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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sollen.»
    «Eine Begleitmannschaft, Herr, ganz recht. Sie wird vermutlich von Jarl Oscytel angeführt.»
    Von Oscytel hatte ich schon gehört. Er war der Befehlshaber über Eohrics Hauskerle und damit der oberste Heerführer Ostangliens. «Und wie viele Männer wird er mitbringen?», fragte ich.
    Die Zwillinge zuckten mit den Schultern. «Vielleicht einhundert?», sagte einer.
    «Oder zweihundert?», sagte der andere.
    «Und dann werden wir alle zusammen nach Eleg gehen», sagte der erste Zwilling heiter.
    «Mit frohen Gesängen», warf Bruder John ein, «wie die kleinen Vögelein.»
    Also wurde von mir erwartet, dass ich mit einem halben Dutzend Prunkbannern und einem Trupp singender Mönche nach Ostanglien marschierte? Das würde Sigurd gefallen, dachte ich. Es lag unbedingt in seinem Interesse, den Vertragsschluss zu verhindern, und es gab für ihn kaum eine bessere Art, um sein Ziel zu erreichen, als mich in einen Hinterhalt zu locken, noch bevor wir überhaupt in Huntandon ankamen. Ich war nicht sicher, ob er das tatsächlich plante, es war nur eine Vermutung. Nach allem, was ich wusste, war Sigurd wirklich dabei, das Julfest zu begehen, und hatte nicht die Absicht, einen schnellen winterlichen Feldzug zu unternehmen, um das Bündnis zwischen Wessex, Mercien und Ostanglien zu verhindern. Doch niemand, der annimmt, seine Feinde würden schlafen, bleibt lange am Leben. Ich gab Sigunn einen Klaps aufs Hinterteil. «Würdest du das Julfest gern in Eleg verbringen?», fragte ich sie.
    «Weihnachten», konnte sich einer der Zwillinge die Richtigstellung nicht verkneifen, doch dann erbleichte er unter dem Blick, den ich ihm zuwarf.
    «Ich würde zu Jul lieber hier sein», sagte Sigunn.
    «Wir gehen nach Eleg», erklärte ich ihr, «und du trägst die Goldketten, die ich dir gegeben habe. Es ist wichtig, dass wir mit unserem Erscheinen beeindrucken», fügte ich hinzu. Dann sah ich Willibald an. «So ist es doch, Pater, nicht wahr?»
    «Ihr könnt sie nicht mitnehmen!», zischte Willibald.
    «Ich kann es nicht?»
    Er ließ seine Hände flattern. Er wollte sagen, dass die Pracht von Alfreds Hof von der Anwesenheit einer dänischen Schönheit verseucht werden würde, aber er wagte es nicht, diese Worte laut auszusprechen. Er starrte einfach nur Sigunn an, die Witwe eines dänischen Kriegers, den wir bei Beamfleot getötet hatten. Sie war etwa siebzehn Jahre alt, ein schlankes Mädchen mit heller Haut, blauen Augen und Haar wie schimmerndes Gold. Sie trug ein prächtiges Gewand, ihr Kleid aus hellgelbem Leinen schmückte eine verzwickte blaue Randstickerei aus Drachenleibern, die sich um den Saum, den Halsausschnitt und die Ärmelkanten wanden. Gold hing um ihren Hals und blitzte an ihren Handgelenken, ein Zeichen dafür, dass sie eine bevorzugte Stellung genoss, der Besitz eines Herrn war. Sie gehörte mir, aber den größten Teil ihres Lebens hatte sie nur die Gesellschaft von Haestens Männern gekannt, und Haesten war auf der anderen Seite Britanniens, in Ceaster.
    Und das war der Grund, aus dem ich Sigunn Richtung Eleg mitnehmen würde.
    Es war die Zeit des Julfestes 898, und irgendwer versuchte mich zu töten.
    Doch stattdessen würde ich ihn töten.

    Sihtric hatte meine Befehle zwar merkwürdig widerstrebend erfüllt, aber der Mann, den er mir brachte, war eine gute Wahl. Er war noch jung, kaum älter als zwanzig, und er behauptete, Magier zu sein, was hieß, dass er ein Galgenstrick war, der von Stadt zu Stadt zog, um Talismane und Zaubermittel zu verkaufen. Er nannte sich Ludda, allerdings bezweifelte ich, dass das sein echter Name war, und er wurde von einem kleinen, dunkelhaarigen Mädchen namens Teg begleitet, das unter dichten schwarzen Augenbrauen und einem vogelnestartigen Wust von wirrem Haar finster zu mir emporblickte. Sie schien vor sich hinzumurmeln, während sie mich ansah. «Belegt sie da jemanden mit Zaubersprüchen?», fragte ich.
    «Das kann sie, Herr», gab Ludda zurück.
    «Und tut sie es?»
    «Oh, nein, Herr», versicherte mir Ludda eilig. Ebenso wie das Mädchen kniete er vor mir. Er hatte ein täuschend offenes Gesicht mit großen blauen Augen, einen breiten Mund, und er lächelte viel. Außerdem hatte er sich einen Sack auf den Rücken gehängt, und es erwies sich, dass er darin seine Zaubermittel aufbewahrte, meistens Elfensteine und schimmernde Kiesel, dazu ein Bündel kleiner Ledertäschchen, von denen jedes ein oder zwei rostige Eisenstückchen enthielt.
    «Was ist das?», fragte ich und

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