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Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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muss neue Kräfte sammeln. Eine Wanderung wird mit dabei helfen. Wenn ich wiederkomme, hast du alle Zeichen gelesen.«
    »Ich will es versuchen, mein … Hakon.«
    »Das will ich dir raten, Pfaffe!«
    Hakon verließ die Hütte und blieb stehen, bis sich seine Augen an die ungewohnte Helligkeit gewöhnt hatten. Die Sonne stand hinter den Wolken und brachte sie zum Glänzen. Die Wiesen leuchteten tiefgrün und die Vulkanfelsen hoben sich dunkel davon ab. Ein vertrautes Bild für Hakon, der im hohen Norden aufgewachsen war. Die Luft roch nach dem übel riechenden Dampf, der aus den heißen Quellen strömte, die über die ganze Insel verteilt waren, und nach frischer Erde. Aus der Ferne drang das heftige Rauschen des Wasserfalls zu ihm herüber.
    Er ging am Fluss entlang, am Anfang noch etwas unbeholfen, aber dann immer sicherer, bis kaum noch etwas an den verrenkten Knöchel erinnerte. Von der Kopfverletzung war nur eine Blutkruste geblieben. Er musste diesem Pfaffen zugutehalten, dass er ihn beinahe so gut gepflegt hatte wie die Alte in Danmark. Er hatte genügend Vorräte in der Hütte und mit Heilkräutern kannte er sich ebenfalls aus. Störend waren nur diese Christengebete gewesen, die er ständig vor sich hin gemurmelt hatte.
    Über einen ausgetretenen Pfad, den wohl auch der Mönch oft benutzt hatte, stieg er zum Wasserfall hinab. Von einem Felsvorsprung konnte er über die tosenden Wassermassen hinweg in den nahen Fjord sehen, ein gewaltiges Bild, das sogar ihn beeindruckte, vor allem wegen des unablässiges Rauschens, das von dem stürzenden Wasser herüberklang. Doch seine Gedanken waren bei der geheimnisvollen Frau, die vor über vierhundert Wintern gelebt haben sollte. Sie war nicht tot. Das durfte nicht sein!
    Er starrte in das klare Wasser des Flusses und verlor sich in den Gedanken an die bronzehäutige Frau, als ihn eine innere Stimme zum Umkehren zwang. Er fühlte Unheil nahen. War der Pfaffe mit seinem Buch geflohen? Waren die Männer seiner ehemaligen Sippe gekommen? Er beschleunigte seine Schritte, rannte den Pfad hinauf und blieb abrupt stehen, als er Pferde vor der Hütte stehen sah. Aus dem Inneren drangen die bestialischen Schreie von Bekan, dem Berserkir, und gleich darauf die schrillen Hilfeschreie des Mönchs, die aber schon nach kurzer Zeit verstummten. Es folgten dumpfe Schläge, als würde jemand mit einem Schwert ein Tier zerteilen.
    Drei blutbesudelte Nordmänner traten aus der Hütte. Sie blieben im schwachen Sonnenlicht stehen und blickten ihn erstaunt an. »Hakon! Du bist wieder hier?«, rief Bekan. Er hatte sich ein Wolfsfell über den Kopf gestülpt und hielt etwas Blutiges in der Hand. »Machst du schon mit Pfaffen gemeinsame Sache?«
    Noch bevor Hakon antworten konnte, schleuderte ihm der Berserkir das blutige Etwas entgegen. Es blieb vor ihm liegen und glotzte ihn an. Der Kopf des Mönchs. Seine Augen waren selbst im Tode vor Entsetzen geweitet.
    Bekan lachte höhnisch. »Stell dir vor, er hatte das Buch, das du unserer Sippe gestohlen hast. Ich habe es ihm abgenommen. Du hast doch sicher nichts dagegen, dass wir es zu Ivar zurückbringen.« Er nickte seinen Begleitern zu, von denen einer das eingewickelte Buch unter dem Arm trug. Die beiden Männer sprangen auf ihre Pferde und ritten johlend davon, verschwanden zwischen den zerklüfteten Felsen.
    Hakon zog sein Schwert. Er brauchte keinen Kräutertrunk, um zum Berserkir zu werden, der Anblick der beiden Nordmänner, die mit seinem Buch davonritten, war genug. Er stieß einen Schrei aus, der sich als vielfaches Echo von den Felswänden brach. Mit Riesenschritten hastete er auf Bekan zu.
    Der zeigte sich wenig beeindruckt. »Komm nur, Verräter!«, schleuderte er ihm höhnisch entgegen. »Du wirst genauso sterben wie der Pfaffe! Ivar wird sich freuen, wenn ich ihm deinen Kopf vor die Füße werfe!«
    Hakon griff viel zu ungestüm an. Sein erster Schlag ging ins Leere, er stolperte, vom Schwung getrieben, gegen Bekans Pferd und entging nur deshalb einem tödlichen Hieb, weil der Berserkir nicht sein eigenes Reittier töten wollte. Er stieß sich vom Pferderücken ab und ging gleich wieder zum Angriff über, diesmal ruhiger und überlegter, traf aber nur die Klinge seines Feindes, die noch mit dem Blut Patricks besudelt war.
    Bekan reagierte schnell. Er blockte einen Schlag nach dem anderen ab, griff dann selbst an und lief in einen beidhändig geführten Hieb von Hakon, der eine blutige Schramme in seine Hüfte riss. Er schrie, mehr

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