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Der sterbende Stern

Der sterbende Stern

Titel: Der sterbende Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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den Stabträgern vernichtet werden. Sonst werdet ihr im Süden nur den Tod finden.«
    Der Wind heulte und trieb Schneestaub heran. Hargoth wandte sich an Gerrith. »Sonnenfrau, ist das wahr?«
    »Ja«, antwortete sie.
    »Außerdem«, sagte Stark, der plötzlich der Leute überdrüssig war, die sich ihm in den Weg stellten, »wenn Skaith eine offene Welt wäre, könnten gewisse Schiffe überall auf dem Planeten landen. Ihr müßtet nicht nach Süden wandern. Es wäre viel einfacher, wenn die Schiffe zu euch kommen könnten.«
    Hargoth gab keine Antwort. Stark hatte keine Ahnung, was in seinem Kopf vorgehen mochte.
    »Du bist weise in deinem Wissen«, sagte Hargoth endlich. »Wie nennst du dich?«
    »Stark.«
    »Du bist weise in deinem eigenen Wissen, Stark, und ich bin weise in meinem. Und ich sage dir, daß zwischen uns und der Zitadelle Thyra liegt.«
    »Führt kein Weg darum herum? Das Land scheint weit genug.«
    »Bis es sich verengt. Thyra beherrscht diese Enge. Es ist stark, bevölkert und habgierig. Sie haben Verbindung mit den Stabträgern. Was wir gehört haben, hat sie schon früher erreicht.«
    Stark nickte. Er starrte finster zu Boden.
    »Der einzige Weg führt in den Süden«, sagte Hargoth. Seine Stimme klang siegesgewiß, und Stark zuckte nur mit den Schultern.
    Hargoth faßte es als Zustimmung auf. Er wandte sich um und ging in die Senke hinab. »Die Feuer sind warm. Morgen früh werden wir den Segen der alten Sonne erflehen.«
    Diesmal folgte Stark dem Kornkönig. Seine Worte enthielten nichts Bedrohliches, und doch hatte Stark ein ungutes Gefühl. Er sah Gerrith an, die ihm einen warnenden Blick zuwarf. Hargoth drehte sich um, und in seinem Gesicht stand ein hartes Lächeln. Mit ausdruckslosen Mienen gingen sie mit ihm hinunter.
    Im Lager befanden sich nur junge Männer. Man sagte ihnen, daß die Frauen, die Kinder und die älteren Männer schon Hab und Gut für die Auswanderung zusammenpackten.
    Die Männer saßen um die Feuer und sangen Lieder über den Verheißenen, der sie einem neuen Beginn entgegenführen würde.
    »Unsere Ahnen waren weise Männer«, sagte Hargoth. »Sie träumten vom Sternenflug. Während die Welt um sie herum erstarb, träumten sie weiter, arbeiteten sie weiter, aber es war zu spät. Wir konnten nicht fort, aber sie versprachen uns, daß du eines Tages zu uns kommen würdest.« Stark war froh, als die Gesänge beendet wurden.
    Gerrith wollte nichts essen und bat darum, sich in ein Zelt zurückziehen zu dürfen. Ihr Gewicht war das der entrückten Prophetin. Stark sah, wie sich das Zelt hinter ihr schloß.
    Er aß, was ihm angeboten wurde, nicht weil er sehr hungrig war, sondern weil das Raubtier nie weiß, wann es die nächste Mahlzeit findet. Er trank das starke Gebräu, das aus gesäuerter Milch bereitet worden war. Die Irnanier waren neben ihm dicht zusammengerückt. Er spürte, daß sie reden wollten, daß Hargoth und seine Leute sie daran hinderten, wie sie so zwischen den Feuern wie schlanke Geister umherhuschten, die grau maskierten Gesichter alle gleich ausdruckslos.
    Gerrith trat wieder aus dem Zelt. Sie stellte sich in den Feuerschein. Sie hatte die schweren Pelze abgeworfen, und ihr Haupt war unbedeckt. In den Händen hielt sie den kleinen Schädel, an dem noch das Blut der Schlacht von Irnan klebte.
    Hargoth war aufgestanden. Gerrith blickte ihn mit Augen an, die wie Sonnen strahlten. »Hargoth«, sagte sie, »du willst mich der alten Sonne als Gabe darbringen, um ihren Segen auf dich zu ziehen.«
    Hargoth wich ihrem Blick nicht aus, obwohl er gehört haben mußte, daß Stark und die Irnanier aufgesprungen waren und die Hände an die Waffen legten.
    »Ja«, sagte er. »Du bist das auserwählte Opfer, das mir zu diesem Zweck gesandt wurde.«
    Gerrith schüttelte den Kopf. »Es ist nicht mein Schicksal, hier zu sterben, und wenn du mich tötest, wirst du mit deinem Volk nie auf den Sternenstraßen wandeln, und ihr werdet keine hellere Sonne sehen.« Ihre Stimme klang so überzeugend, daß Hargoth überlegte, was er erwidern sollte.
    »Mein Platz ist an der Seite des Verheißenen«, sagte Gerrith. »Mein Weg führt nach Norden. Und ich sage dir, daß genug Blut für die alte Sonne fließen wird, bevor alles zu Ende gebracht ist.« Sie hielt den Schädel hoch über das Feuer, und die Flammen glühten in einem stumpfen Rot, der Farbe des Todes.
    Hargoth sah jetzt unsicher aus. Er war jedoch stolz und eigensinnig. »Ich bin König«, sagte er, »und Hoherpriester. Ich

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