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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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drauffalle«, sagte Johansson. Wirklich verdammt stur, dachte er.
    Langsam ist er wieder der Alte, dachte seine Frau. Störrisch wie ein alter Esel.

    Beim Kaffeetrinken nach dem Essen erzählte er ihr von der brillanten Idee, die er ein paar Stunden zuvor gehabt hatte.
    »Ich habe Alf für morgen zum Mittagessen eingeladen«, sagte Johansson.
    »Alf?«
    »Alf Hult.«
    »Deinen Schwager?«
    »Ja«, sagte Johansson.
    »Kommt Anna auch?«, fragte Pia, der es schwerfiel, ihr Erstaunen zu unterdrücken.
    »Anna? Welche Anna?«
    »Deine Schwester. Deine jüngste Schwester.«
    »Natürlich weiß ich, dass das meine kleine Schwester ist. Nein, sie kommt nicht. Nur Alf und ich.«
    »Aber du findest es doch meistens schon unerträglich, wenn du dich nur im selben Raum wie er aufhalten musst«, sagte Pia, die etliche Johansson’sche Familientreffen noch in guter Erinnerung hatte.
    »Jetzt übertreibst du«, meinte Johansson. »Alf hat viele gute Seiten. In gewisser Hinsicht ist er ein wunderbarer Mensch«, fügte er dann noch aus irgendeinem Grund hinzu.
    »Das ist mir wohl einfach noch nicht aufgefallen«, antwortete Pia. »Ich meine, dass du Alf so magst«, erklärte sie. »Eine neugierige Frage. Warum willst du ihn denn auf einmal treffen? «
    »Ich habe ihn angeheuert«, sagte Johansson. Die beste Idee seit diesem Abstecher zu Günters Korv, der mir das Leben gerettet hat, dachte er.

46
Samstagvormittag des 24. Juli 2010
    Alf Hult war pensionierter Wirtschaftsprüfer und verheiratet mit Johanssons jüngster Schwester Anna, dem Nesthäkchen der großen Kinderschar von Mama Elna und Papa Evert. Die Nachzüglerin der Familie und fünf Jahre jünger als das zweitjüngste Kind, der ehemalige Chef des Reichskriminalamtes, Lars Martin Johansson.
    Alf Hult hatte sein Berufsleben beim Finanzamt in Solna verbracht. Fast vierzig Jahre, vom BWL-Examen bis zur Rente. Erfolgreich und aus guten Gründen von den Privatpersonen und Körperschaften, die seine »zu prüfenden Objekte« dargestellt hatten, gefürchtet.
    Johanssons ältester Bruder Evert verabscheute ihn von ganzem Herzen. Alf Hult stellte für jede Form normalen Unternehmertums und überhaupt für jedes menschliche Leben eine Bedrohung dar. Diese Auffassung tat er auch in nüchternem Zustand gerne kund.
    Alf Hult kümmerte das wenig. Habichtsnase, groß, mager, schütteres Haar, durchtrainiert. Leicht gebeugt von all den Jahrzehnten, die er damit zugebracht hatte, sich mit diversen Versuchen seiner zu prüfenden Objekte, sich ihrer gesellschaftlichen Pflichten und staatsbürgerlichen Schuldigkeiten zu entziehen, rumzuschlagen. Ängstlich war er auch nicht gerade,
und beim fünfzigsten Geburtstag seiner Frau, zu dem sich auch ihr großer Bruder Evert im Namen der Familienliebe hatte einfinden müssen, hatte er seinem Schwager bei Kaffee und Kognak einen leisen Tadel erteilt.
    »Schwager, du findest vielleicht, ich hätte eine lange Nase, daran herumführen lasse ich mich jedoch noch lange nicht.«
     
    Nach seiner Pensionierung hatte Alf Hult begonnen, sich mit Ahnenforschung zu befassen. Leidenschaftlich und mit demselben Scharfsinn, derselben Präzision und derselben Genauigkeit, die er früher auf Fragen der Buchhaltung verwendet hatte. Da er genauso sorgfältig bei seiner eigenen Familie recherchierte wie bei anderen, unterhielt er seit einigen Jahren ein erfolgreiches Einmannunternehmen in der Ahnenforschungsbranche. Selbstredend hatte er auch die riesige Familie seiner geliebten Frau erforscht. Und zwar mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit, ohne auch nur den geringfügigsten historischen Fehlleistungen auszuweichen, wodurch er sich doppelten Groll zugezogen hatte, den von Papa Evert und den seines ältesten Sohnes Evert, bis zum Tage seiner Volljährigkeit, an dem sein Vater zum ersten Mal über das Unausweichliche sprach, auch Klein Evert genannt.
    »Von jetzt an dürft ihr meinen ältesten Sohn nicht mehr Klein Evert nennen. Von nun an sind wir beide einfach Evert, schließlich wird er alles einmal übernehmen.«
     
    Du, Alf, wirst mein eigener Sherlock sein, und ich bin Mycroft, dachte Lars Martin Johansson, als ihn sein Geistesblitz ereilt hatte. Mycroft Holmes, der ältere Bruder Sherlock Holmes’, der nicht einmal seinen bequemen Lehnstuhl hatte verlassen müssen, um die kompliziertesten Verbrechen aufzuklären. Was hätte passender sein können? Schließlich verbrachte auch er die meiste Zeit liegend auf seinem Sofa im
Arbeitszimmer. Näher kam er den

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