Sippe mehr, und die Männer, die meine Freunde getötet haben, sind auch meine Feinde. Weißt du, wer Ivar zum Einarmigen gemacht hat? Das war ich, weil er etwas hatte …«
    Der Mönch blickte ihn entsetzt an. »Was …«
    »Ach, nicht wichtig.« Hakon hatte das Gefühl, schon zu viel gesagt zu haben, und wechselte rasch das Thema. »Warum habt ihr nur einen Gott? Warum habt ihr nicht mehrere wie wir? Wenn euer Gott so schwach ist, dass ihn seine Feinde an ein Kreuz nageln konnten, könnte er doch Hilfe gebrauchen.«
    »Unser Gott ist mächtig. Er ist von den Toten auferstanden.«
    »Und er hat sich nicht an seinen Feinden gerächt?«
    »Liebet eure Feinde, spricht unser Gott«, antwortete der Mönch. »Wozu führt es denn, wenn einer sich am anderen rächt? Alle Familien, die sich im Namen unseres Gottes haben taufen lassen, haben der Blutrache abgeschworen. Die Blutrache ist eine Sünde. Wer ihr folgt, macht sich schuldig, Sohn.«
    »Sünde? Was ist das, Sünde?«
    »Wenn du gegen die Gesetze unseres Gottes verstößt. Du sollst nicht töten, sagt der Herr. Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst keine Sklaven halten …«
    »Keine Sklaven? Wie willst du ohne Sklaven leben?«
    »Auch Sklaven sind Menschen.«
    »Wie willst du deine Felder bestellen? Deine Schafe weiden?«
    »Christen haben keine Sklaven.«
    »Christen sind dumm!«, polterte Hakon zurück. »Sie geben sich mit einem Gott zufrieden und sie geben sich Gesetze, die kein Mensch einhalten kann.«
    Doch als er in dieser Nacht auf der Pritsche lag und der Mönch sich wie jede Nacht auf einer Decke auf dem Boden für die Nacht einrichtete, dachte er ernsthaft über die neue Religion nach. Von Valgard hatte er gehört, dass sich das Christentum immer weiter ausbreitete und er viele Nordmänner kannte, die zur Taufe gegangen waren. »Was ist schon dabei, Hakon?«, hatte er gesagt. »Auch ich denke daran, für die Christen ins Wasser zu steigen. Verstehe mich nicht falsch. Ich denke gar nicht daran, unseren Göttern abzuschwören. Aber warum soll ich nicht einem weiteren Gott huldigen? Das tut mir nicht weh, und wer weiß … vielleicht nützt es mir eines Tages sogar.«
    Valgard hatte recht, überlegte er. Es schadete nichts, an einen Gott mehr zu glauben, selbst wenn er offensichtlich feige war. Vielleicht hatte er andere Qualitäten. Die Christen waren reich. Ihre Gotteshäuser waren voller Schätze, ihre Heiligtümer mit Gold und Silber und Edelsteinen verziert.
    Er dachte an das kostbare Buch, das er unter seinem Wams trug, und überlegte, ob er es dem

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