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Der sterbende Stern

Der sterbende Stern

Titel: Der sterbende Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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Bürgerstolzes. Daneben standen drei Gestalten. Sie waren hager, hatten lange Arme und beugten sich leicht vor. Sie trugen enge Gewänder von einem unbestimmbaren Grau, und die Köpfe waren mit Kapuzen bedeckt. Die Gesichter waren mit Masken gegen den Wind geschützt. Die drei standen unbeweglich, und überall in der Runde gähnten dunkle Eingänge.
    Stark stiegen die verschiedensten Gerüche in die Nase. Es roch nach Körpern, die sich eng aneinanderdrängten, nach Rauch und nach Tieren, nach Mist und Wolle und unbekannten Speisen. Er ritt wie gewöhnlich neben dem dritten Wagen. Gerrith war hinter ihm, neben dem vierten, dahinter die anderen Gefangenen, bis auf Halk, der in einen Wagen gesperrt war. Stark zerrte nervös an seinen Fesseln, und der Bewaffnete, der sein Tier führte, stieß ihn mit dem Lanzenschaft an und ermahnte ihn, sich ruhig zu verhalten.
    Die Wagen knarrten durch die Stille. Amnir ritt auf die drei Gestalten zu. Hinter ihm kamen Männer mit Säcken und Ballen. Amnir hielt an und hob die Hand. In der Hand die Lanze mit der Spitze nach oben.
    »Möge euch die alte Sonne Licht und Wärme geben, Hargoth.«
    »Die suchst du hier vergebens«, sagte die vorderste der Gestalten. Von ihr waren nur Augen und Mund zu sehen. Die Augen waren fahl und ausdruckslos. Die Maske trug über ihnen das Symbol der geflügelten Sonnenscheibe, das Stark fast auf allen bewohnten Planeten gesehen hatte. Die Maske war seitlich mit stilisierten Getreideähren verziert. Stark hielt den Mann für einen Priesterkönig. Es war seltsam, hier, wo seit Jahrhunderten kein Getreide mehr gedieh, einen Kornkönig zu finden.
    Der Mann hatte dünne Lippen und sehr scharfe Zähne. Die Stimme war hoch und schrill, war jedoch unüberhörbar befehlsgewohnt.
    »Hier herrschen nur der Herr der Finsternis, seine Frau, die Kälte, und ihre Tochter, der Hunger.«
    »Ich bringe dir Geschenke«, sagte Amnir.
    Und der Kornkönig sagte: »Diesmal hast du uns mehr gebracht.«
    Der Wind verwehte seine Worte. Doch Amnirs Lanzenspitze senkte sich, und neben den Wagen klirrten die Waffen. Der Mann an Starks Tier nahm den Zügel kürzer.
    Amnir sagte mit merkwürdig tonloser Stimme: »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Wie auch?« sagte der Kornkönig. »Du kannst nicht sehen. Ich habe jedoch gesehen. In den Winterträumen habe ich es gesehen. Ich habe es in den Eingeweiden des Frühlingskindes gesehen, das wir jedes Jahr der alten Sonne opfern. Ich habe es in den Sternen gesehen. Unser Führer ist gekommen, der, der uns verhießen wurde, der uns weit in den Himmel, in die Wärme und ins Licht führen wird. Er ist bei dir.« Ein langer, dünner Arm hob sich und zeigte auf Stark. »Gib ihn uns.«
    »Ich verstehe dich nicht«, sagte Amnir. »Ich habe nur Gefangene aus dem Süden, die in Thyra als Sklaven verkauft werden sollen.«
    Die Lanzenspitze senkte sich tiefer.
    »Du lügst«, sagte der Kornkönig. »Du willst sie der Zitadelle verkaufen. Wir haben Worte aus dem Norden gehört, Wahrheit und Lügen, die wir unterscheiden können. Es sind Fremde auf Skaith, und die Straßen zu den Sternen stehen offen. Wir haben in langer Nacht gewartet, und jetzt ist es Morgen.«
    Wie zur Bestätigung zeigte sich im Osten ein erster schwacher Schimmer.
    »Gib uns jetzt unseren Führer. Im hohen Norden wartet nur der Tod auf ihn.«
    Stark rief: »Was weißt du über die Fremden?«
    Der Bewaffnete schlug ihm hart mit dem Lanzenschaft über den Kopf. Amnir stieß einen lauten Schrei aus, riß sein Reittier herum, und die Wagen rollten schneller.
     

 
14.
     
    Stark war so gefesselt, daß er weder kämpfen noch vom Tier stürzen konnte. Der Schlag hatte ihm fast das Bewußtsein geraubt, und er sah, wie dunkle Eingänge vorbeiflogen. Die Menschen in den Türmen kamen ihm nicht zu Hilfe. Der Kornkönig mit seinen Gehilfen blieb neben dem kleinen Hügel auf dem Platz stehen. Als die Sonne ein wenig höher gestiegen war, hatte der Wagenzug schon freies Land erreicht. Er wurde nicht verfolgt.
    Amnir ließ anhalten, um die Tiere verschnaufen zu lassen und Ordnung in den Zug zu bringen. Stark konnte sich ein wenig umdrehen und sah, daß Gerrith wohlauf war. Ihr Gesicht war bleich, die Augen seltsam aufgerissen.
    Der Mann mit der Lanze stieß Stark ein wenig sanfter an, bis er wieder gerade im Sattel saß. Amnir kam zu ihm hergeritten. Er warf ihm einen merkwürdigen Blick zu. Offenbar hatte ihn die Begegnung mit den Turmmenschen aus der Fassung gebracht.
    »Du hast uns also

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