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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ist Jarl Sigurds eigenes Schiff.»
    Die Funkenflug war eine Schönheit mit flachem, glatten Rumpf und hohen Steven. Ein Mann hockte auf dem Landesteg und malte eine weiße Linie um ihren obersten Plankengang, eine Linie, die ihre schmale, bedrohliche Form betonen würde. Frithof führte mich auf den hölzernen Landesteg und stieg mit einem Schritt über die niedrige Seitenplanke mittschiffs auf die Funkenflug . Ich folgte ihm und spürte das leichte Zittern, mit dem der Segler auf unser Gewicht ansprach. Ich stellte fest, dass der Mast nicht auf dem Schiff war und auch keine Riemen oder Rudergabeln, und zwei kleine Sägen, eine Dechsel und eine Kiste mit Beiteln zeigten, dass gerade an ihm gearbeitet wurde. Die Funkenflug lag auf dem Wasser, aber sie war nicht fahrbereit. «Ich habe sie aus Dänemark hierhergebracht», sagte Frithof wehmütig.
    «Seid Ihr Schiffsführer?», fragte ich.
    «Das war ich, und vielleicht werde ich es wieder sein. Das Meer fehlt mir.» Er fuhr mit der Hand über das glatte Holz des obersten Plankengangs. «Ist sie nicht wundervoll?»
    «Sie ist prächtig», sagte ich.
    «Jarl Sigurd hat sie bauen lassen», sagte er, «und er nimmt nur das Beste!» Er klopfte an den Rumpf. «Grüneiche aus Friesland. Zu groß für Euch, allerdings.»
    «Ist sie zu verkaufen?»
    «Niemals! Da würde Jarl Sigurd eher seinen eigenen Sohn in die Sklaverei verkaufen. Davon abgesehen, wie viele Riemen wollt Ihr? Zwanzig?»
    «Mehr nicht», sagte ich.
    «Sie braucht fünfzig Ruderer», sagte Frithof und klopfte erneut auf die Planken. Er seufzte bei der Erinnerung daran, wie er mit ihr auf See gewesen war.
    Ich warf einen Blick auf die Werkzeuge der Zimmerleute. «Macht Ihr sie zum Auslaufen bereit?», fragte ich.
    «Der Jarl hat nichts davon gesagt, aber ich hasse es, wenn die Schiffe zu lange am Ufer liegen. Das Holz trocknet aus und schrumpft. Als Nächstes werde ich die dort ins Wasser lassen.» Er deutete zur Spitze der kleinen Bucht, wo eine weitere Schönheit von dicken Eichenschäften aufrecht gehalten wurde. «Die See-Schlachter », sagte Frithof, «Jarl Cnuts Schiff.»
    «Er hat seine Schiffe hier?»
    «Nur zwei», sagte er. «Die See-Schlachter und die Wolkenjäger .» Männer kalfaterten die See-Schlachter , dichteten die Plankenfugen mit einer Mischung aus Wollfasern und Kiefernharz ab. Kleine Jungen halfen ihnen oder spielten am Ufer des Flusses. Die Harzpfannen rauchten, und der beißende Gestank zog über den trägen Fluss. Frithof trat auf den Landesteg zurück und versetzte dem Mann, der die weiße Linie auf den Plankengang malte, einen freundschaftlichen Klaps auf den Kopf. Frithof war offenkundig beliebt. Männer grinsten ihn an und riefen ihm respektvolle Grüße zu, und Frithof antwortete mit wohlwollender Freundlichkeit. An seinem Gürtel trug er einen Beutel mit geräucherten Rindfleischstückchen, die er an die Kinder verteilte. Er kannte jedes von ihnen beim Namen. «Das ist Kjartan», stellte er mich den Männern vor, die gerade die See-Schlachter kalfaterten, «und er will ein Schiff von uns. Er geht nach Friesland zurück, weil dort seine Frau ist.»
    «Bringt die Frau doch hierher!», rief mir ein Mann zu.
    «Er weiß etwas Besseres, als sie von euch widerlichen Kerlen begaffen zu lassen», gab Frithof zurück, dann führte er mich weiter am Ufer entlang und vorbei an einem riesigen Haufen Ballaststeine. Frithof hatte Sigurds Genehmigung, Schiffe zu kaufen und zu verkaufen, aber nur ein halbes Dutzend stand überhaupt zum Verkauf, und davon waren nur zwei für mich geeignet. Eins war ein Handelsschiff, breit und solide gebaut, aber es war kurz, nur etwa viermal so lang wie breit, und das machte es langsam. Das andere Schiff war älter und hatte deutliche Gebrauchsspuren, aber es war mindestens siebenmal so lang wie breit, und seine schlanken Linien waren gefällig. «Sie hat einem Norweger gehört», erklärte Frithof, «der in Wessex umgekommen ist.»
    «Kiefer?», fragte ich und klopfte an den Rumpf.
    «Sie ist ganz aus Fichte», sagte Frithof.
    «Ich ziehe Eiche vor», sagte ich mit einem neidischen Blick auf die prächtige Funkenflug .
    «Gebt mir Gold, und ich lasse Euch ein Schiff aus der besten friesischen Eiche bauen», sagte Frithof, «aber wenn Ihr noch diesen Sommer übers Meer wollt, dann fahrt ihr auf Fichte. Sie ist gut gemacht, und sie hat einen Mast, Segel und Takelung.»
    «Riemen?»
    «Wir haben reichlich gute Eschenriemen.» Er ließ seine Hand am Vordersteven

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