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Der sterbende Stern

Der sterbende Stern

Titel: Der sterbende Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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für die Zitadelle bestimmt«, sagte Stark.
    »Überrascht es dich?«
    »Nein. Mich hat nur der Kornkönig überrascht.«
    »Der was?«
    »Der Mann, den du Hargoth nennst, der Priesterkönig der Türme. Er wartete auf uns, und deshalb hat man uns auch beobachtet.«
    »Das wird dir nicht viel nützen«, sagte Amnir und wandte sich an die Bewaffneten. »Bringt ihn in einen Wagen, jetzt gleich, und bewacht ihn gut.«
    »Vor wem willst du mich bewachen?« fragte Stark. »Vor den Turmmenschen? Kannst du dich vor Magiern schützen? Oder vor den Leuten aus Thyra? Vielleicht möchten sie uns selbst an die Zitadelle verkaufen, ohne den Gewinn zu teilen. Oder nimm die Schutzherren, die dir vielleicht nicht den Preis zahlen wollen, den du im Kopf hast, seit du mit Kazimni in Izvand geredet hast. Angenommen, die schicken ihre Nordhunde und lassen uns jagen?« Stark lachte leise. »Oder vielleicht dämmert dir jetzt, daß an der Prophezeiung der weisen Frau doch etwas dran ist? Wenn das so ist, dann beeile dich, Amnir. Sieh zu, ob du schneller als das Schicksal bist.«
    Amnir warf ihm einen unruhigen Blick zu. Er sagte etwas, das Stark nicht verstehen konnte, vielleicht einen Fluch, und ritt davon, wobei er sein Tier mit den Sporen bös zurichtete.
    Stark wurde in einen Wagen gelegt und mit größter Aufmerksamkeit gefesselt. Er starrte auf die Plane über ihm und hörte wieder die Worte des Kornkönigs. Die Straßen zu den Sternen stehen offen. Wir haben in langer Nacht gewartet, und jetzt ist es Morgen.
    Der fahle Glanz der alten Sonne war schon lange verschwunden, als die Wagen zur nächtlichen Burg zusammengestellt wurden. Stark lag still und hatte ein seltsames Vorgefühl. Er lauschte auf die Geräusche, die Amnirs Leute machten. Er hörte, wie der Wind an den Planen zerrte. Er lauschte auf den eigenen Herzschlag. Dann wartete er.
    In den Winterträumen habe ich es gesehen. Ich habe es in den Eingeweiden des Frühlingskindes gesehen. Unser Führer ist gekommen …
    Die Geräusche draußen erstarben. Die Männer hatten gegessen und sich schlafen gelegt, die Wachen ausgenommen. Den Schritten nach waren heute mehr Posten aufgestellt. Von Zeit zu Zeit blickte einer der Wächter in den Wagen und vergewisserte sich, daß der Gefangene noch in Fesseln lag.
    Die Zeit verstrich. Vielleicht habe ich mich getäuscht, dachte Stark. Vielleicht wird nichts geschehen.
    Er wußte nicht genau, worauf er wartete. Auf einen plötzlichen Angriff, rasche Schritte, Rufe, Schreie. Die Späher, die der Kornkönig ausgeschickt hatte, konnten den langsamen Wagen mühelos folgen, und die Turmmenschen konnten den Zug bald eingeholt haben.
    Und wenn sie kamen? Amnirs Leute waren diszipliniert und gut bewaffnet. Konnten die Turmmenschen sie überwältigen? Welche Waffen besaßen sie? Wie gut waren sie im Kampf?
    Wenn sie wirklich große Magier waren, konnten sie ihre Ziel auf feinerer Art erreichen. Aber waren sie das wirklich?
    Er wußte es nicht. Und dann dachte er, daß er es nie wissen würde.
    Die Kälte war durchdringender als sonst. Sie biß sich in sein Gesicht. Er fürchtete sich vor Erfrierungen und versuchte, die Nase tiefer in seine Pelze zu stecken. Die Atemfeuchtigkeit schlug sich auf den Pelzen, auf seiner Haut nieder und gefror. Die Lungen taten ihm weh. Er wurde schlaftrunken und konnte sich vorstellen, langsam zu einer Eissäule zu werden.
    Er hatte Angst.
    Er versuchte, seine Fesseln zu sprengen. Es gelang ihm nicht, aber ihm wurde so warm, daß etwas von dem Rauhreif auf ihm schmolz.
    Die Feuchtigkeit fror wieder, und jetzt konnte er die Kälte hören. Sie sang; jedes Eiskristall hatte eine winzige, dünne Stimme. Sie klirrte und knackte schwach und süß, wie ferne Musik von den Bergen, über die der Wind fährt.
    Es war ein Zirpen in der Luft, das von Schlaf und Frieden sprach, vom Ende aller Mühen.
    Alle Lebewesen kamen schließlich dahin. Sich Schlaf und Frieden ergeben.
    Stark wehrte sich noch schwach gegen diese Verlockung, als die Plane am Wagenende geöffnet wurde und eine schmale Gestalt behend über die Ladeklappe kletterte. Rasch waren die Fesseln durchschnitten. Stark wurde hochgezogen, und in seinen Mund wurde eine dunkle Flüssigkeit geträufelt.
    »Komm«, sagte die Gestalt. »Rasch.«
    Das Gesicht war hinter einer einfachen grauen Maske verborgen. Stark stolperte vorwärts, und die Flüssigkeit fing plötzlich wie Feuer in ihm zu brennen an. Er wäre fast aus dem Wagen gefallen, wenn ihn der kräftige Arm des grauen

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