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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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seine Unterlippe zitterte unbeherrschbar. Er starb. Beortsig, sein Sohn, betrachtete mich mürrisch.
    «Es ist an der Zeit», sagte ich, «Sigurd eine Lektion zu erteilen.»
    Beornnoth sah mich finster an. «Hört mit dem Herumgelaufe auf», befahl er mir, «dabei fühle ich mich alt.»
    «Ihr seid alt», sagte ich.
    Er verzog das Gesicht. «Mir geht es wie Alfred», sagte er, «ich werde vor meinen Schöpfer treten. Ich werde vor dem Richterstuhl stehen und hören, wer das ewige Leben bekommt und wer in der Hölle brennen muss. Alfred lassen sie in den Himmel, oder?»
    «Sie werden ihn sogar besonders willkommen heißen», stimmte ich ihm zu. «Und Ihr?»
    «Zumindest ist es warm in der Hölle», sagte er, dann wischte er sich mit einer schwachen Bewegung etwas Speichel aus dem Bart. «Ihr wollt also mit Sigurd kämpfen?»
    «Ich will den Bastard umbringen.»
    «Ihr hattet Eure Gelegenheit vor Weihnachten», sagte Beortsig. Ich ging nicht darauf ein.
    «Er wartet», sagte Beornnoth. «Er wartet, dass Alfred stirbt. Davor wird er nicht angreifen.»
    «Er greift doch jetzt schon an.»
    Beornnoth schüttelte den Kopf. «Das sind nur kleine Beutezüge», sagte er wegwerfend, «und er hat seine Flotte bei Snotengaham aufs Ufer gezogen.»
    «Snotengaham?», fragte ich überrascht. Weiter konnte ein seetüchtiges Schiff in Britannien nicht ins Inland kommen.
    «Das sagt Euch, dass er außer ein paar Plünderungen nichts im Sinn hat.»
    «Es sagt mir, dass er keine Plünderungen auf dem Seeweg plant», sagte ich, «aber was sollte ihn davon abhalten, über Land zu marschieren?»
    «Möglicherweise tut er das», räumte Beornnoth ein, «wenn Alfred stirbt. Bis jetzt stiehlt er nur ein bisschen Vieh.»
    «Dann will ich ihm auch ein bisschen von seinem Vieh stehlen», sagte ich.
    Beortsig sah mich böse an, und sein Vater fragte: «Warum den Teufel am Schwanz ziehen, wenn er gerade schläft?»
    «Ælfwold denkt nicht, dass er schläft.»
    Beornnoth lachte. «Ælfwold ist jung», sagte er leichthin, «und er ist ehrgeizig, er sucht geradezu nach Schwierigkeiten.»
    Man konnte die sächsischen Herren Merciens in zwei Lager einteilen. In diejenigen, die etwas gegen die westsächsische Vorherrschaft in ihrem Land hatten, und diejenige, die sie begrüßten. Ælfwolds Vater hatte Alfred unterstützt, während Beornnoth auf Zeiten zurückblickte, in denen Mercien seinen eigenen König hatte, und er hatte es, ebenso wie andere seiner Gesinnung, abgelehnt, mir Unterstützungstruppen für den Kampf gegen Haesten zu schicken. Er hatte es vorgezogen, seine Männer unter Æthelreds Kommando zu stellen, was bedeutete, dass sie die Garnison in Gleawecestre bemannt hatten, um die Stadt vor einem Angriff zu schützen, der niemals gekommen war. Seither hatte es viel Groll zwischen den beiden Lagern gegeben, aber Beornnoth war ein recht vernünftiger Mann, oder vielleicht war er auch dem Tod so nahe, dass er keine alten Feindschaften fortsetzen wollte. Er lud uns ein, über Nacht zu bleiben. «Erzählt mir Geschichten», sagte er, «ich mag Geschichten. Erzählt mir von Beamfleot.» Es war großzügig, uns einzuladen, und es war ein stillschweigendes Eingeständnis, dass seine Männer im vergangenen Sommer am falschen Ort gewesen waren.
    Ich erzählte nicht die ganze Geschichte. Stattdessen erzählte ich dort in seinem Palas, als das große Feuer die Balken beleuchtete und das Ale die Männer ausgelassen werden ließ, wie der ältere Ælfwold gestorben war. Wie er gemeinsam mit mir angegriffen hatte und wie wir das dänische Lager auseinandergetrieben hatten und wie wir am Rande des Hügels unter den entsetzten Männern gewütet hatten und dann, wie die dänischen Unterstützungstruppen ihren Gegenangriff führten und es zu einem erbitterten Kampf gekommen war. Die Männer hörten aufmerksam zu. Nahezu jeder Mann im Palas hatte schon im Schildwall gestanden, und sie kannten die Angst, die dort umgeht. Ich erzählte, wie mein Pferd getötet wurde, und wie wir uns mit unseren Schilden im Kreis aufstellten, um gegen die kreischenden Dänen zu kämpfen, die so unvermittelt in der Überzahl waren, und ich beschrieb einen Tod, wie ihn sich Ælfwold gewünscht haben würde, erzählte, wie er seine Gegner tötete, wie er die heidnischen Widersacher in ihr Grab geschickt hatte und wie er Mann auf Mann besiegte, bis zuletzt ein Axthieb in seinen Helm fuhr und ihn niederwarf. Ich beschrieb nicht, wie vorwurfsvoll er mich zuletzt angesehen hatte, oder den

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