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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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den Kühlschrank gelehrt, den Müll weggetragen, Staub gesaugt und das Meiste aufgeräumt«, sagte Max. »Dann habe ich Kaffee gekocht.«
    In der linken Hand hielt er ein längliches Tablett mit drei Gläsern, drei Kaffeebechern, einer Thermoskanne, einer Flasche Mineralwasser, einem Milchkännchen und einer großen Obstschale. Er hielt das Tablett am Rand fest, zwischen Daumen und den übrigen Fingern der linken Hand festgeklemmt, während er den Tisch, der zwischen ihnen stand, verschob. Mit der Rechten, mit demselben Griff, ohne im Mindesten zu zittern.
    Ich glaube dir, dachte Johansson. Du kennst niemanden, der stärker ist als du.
    »Ich kann nach Hause fahren«, sagte Johansson ein paar Stunden später, als sie in den Wagen steigen wollten.
    Weder Max noch Pia sagten etwas. Sie nickten einfach und sahen sich nicht einmal heimlich an.
    Der letzte Sommer, dachte Johansson, als er auf die große Landstraße Richtung Norrtälje und Stockholm fuhr. Der letzte Sommer. Aber vorher gehe ich noch auf die Elchjagd.
     
    In der Nacht träumte er. Von Maxim Makarov, dem in Russland geborenen Flüchtlingsjungen, der aus einem Kinderheim in Sankt Petersburg nach Schweden kam, als er zehn Jahre alt war und aus gutem Grund niemanden kannte, der stärker war als er. Von dem mitfühlenden und noch gesichtslosen Pädophilen, der sie möglicherweise zusammengeführt hatte.
    »Aufwachen, Chef«, sagte Max und berührte Johansson vorsichtig an der Schulter. »Was soll ich mit ihm machen, Chef?«, fragte er.
    Dann hielt er Johansson, der in seinem Bett auf der Seite lag, den Kindsmörder hin. Er hielt ihn zwischen Daumen
und Fingern wie ein Tablett mit Kaffeegeschirr, ohne auch nur im Geringsten zu zittern. Der Pädophile hing einfach da. Während Maxim Makarov sein Leben in der linken Hand hielt, hing er einfach mit geschlossenen Augen und hängendem Kopf da, ohne sich zu bewegen.
    »Lass mich nachdenken«, sagte Johansson. »Lass mich nachdenken.« Dann erwachte er. Setzte sich kerzengerade auf. Sein Herz hämmerte wie ein Schmiedehammer in seiner Brust.

60
Montag, 2. August 2010
    Montag, eine neue Woche, ein neuer Tag. Ein weiterer Tag im neuen Leben Lars Martin Johanssons, in seinem Leben als Patient. Seine Frau Pia ging zur Arbeit, während er noch im Halbschlaf im Bett lag, zu müde, um sich auch nur mit ihr zu unterhalten, als sie sich über ihn beugte und mit den Fingern über seine Stirn strich.
    Matilda servierte ihm sein Frühstück auf einem Tablett, das sie auf den Tisch neben das Sofa in seinem Arbeitszimmer stellte. Ein gesundes Frühstück, das aus Dickmilch, Obst und Müsli, einem gekochten Ei und einer Tasse starkem Kaffee als Zugeständnis an sein bisheriges Leben bestand. Unter der Zeitung lag ein Umschlag mit zwölf Fünfhundertkronenscheinen.
    Ich hoffe, sie hat der alten Schachtel einen Tritt gegeben, dachte Johansson, die alte Schachtel, Matildas Mutter, die gegen das vierte Gebot verstoßen hatte, indem sie ihrer Tochter angetan hatte, was sie nie sich selber antun würde.
    »Matilda«, fragte Johansson, als sie kam, um das Frühstückstablett abzuräumen. »Sie haben nicht zufällig eine Ahnung, was das hier ist?«, fragte er und hielt den Umschlag in die Höhe.
    »Nicht den blassesten Schimmer«, meinte Matilda und
schüttelte den Kopf. »Schauen Sie doch nach, ob Sie einen Zahn verloren haben«, sagte sie.
    »Einen Zahn?«
    »Vielleicht war das ja die gute Zahnfee«, meinte Matilda und lächelte. »Danke, übrigens«, sagte sie noch, als sie die Tür hinter sich schloss.
     
    Bloß zwei Angestellte und schon Probleme mit dem Personal, dachte Lars Martin Johansson, der vor nicht allzu langer Zeit tausend Polizisten befehligt hatte. Als sie zur Krankengymnastin fuhren, nahm Johansson hinter dem Steuer Platz, und als sich Matilda neben ihn setzen wollte, schüttelte Max nur den Kopf.
    »Hinten«, sagte er und wies mit dem Daumen auf die Rückbank.
    »Warum?«, fragte Matilda. »Ist vorne Männern vorbehalten, oder was?«
    »Sie dürfen gerne vorne sitzen«, sagte Max und lächelte.
    »Unter welcher Bedingung?«
    »Dass Sie Fahrlehrerin sind«, erwiderte Max grinsend.
    »Nicht weniger als Sie«, meinte Matilda.
    »Aber ich bin stärker«, meinte Max und lächelte.
    »Hört auf zu zanken, Kinder«, sagte Johansson, dem es plötzlich ungewöhnlich gut ging. Auf der Rückbank saß die gute Zahnfee, etwas säuerlich vielleicht, aber das würde rasch vorübergehen, und neben ihm saß ein ehemaliger russischer

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