Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
blickte kurz in unsere Richtung, sah aber nichts, was ihn beunruhigte. Ein anderer Mann schlug den Hund, und jemand lachte.
    Leise befahl ich vier von meinen Männern zu mir in den Graben. Dort standen sie, bildeten eine Linie und halfen den anderen die tückische, schlüpfrige Schräge hinunter, durch das Wasser und auf der anderen Seite wieder hinauf. In meinen Stiefeln schmatzte das Wasser, als ich aus dem Graben stieg. Ich kauerte mich tief hin, während meine Männer den Graben überquerten und eine Kampflinie bildeten. «Schildwall», zischte ich meiner Vorhut aus Dänen und Friesen zu. «Osferth?»
    «Herr?»
    «Du weißt, was du zu tun hast.»
    «Ja, Herr.»
    «Dann tu’s.»
    «Ich hatte Osferth beinahe die Hälfte meiner Männer und sorgfältige Anweisungen gegeben. Er zögerte. «Ich habe für Euch gebetet, Herr», sagte er.
    «Dann hoffen wir, dass deine verdammten Gebete wirken», flüsterte ich und berührte den Thorshammer, den ich um den Hals trug.
    Meine Männer bildeten einen Schildwall. Jeden Augenblick, so dachte ich, würde uns jemand entdecken, und die Gegner, denn in diesem Moment waren Sigelfs Männer unsere Gegner, würden ihren eigenen Schildwall aufstellen und uns vierfach oder fünffach überlegen sein, doch der Sieg kommt nicht zu Männern, die auf ihre Ängste hören. Mein Schild berührte den von Rollo, und ich zog Schlangenhauch. Seine lange Klinge fuhr seufzend die Kehle der Schwertscheide hinauf. «Sigurd!», zischte ich. Dann lauter: «Vorwärts!»
    Wir griffen an. Beim Voranstürmen brüllten wir den Namen unseres Gegners. «Sigurd!», schrien wir. «Sigurd! Sigurd!»
    «Töten!», rief ich auf dänisch. «Töten!»
    Wir töteten. Wir töteten Sachsen, Männer von Wessex, wenn sie auch in dieser Nacht von ihrem Aldermann dazu verführt worden waren, in den Diensten der Dänen zu kämpfen, doch wir töteten sie, und von diesem Tage an hat es immer Gerüchte über das gegeben, was wir in jener Nacht taten. Ich bestreite diese Gerüchte, das versteht sich, doch nur wenige glauben mir. Zuerst war das Töten leicht. Die Männer von Cent schliefen noch halb, wurden überrascht, ihre Späher hatten im Süden gestanden, statt nach Gegnern im Norden Ausschau zu halten, und wir hieben und hackten uns bis tief in ihr Lager hinein. «Sigurd!», rief ich und rammte Schlangenhauch in einen erwachenden Mann, dann beförderte ich ihn mit einem Fußtritt in ein Lagerfeuer und hörte ihn schreien, während ich die Klinge zum Hieb gegen einen Jüngling zurückschwang, und unsere Angriffspitze nahm sich nicht die Zeit, die Männer, die wir verletzten endgültig zu töten, sondern überließ diese Aufgabe der zweiten Reihe unserer Krieger. Wir verkrüppelten die Männer von Cent, verwundeten sie, machten sie nieder, und unsere zweite Reihe stach mit dem Schwert oder Speer auf sie ein, und ich hörte Männer um Gnade flehen, rufen, dass sie auf unserer Seite waren, und ich brüllte unseren Kampfruf nur noch lauter. «Sigurd! Sigurd!»
    Dieser erste Angriff brachte uns bis zum zweiten Drittel ihres Lagers. Männer flohen vor uns. Ich hörte einen Mann mit dröhnender Stimme rufen, sie sollten einen Schildwall aufstellen, aber unter Sigelfs Männern war kopfloses Entsetzen ausgebrochen. Ich sah einen Mann, der seinen Schild aus einem Stapel herausziehen wollte. Verzweifelt zerrte er an den Lederschlaufen und starrte uns mit schreckgeweiteten Augen entgegen. Dann ließ er den Schild los und rannte. Ein Speer flog in einem Bogen durch das Licht eines Lagerfeuers und verschwand hinter meiner Schulter. Unser Schildwall hatte seinen Zusammenhalt verloren, aber den brauchte er nicht, denn die Gegner zerstreuten sich. Es konnte nur noch wenige Momente dauern, bis sie erkannten, wie lächerlich klein meine Angriffstruppe war, aber dann bewiesen die Götter, dass sie auf unserer Seite waren, denn Aldermann Sigelf galoppierte uns entgegen. «Wir sind mit euch!», rief er. «Herr im Himmel, ihr verdammten Narren, wir sind mit euch!»
    Die Wangenstücke meines Helmes waren geschlossen. Wir trugen kein Banner, denn das hatte ich Osferth mitgegeben. Sigelf hatte keine Vorstellung, wer wir waren, wenn er auch zweifellos meinen prächtigen Helm bemerkte und die feingeschmiedeten Glieder meines schlammbespritzten Kettenhemdes. Ich hob mein Schwert und hielt damit meine Männer an.
    Sigelf bebte vor Zorn. «Ihr verdammten Narren», knurrte er. «Wer seid ihr?»
    «Seid Ihr auf unserer Seite?», fragte ich.
    «Wir sind mit

Weitere Kostenlose Bücher