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Der sterbende Stern

Der sterbende Stern

Titel: Der sterbende Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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denen Amnir, aus seiner Umgebung gerissen, nichts zu sagen hätte.
    Amnir entgegnete: »Ist mir gleich. Ich bin ich, ich habe gekämpft und mir meinen Platz erobert. Ich wünsche mir nichts besseres.«
    Stark spielte den Versucher. »Aber ein bißchen unzufrieden macht es dich doch? Du bist habgierig. Siehst du die großen Schiffe von Sonne zu Sonne fliegen und Ladung tragen, die mehr wert ist, als du dir in deinem engen Lebenskreis denken kannst? Du könntest ein eigenes Schiff besitzen, Amnir, wenn du nur möchtest.«
    »Wenn ich dich freilasse. Wenn du an dein Ziel kommst. Wenn und nochmal wenn. Ich bin schon habgierig, aber außerdem klug. Ich kenne meinen kleinen Lebenskreis. Ich fülle ihn aus, die Sterne nicht.«
    Geschickt hielt Amnir die Gefangenen auseinander. So konnten sie weniger Unfug anstellen, und er wußte, daß sie ständig an Flucht dachten. Stark konnte die anderen sehen, wie sie vermummt auf den Tieren ritten, aber sprechen konnte er mit ihnen nicht. Er fragte sich, was Gerrith jetzt wohl über die Prophezeiung dachte.
    Halk machte einen verzweifelten, schlecht durchdachten Fluchtversuch und wurde danach in einen der Wagen gesteckt. Nachts mußten sie alle in die Wagen. Stark wurde so am Gestänge festgebunden, daß er weder die Hände zusammenbringen noch die zähen Fesseln mit den Zähnen erreichen konnte. Jedesmal prüfte er die Riemen, ob man nicht nachlässig gewesen war. Wenn er spürte, daß keine Hoffnung war, legte er sich auf die Warenbündel und schlief mit der Geduld eines wilden Tieres. Er hatte Ashton nicht vergessen. Er hatte nichts vergessen. Er wartete einfach ab. Und mit jedem Tag kam er seinem Ziel näher.
    Er fragte Amnir nach der Zitadelle.
    Amnir sagte: »Ihr stellt mir alle dieselbe Frage. Ich gebe euch allen dieselbe Antwort. Fragt die Leute in Thyra.«
    Er lächelte. Stark fand das ewige Lächeln langweilig.
    »Wie lange treibst du schon mit dem Norden Handel?«
    »Sollte ich diese Fahrt zu ihrem Ende bringen, dann war es die siebte.«
    »Glaubst du, es könnte sein, daß du sie nicht beendest?«
    »Auf Skaith«, sagte Amnir und lächelte diesmal nicht, »ist das immer möglich.«
    Die Ruinen wurden ausgedehnter. Manchmal bildeten sie nur formlose Eis- und Schneehügel. Manchmal standen noch Turmstümpfe, große Labyrinthe von Mauern, von Gruben. In den Höhlungen lauerten die verschiedensten Geschöpfe. Sie schienen vor der Jagd aufeinander zu leben, und die angriffslustigeren kamen nachts heulend bis an die Wagen und ließen die Tiere unruhig werden.
    Zweimal wurden die Wagen angegriffen, und zwar bei Tag. Die untersetzten, wilden Gestalten tauchten anscheinend aus dem Erdboden auf, warfen sich auf alles, was lebte, rissen mit Zähnen und Klauen und stießen wilde Schreie aus. Sie stürzten sich in Lanzen und Schwerter, und ihre Genossen rissen sie in Fetzen und verschlangen sie, während sie noch schrien. Die Bewaffneten vertrieben sie, aber oft genug hatten die Horden der Angreifer schon ein Tier zu Boden gerissen und es in Minutenschnelle zerlegt.
    Wenn sie an den gefährlichen Ruinen vorbeikamen, verschwanden die schemenhaften Gestalten, die sie am Rand des Blickfelds begleitet hatten, tauchten später aber wieder auf.
    Es war offensichtlich, daß Amnir sie auch gesehen hatte und sich Sorgen machte.
    »Weißt du, wer das ist?«
    »Sie nennen sich Turmmenschen. Die Leute in Thyran sagen, daß sie große Magier sind. Bei ihnen heißen sie die grauen Maden, und sie wollen mit ihnen nichts zu tun haben. Ich habe ihnen beim Durchzug durch ihre Stadt immer großzügig Tribut entrichtet, und wir haben nie Schwierigkeiten gehabt. Ihr jetziges Verhalten ist neu, dieses Nachschleichen und Ausspionieren. Ich verstehe es nicht.«
    »Wann erreichen wir ihre Stadt?«
    »Morgen«, sagte Amnir und schloß die Faust fester um den Schwertgriff.
    Der grüne Stern stand über ihnen, als sie im düsteren Morgenlicht einen zugefrorenen Fluß neben den Resten einer alten Brücke überquerten. Auf der anderen Seite ragten geborstene Türme zerklüftet in den Himmel. Bis auf das Geräusch des Windes war alles still. Die Fensterhöhlen der Türme waren beleuchtet.
    Die Straße lief auf die Türme zu. Amnir ritt am Wagenzug entlang. »Dicht aufschließen. Aufgepaßt. Zeigt ihnen unsere Waffen. Behaltet meine Lanzenspitze im Auge, und nicht anhalten.«
    Die Türme standen im Kreis um einen Platz, in dessen Mitte ein kleiner Hügel aufragte, früher vielleicht einmal ein Denkmal des

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