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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Kinder zu wenig Zeit gehabt hatte.
    Daraufhin hatte die Polizeiführung ihre Truppen umorganisiert. Die Chefin der Stockholmer Bezirkspolizei hatte eine Pressekonferenz anberaumt und in Radio, Fernsehen und allen anderen Medien eine Erklärung abgegeben. Es handele sich nicht nur um einen schändlichen Mord an einem fähigen und gewissenhaften Staatsanwalt und einem Vater zweier kleiner Kinder, hatte sie erklärt, sondern auch um einen Angriff auf das gesamte Rechtssystem, geplant und durchgeführt vom organisierten Verbrechen. Alle zur Verfügung stehenden Mittel würden eingesetzt werden, um diesen Mord aufzuklären. Während sie so sprach, hatte sie keine Sekunde an eine Neunjährige gedacht, die fünfundzwanzig Jahre zuvor vergewaltigt und ermordet und deren Leiche im Schilf bei Skoklosters Slott in Uppland versenkt worden war.
    Der Mordfall Yasmine Ermegan, neun Jahre, war bis auf Weiteres auf Eis gelegt worden. Diesen Bescheid hatte Kommissar Kjell Hermansson vom Bezirkskriminalamt Stockholm
von seinem unmittelbaren Vorgesetzten erhalten, und nach einer Woche hatte er alle Kartons, die Yasmine betrafen, wieder aus seinem Büro getragen und sie in den Lagerraum der Cold-Cases-Gruppe gestellt. Derselbe Kommissar Hermansson, der auch der Schwiegervater von Inspektor Patrik Åkesson war. Die Welt, in der die beiden ihr Leben verbrachten, war klein, und noch kleiner war sie für Polizisten.
    Dieselben Kartons, die immer noch dort gestanden hatten, als der Fall verjährte, dieselben Kartons, in denen die kleine Yasmine, die neun Jahre alt gewesen war, als jemand sie vergewaltigt und erstickt hatte, in den letzten fünfundzwanzig Jahren zur Ruhe gebettet worden war.
     
    Und eines Tages war also plötzlich Kjell Hermanssons ehemaliger Chef Bo Jarnebring erschienen und hatte darum gebeten, diese Kartons für einen guten Freund ausleihen zu dürfen. Und zwar nicht für irgendeinen Freund.
    »Lars Martin will sich den Fall ansehen«, hatte Jarnebring Hermansson erklärt.
    »So was«, hatte Hermansson gesagt, dem es nicht gelungen war, sein Erstaunen zu verbergen. Warum hat er sich nicht schon früher gemeldet?, dachte er.
    »Warum hat er nicht früher von sich hören lassen?«, fragte er laut. »Jetzt ist es zu spät, um etwas zu unternehmen.«
    »Du weißt doch selbst, was Lars Martin von Cold Cases hält«, meinte Jarnebring mit einem schiefen Lächeln.
    »Ja, das weiß ich«, erwiderte Hermansson und seufzte.
    In frischer Erinnerung, obwohl es fast zehn Jahre her war, hatte er noch das veritable Massaker vor Augen, das der damalige Chef des Reichskriminalamtes veranstaltet hatte, als er bei einem nationalen Symposion für Polizisten, die sich mit Cold Cases befassten, über ihn und seine Kollegen hergefallen war.

    »Es musste ihm erst mal ein Blutgefäß im Kopf platzen, damit er auf diese Idee kommt«, sagte Jarnebring und lachte.
     
    Von diesen Gedanken und Gesprächen wusste Lars Martin Johansson natürlich nicht das Geringste, als er sich in die Akten vertiefte, in die »letzten Zuckungen im Yasmine-Fall«. Eine vollkommen sinnlose, fast krampfhafte, letzte Zuckung des langen Armes des Gesetzes. Eine neue, erweiterte DNA-Analyse des Spermas, das der Täter auf Yasmines Leiche und auf ihren Kleidern vor über fünfundzwanzig Jahren zurückgelassen hatte.
    »Irgendwas von Interesse?«, wollte Pia wissen, legte ihre Zeitung beiseite und sah ihren Mann an, der zum zweiten Mal bei der Lektüre halblaut gemurmelt hatte.
    »Geht so. Ich lese die DNA-Analyse«, sagte Johansson. »Des Spermas, das im Yasmine-Fall sichergestellt wurde«, verdeutlichte er. »Es steht hier, dass der Täter mit einer Wahrscheinlichkeit von neunzig Prozent skandinavischer Abstammung ist, wahrscheinlich Schwede, vermutlich sogar aus Mittelschweden, ohne jegliche Beimischung fremder DNA, also aus ethnischer Perspektive betrachtet«, meinte er. Die werden wirklich immer geschickter, diese DNA-Leute. Bald werden sie einem ein Foto des Täters faxen können, dachte er.
    »Interessant.«
    »Finde ich nicht«, erwiderte Johansson und schüttelte den Kopf. Da wäre doch jedes Kind draufgekommen, dachte er. Er war immer davon ausgegangen, dass es sich so verhielt, schon lange, bevor er herausgefunden hatte, wo der Tatort war.
    »So, so«, meinte Pia und lächelte. Jetzt ist er wieder der Alte, dachte sie.
    »Allerdings«, sagte Johansson, der in Gedanken bereits woanders war. Dieser Typ bewegt sich wirklich vollkommen lautlos, dachte er.

    »Ich habe

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