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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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schubste die Täschchen mit dem Fuß an.
    «Ah», sagte er und grinste verlegen.
    «Wer die Menschen, die auf meinem Land leben, betrügt, der wird bestraft», sagte ich.
    «Betrügt, Herr?» Unschuldig sah er zu mir auf.
    «Ich ertränke diejenigen», sagte ich, «oder ich knüpfe sie auf. Hast du die beiden Toten draußen bemerkt?» Die Leichen der beiden Männer, die versucht hatten, mich zu töten, hingen immer noch an der Ulme.
    «Sie sind schwer zu übersehen, Herr», sagte Ludda.
    Ich nahm eines der kleinen Ledertäschchen und schüttelte zwei verrostete Nägel auf meine Handfläche. «Du erzählst den Leuten, wenn sie mit diesem Beutel unterm Kopfkissen schlafen und ein Gebet aufsagen, verwandelt sich das Eisen in Silber.»
    Die großen blauen Augen wurden noch größer. «Aber warum sollte ich so etwas erzählen, Herr?»
    «Damit du reich wirst, indem du Eisenstückchen für den hundertfachen Preis ihres tatsächlichen Wertes verkaufst.»
    «Aber wenn sie nur inbrünstig genug beten, Herr, dann könnte der Allmächtige ihre Gebete doch erhören, oder nicht? Und es wäre unchristlich von mir, einfachen Leuten die Gelegenheit für ein Wunder zu verweigern, Herr.»
    «Ich sollte dich hängen», sagte ich.
    «Hängt lieber sie stattdessen, Herr», sagte Ludda hastig und nickte in Richtung seines Mädchens. «Sie ist Waliserin.»
    Ich musste lachen. Das Mädchen sah böse vor sich hin, und ich versetzte Ludda einen gutmütigen Klaps hinter die Ohren. Ich hatte Jahre zuvor eines von diesen Wundertäschchen gekauft, weil ich irgendwie geglaubt hatte, dass Gebete rostiges Metall in Gold verwandeln würden, und ich hatte es von genau so einem Gauner wie Ludda gekauft. Ich hieß ihn aufstehen und ließ die Diener für ihn und das Mädchen etwas zu essen und Ale bringen. «Wenn wir von hier aus nach Huntandon reisen», sagte ich zu ihm, «welche Strecke würden wir da nehmen?»
    Er dachte ein paar Augenblicke nach, um festzustellen, ob sich hinter dieser Frage ein Falle verbarg, dann sagte er achselzuckend: «Das ist keine schwierige Reise, Herr. Ihr geht ostwärts nach Bedanford, und von dort aus gibt es eine gute Straße an einen Ort namens Eanulfsbirig. Dort überquert Ihr den Fluss, Herr, und haltet Euch nordostwärts bis Huntandon.»
    «Welcher Fluss?»
    «Die Ouse, Herr.» Er zögerte. «Von den Heiden weiß man, dass sie ihre Schiffe die Ouse hinaufgerudert haben, Herr, und zwar weit, bis nach Eanulfsbirig. Dort gibt es eine Brücke. Außerdem noch eine bei Huntandon, die überquert Ihr, um in die Siedlung zu kommen.»
    «Also überquere ich den Fluss zweimal?»
    «Dreimal, Herr. In Bedanford auch noch, allerdings ist dort nur eine Furt.»
    «Also muss ich hin und her über den Fluss wechseln?», fragte ich.
    «Ihr könnt auch dem Nordufer folgen, wenn Ihr es wünscht, Herr, dann müsst Ihr die anderen Brücken nicht benutzen, aber die Reise dauert viel länger, und es gibt auf dieser Uferseite keine gute Straße.»
    «Gibt es noch eine andere Stelle, an der man durch den Fluss waten kann?»
    «Nicht flussabwärts von Bedanford, Herr, jedenfalls wäre es nicht leicht, nicht nach all diesem Regen. Er ist bestimmt über die Ufer getreten.»
    Ich nickte. Ich spielte mit ein paar Silbermünzen, und weder Ludda noch Teg konnten ihren Blick von dem Geld abwenden. «Erklär mir», sagte ich, «wenn du die Leute von Eleg hereinlegen wolltest, wie würdest du dann dorthin reisen?»
    «Oh, durch Grantaceaster», sagte er ohne zu überlegen. «Das ist bei weitem die schnellste Strecke, und es gibt überaus leichtgläubiges Volk in Grantaceaster, Herr.» Er grinste.
    «Und wie weit ist Eanulfsbirig von Huntandon?»
    «Einen Vormittagsspaziergang, Herr. Das ist gar keine Entfernung.»
    Ich ließ die Münzen auf meine Handfläche fallen. «Und die Brücken?», fragte ich. «Sind sie aus Holz oder aus Stein?»
    «Beides Holzbrücken, Herr», sagte er. «Früher waren sie aus Stein, aber die römischen Bögen sind eingestürzt.» Er erzählte mir von den anderen Siedlungen am Ufer der Ouse, und dass das Tal immer noch eher sächsisch als dänisch war, selbst wenn alle Bauern dort Abgaben an die dänischen Herren entrichteten. Ich ließ ihn reden, doch ich dachte über den Fluss nach, den wir überqueren mussten. Wenn Sigurd einen Hinterhalt plante, dann würde er sich Eanulfsbirig aussuchen, weil er wusste, dass wir dort über die Brücke mussten. Ganz bestimmt würde er nicht Huntandon nehmen, wo uns die ostanglische

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