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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wahrscheinlich, weil sie unter der Brücke bei Huntandon hindurchgerudert worden waren. Waren sie ostanglisch? Ich sah aufmerksam zu ihnen hinüber. Ich konnte keine Besatzung entdecken, allerdings lagen die Schiffsrümpfe zwischen dem dichten Bewuchs der Uferböschung gut versteckt. Zwei Schiffe an einer Stelle, an der ich keine erwartet hatte. Hinter mir wiederholte Ludda, dass dänische Plünderer einmal bis nach Eanulfsbirig hinaufgerudert waren. «Sei still», sagte ich zu ihm.
    «Ja, Herr.»
    «Vielleicht haben sie die Schiffe über den Winter hierhergebracht», sagte Finan.
    Ich schüttelte den Kopf. «Zum Überwintern werden sie aus dem Wasser gezogen. Und warum haben sie die Tierköpfe am Bug?» Wir setzen die geschnitzten Drachen- oder Wolfsköpfe nur in feindlichen Gewässern auf den Bug, und das bedeutete wohl, dass diese beiden Schiffe nicht ostanglisch waren. Ich drehte mich im Sattel nach Ludda um. «Denk dran, dass du den Mund halten sollst.»
    «Ja, Herr», sagte er, doch seine Augen leuchteten. Unser Magier genoss es, ein Krieger zu sein.
    «Und ihr übrigen», sagte ich, «sorgt dafür, dass eure Kreuze nicht zu sehen sind.» Die meisten meiner Männer waren Christen und trugen Kreuze um den Hals, so wie ich meinen Thorshammer. Ich betrachtete sie, als sie ihre Talismane unter die Kleidung schoben. Meinen Hammer dagegen verbarg ich nicht.
    Wir trieben die Pferde aus dem Wald und über die Uferwiese. Wir hatten sie noch nicht einmal zur Hälfte überquert, als sich einer der Tierköpfe bewegte. Die beiden Schiffe waren am gegenüberliegenden Ufer vertäut, doch nun kam eines von ihnen über den Fluss, und drei Männer drängten sich in seinem Bug. Sie trugen Rüstung. Ich hob meine Hände hoch, um ihnen zu zeigen, dass ich keine Waffe führte, und ließ mein erschöpftes Pferd langsam auf sie zugehen. «Wer seid ihr?», rief mich einer von ihnen an. Er sprach Dänisch, hatte aber zu meinem Erstaunen ein Kreuz über seinem Kettenhemd hängen. Es war ein Holzkreuz mit einer kleinen silbernen Christusgestalt, die am Querbalken festgemacht war. Hatte er das von einem Raubzug? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass auch nur einer von Sigurds Männern Christ war, doch die Schiffe waren eindeutig dänisch. Hinter dem Mann sah ich jetzt weitere, vielleicht waren insgesamt vierzig Männer auf den beiden Schiffen.
    Ich hielt an, damit mich der Mann ansehen konnte. Er sah einen Herrn in kostspieliger Kriegsausrüstung, mit Silberschnallen am Harnisch, im Sonnenlicht glitzernden Armringen und einem Thorshammer, der auffällig um meinen Hals hing. «Wer seid Ihr, Herr?», fragte er respektvoll.
    «Ich bin Haakon Haakonson», diesen Namen hatte ich erfunden, «und ich stehe in Jarl Haestens Diensten.» Das sollte meine Geschichte sein; dass ich einer von Haestens Männern war. Ich verließ mich darauf, dass keiner von Sigurds Gefolgsleuten Haestens Truppen kannte und sie mich daher nicht zu eingehend befragen würden, und wenn doch, könnte Sigunn, die einmal zu Haestens Gefolgschaft gehört hatte, für die Antworten sorgen. Das war der Grund, aus dem ich sie mitgenommen hatte.
    «Ivann Ivarrson», stellte sich der Mann nun selbst vor. Er war beruhigt, weil ich Dänisch gesprochen hatte, aber auf der Hut war er trotzdem noch. «Und in welcher Sache seid Ihr unterwegs?», fragte er, wenn auch weiterhin respektvoll.
    «Wir suchen Jarl Jorven», sagte ich und benutzte den Namen des Mannes, an dessen Gehöft wir mit Beortsig vorbeigeritten waren.
    «Jorven?»
    «Er steht im Dienst von Jarl Sigurd», sagte ich.
    «Und ist er bei ihm?», fragte Ivann und wirkte nicht im mindesten überrascht davon, dass ich einen von Sigurds Männern so weit von Sigurds Herrschaftsgebiet entfernt suchte, und das war meine erste Bestätigung dafür, dass Sigurd tatsächlich in der Nähe war. Er hatte seine Besitzungen verlassen und war auf Eohrics Gebiet, wo er nichts zu tun hatte, außer die Unterzeichnung des Vertrages zu verhindern.
    «Das hat man mir jedenfalls gesagt», erklärte ich leichthin.
    «Dann ist er auf der anderen Seite des Flusses», sagte Ivann und zögerte. «Herr?» In seiner Stimme lag nun größte Vorsicht. «Darf ich Euch eine Frage stellen?»
    «Ihr dürft», sagte ich großartig.
    «Wollt Ihr Jorven etwas Böses, Herr?»
    Darüber lachte ich bloß. «Ich tue ihm einen Gefallen», sagte ich, drehte mich im Sattel um und zog Sigunn die Kapuze ihres Umhangs vom Kopf. «Sie ist ihm weggelaufen», erklärte ich, «und

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