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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Jahre später einen Überblick ermöglicht hätte.
    Max, dachte Johansson, griff zum Handy und rief ihn an. Nach ihm rufen wollte er nicht. Matilda zu fragen, die sicher vor seiner Tür stand und die Ohren spitzte, kam ihm gar nicht erst in den Sinn. Wer weiß schon, was ihr mit dieser Mutter alles zugestoßen ist?, dachte Johansson. Kein plopp, plopp, definitiv keine Augen, die mit Hilfe langer roter Fingernägel rausploppten.
    »Könnten Sie herkommen?«, fragte Johansson, so als führte er ein ganz normales Telefonat.

    »Ich sitze in der Küche, Chef«, sagte Max, dem es schwerfiel, sein Erstaunen zu verbergen.
    »Dann aber dalli, dalli«, sagte Johansson.
     
    Höchstens zwanzig Meter und trotzdem zehn Sekunden. Haarsträubend, dass das so lange dauern kann, dachte Johansson.
    »Was kann ich für Sie tun, Chef?«, fragte Max.
    »Setzen Sie sich«, sagte Johansson und nickte in Richtung des Stuhls, der neben seinem Sofa stand.
    »Ich höre, Chef«, sagte Max und nahm Platz.
    »Eine direkte Frage, Max«, sagte Johansson. »Gehören Sie zu den Leuten, die dichthalten können?«
    »Ja«, sagte Max. »Ich kenne zumindest niemanden, der es besser könnte.«
    »Kein Wort«, sagte Johansson. »Nicht mal zu Evert. Verstanden? «
    »Ja«, erwiderte Max.
    »Gut«, sagte Johansson. »In diesem Karton liegen unzählige Auszüge aus dem Kraftfahrzeugregister. Leute, die vor etwa fünfundzwanzig Jahren einen roten Golf besaßen. Im Juni 1985. Prüfen Sie nach, ob Sie einen Staffan Leander finden«, sagte er und reichte Max das Blatt, das er von Matilda bekommen hatte.
    »Wie viele sind das denn?«, fragte Max.
    »Hunderte«, meinte Johansson. »Vielleicht sogar tausende. Eine Unmenge.« Was weiß ich schon, dachte er.
    »Gibt es keine Liste?«
    »Nein«, antwortete Johansson. »Irgendein Idiot hat sie nämlich verschlampt.« Vor ungefähr fünfundzwanzig Jahren, dachte er.
    »Aha«, meinte Max. »Ist es okay, wenn ich den Karton in mein Zimmer mitnehme?«

    »Natürlich«, sagte Johansson und nickte in Richtung der geschlossenen Türe. »Unter der Bedingung, dass nicht …«
    »Ich weiß«, sagte Max und lächelte.
     
    Max kam eine gute Stunde später zurück.
    »Und, haben Sie was gefunden?«, fragte Johansson. Dumme Frage, dachte er, da er die Antwort bereits an seinen Augen ablesen konnte.
    »Kein Staffan Leander. Auch kein anderer Leander.«
    »Sind Sie sich ganz sicher?«
    »Hundert Prozent«, antwortete Max. »Es handelte sich um gut eintausendsiebenhundert zugelassene Fahrzeuge, wenn Sie das interessiert, Chef. Golf, Baujahr 1982 bis 1986. Es gibt einen Haufen registrierter Besitzer, die Staffan mit Vornamen heißen, aber keinen, der Leander mit Nachnamen heißt. Fast die Hälfte sind Firmenwagen, Leihwagen oder Leasingfahrzeuge. Sind Sie sich ganz sicher, Chef, dass dieser Leander nicht mit so einem rumgefahren ist?«
    »Nein«, meinte Johansson. »Das wäre durchaus möglich.« Schlimmstenfalls habe ich mich geirrt, dachte er.

62
Dienstag, 3. August 2010
    Am Morgen erhielt er seine neue Krücke. Sie reichte von seiner rechten Achselhöhle zum Fußboden, ein verlängerter Arm mit Pistolengriff, der sein wackliges rechtes Bein und seinen Oberarm stützte. Er konnte die Krücke mühelos halten.
    »Haben Sie die selbst angefertigt?«, fragte Johansson.
    »Kontakte«, antwortete Max. »Ich habe Hockey gespielt und bin selbst mit so einer herumgehumpelt.«
    »Danke«, sagte Johansson.
     
    Dann rief ihn sein Schwager auf dem Handy an.
    »Ich glaube, ich habe was gefunden«, sagte Alf Hult.
    »Ach, wirklich«, sagte Johansson, »erzähl.«
    »Ich wollte dir vorschlagen, bei dir vorbeizuschauen. Die Sache ist nämlich etwas kompliziert. Aber nur, wenn du nicht anderweitig beschäftigt bist.«
    »Ich bin nie beschäftigt«, meinte Johansson. »Wenn du willst, kann ich dich zum Mittagessen einladen.«
    »Wir sehen uns in einer Stunde. Der Bus fährt in fünfzehn Minuten«, sagte Alf, der in Täby wohnte und laut seinem ältesten Schwager Evert nicht einmal zu seiner eigenen Hochzeit ein Taxi genommen hatte, wenn man diesem glauben konnte.

    Eine halbe Stunde später klopfte Matilda an der Tür.
    »Ja«, sagte Johansson, der auf dem Sofa lag und J. D. Salingers posthume »Amerikanische Betrachtungen« las, die einige Wochen zuvor in den USA erschienen waren. Laut einem Zitat der New-York-Times -Literaturbeilage »eine erschütternde Abrechnung mit allen Ismen, die nicht nur den American Dream zerstört, sondern auch höchst

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