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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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viele wir wohl töten müssten.
    «Zwanzig auf jedem Schiff», sagte er, «aber dort aus dem Niederwald steigt Rauch auf, also könnte er möglicherweise noch mehr haben, die sich gerade ein bisschen aufwärmen.»
    «Sie werden nicht über den Fluss kommen, um sich umbringen zu lassen», sagte ich. Der Grund unter unseren Füßen war feucht und weich, bei jedem Schritt schmatzte der Morast. Es herrschte kein Wind. Jenseits des Flusses hingen immer noch blassgelbe Blätter an ein paar Ulmen. Wacholderdrosseln flogen von der Uferwiese zu den Bäumen. «Wenn wir mit dem Töten anfangen», erklärte ich Sigunn, «dann nimmst du unsere Pferde am Zügel und reitest zurück in den Wald.»
    Sie nickte. Ich hatte sie mitgebracht, weil Ivann sie mit uns zusammen erwartete und weil sie schön war, und das bedeutete, dass er vor allem sie ansehen würde, statt auf den Wald zu achten, in dem meine Reiter warteten. Ich hoffte, dass sie sich gut versteckt hielten, aber ich wagte keinen Blick über die Schulter.
    Ivann war die Uferböschung heraufgestiegen und vertäute den Schiffsbug am Stamm einer Pappel. Die Strömung schwenkte den Schiffsrumpf flussabwärts herum, was hieß, dass die Männer an Bord problemlos ans Ufer springen konnten. Sie waren zwanzig, und wir waren nur acht, und Ivann beobachtete uns, und ich hatte ihm erzählt, wir würden Dienerinnen mitbringe, und es waren keine da, aber Männer sehen, was sie sehen wollen, und er hatte nur Augen für Sigunn. Er wartete nichtsahnend ab, während wir herankamen. Ich lächelte ihn an. «Stehst du in Eohrics Diensten?», rief ich ihm zu.
    «Ja, Herr, wie ich Euch schon gesagt habe.»
    «Und will er Uhtred töten?», fragte ich.
    Ein erster Zweifel flackerte über sein Gesicht, aber ich lächelte immer noch. «Ihr wisst von …», begann er eine Frage, die er nicht beendete, weil ich Schlangenhauch gezogen hatte, und das war das Zeichen für meine übrigen Männer, im Galopp aus dem Wald zu kommen. Eine Reihe Pferde, Hufe, die Wassertropfen und Erdklumpen emporschleuderten, Reiter, die Speere und Äxte und Schilde schwangen, der drohende Tod an einem Winternachmittag, und ich hob meine Klinge gegen Ivann, wollte ihn von der Festmacherleine wegtreiben, doch da stolperte er und stürzte zwischen das Schiff und das Ufer.
    Und damit war es vorbei.
    Unversehens wimmelte es auf dem Ufer von Reitern, ihr Atem weiß wie Rauch in dem kalten, grellen Licht, und Ivann flehte schreiend um Gnade, während seine Männer vor Überraschung nicht einmal den Versuch machten, die Waffen zu ziehen. Sie hatten gefroren, sich gelangweilt, und waren vollkommen unvorbereitet, und das Auftauchen meiner Männer mit ihren Helmen und Schilden und Klingen, die ebenso blitzten wie der Frost unter der Sonne, hatte sie in Angst und Schrecken versetzt.
    Die Mannschaft des zweiten Schiffs sah, wie sich die erste ergab, und auch sie kämpfte nicht. Sie waren Eohrics Männer, die meisten davon Christen, einige Sachsen und andere Dänen, und sie waren nicht von dem gleichen Ehrgeiz getrieben wie Sigurds gierige Krieger. Diese dänischen Krieger, das wusste ich, warteten weiter östlich darauf, dass Mönche und Reiter über den Fluss kamen, aber die Männer auf den Schiffen hatten nur widerstrebend an der Ausführung dieses Planes teilgenommen. Ihre Aufgabe war es gewesen, sich für den Fall bereitzuhalten, dass sie gebraucht würden, und sie alle hätten lieber im Palas am Feuer gesessen. Als ich ihnen ihr Leben im Tausch dafür anbot, dass sie sich ergaben, waren sie mitleiderregend dankbar, und die Männer des anderen Schiffes ließen einen Sprecher herüberrufen, dass sie nicht kämpfen würden. Wir ruderten Ivanns Schiff hinüber, und so bekamen wir beide Schiffe in die Hand, ohne eine Menschenseele zu töten. Wir nahmen Eohrics Männern Rüstungen, Waffen und Helme ab, und ich brachte die Beute zurück über den Fluss. Die zitternden Männer ließen wir am anderen Ufer zurück, alle bis auf Ivann, den ich als Gefangenen nahm, und dann verbrannten wir die beiden Schiffe. Die Mannschaften hatten im Wald ein Lagerfeuer gemacht, um sich aufzuwärmen, und wir benutzten die flackernden Holzscheite, um Eohrics Schiffe zu vernichten. Ich wartete gerade lange genug, um zu sehen, dass sich das Feuer auf den Schiffen ausbreitete, sah zu, wie die Flammen über die Ruderbänke leckten und dichter Rauch in der windstillen Luft aufzuquellen begann, und dann ritten wir eilig nach Süden.
    Der Rauch war ein Zeichen, ein

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