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Der sterbende Stern

Der sterbende Stern

Titel: Der sterbende Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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Und was ist mit der Prophezeiung? Ist sie wahr?«
    »Das weiß er nicht.«
    »Die Prophezeiung wurde ohne mein Zutun mit mir in Verbindung gebracht«, sagte Stark.
    »Warum aber gerade mit dir?«
    »Das weiß ich nicht. Euch will ich nichts zuleide tun, Tochter Skaiths. Gerrith auch nicht. Die Stabträger sind eine Gefahr für euch, weil sie nicht begreifen, womit sie es zu tun haben.«
    Gelmar sagte: »Er lügt. Für euch besteht keine Gefahr, wenn ihr uns ziehen laßt!«
    Kell à Marg dachte lange nach. Schließlich sagte sie: »Du verstehst nicht, Gelmar. Ich habe keine Angst. Ich habe kein Interesse an euch Leuten aus dem Süden, an diesem Aufstand. Deine Versicherungen gelten mir nichts. Dieser Mann ist Teil einer neuen Bewegung in der Welt. Vielleicht ist er für die Zukunft der Kinder von Bedeutung, und mir geht es nur um sie. Wenn ich klar sehe, werde ich entscheiden, wer geht und wer nicht.«
    Sie wandte sich an die Wahrsager. »Was sieht das Auge der Mutter?«
    Sie blickten tief in den Kristall. Im Saal wurde es still. Das Warten wurde unerträglich. Niemand rührte sich. Die Wahrsager wirkten wie aus Holz geschnitzt. Stark fühlte sich vom Gewicht des Gebirges über ihm bedrückt. Ihm war heiß, und die Fesseln aus Eisen, die breit seine Handgelenke umschlossen, waren schwer. Er sah sich um, konnte aber Gerrith nicht erkennen, die irgendwo in der Nähe des Eingangs sein mußte.
    Einer der Wahrsager atmete plötzlich tief ein. Das Auge der Mutter veränderte sich. Stark mußte an eine andere Höhle und an Gerriths Wasser der Visionen denken.
    »Blut«, sagten die Wahrsager zu Kell à Marg. »Viel Blut wird fließen, wenn dieser Mann weiterlebt. Der Tod wird in das Haus der Mutter eindringen.«
    »Dann muß er sterben«, sagte Kell à Marg still.
    Gelmar machte einen Schritt nach vorn. »Und er wird sterben. Dafür werde ich selbst sorgen, Tochter Skaiths.«
    »Ich werde dafür sorgen«, sagte Kell à Marg. »Fenn! Ferdic!«
    Beide hatten juwelenbesetzte Dolche an ihren Gürteln. Sie zogen sie und liefen leichtfüßig zu Gelmar. Und Kell à Marg sagte: »Befiehl deinen Geschöpfen, den Mann zu töten, Stabträger.«
    Verzweifelt schrie Gelmar: »Nein, warte …«
    Einen Augenblick lang wußten die schönen Männer der Zitadelle nicht, was sie tun sollten. Sie sahen alle Gelmar an und warteten.
    Stark wartete nicht.
    Er schwang herum, schlug dem Wächter, der rechts hinter ihm war, die schweren Fesseln gegen den Körper. Der Mann stieß einen lauten Schrei aus und stürzte zu Boden. Stark sprang über ihn hinweg auf den Eingang zu. Hinter ihm brach Lärm aus.
    Die beiden Wächter neben Gerrith rannten los, um ihn abzufangen. Gerrith machte eine rasche Bewegung, nahm eine der kleineren Lampen von einem Ständer und warf sie gegen die Wand. Brennendes Öl flog durch die Luft, und die uralten, trockenen Wandteppiche gingen explosionsartig in Flammen auf.
    Einer der Wächter lief zurück und warf Gerrith zu Boden. Stark sah sie fallen, verlor sie dann aus den Augen, weil ihm Rauch in Kehle und Augen drang. Stimmen schrien hinter ihm entsetzt auf. Stark rief Gerriths Namen und stieß dann auf sie. Er zog sie am Gewand aus dem Saal. Gewaltige Rauchschwaden wälzten sich auf den Gang hinaus.
    Einen Augenblick dachte er, sie sei tot. Sie hustete jedoch und sagte deutlich: »Wenn du nicht fliehst, ist das das Ende.«
    Das Durcheinander im Saal wurde lauter, weil man sich zum Eingang vorkämpfte. Schüler und Gehilfen kamen aus ihren Kammern auf den Gang. Stark beugte sich über Gerrith.
    Sie schlug nach ihm. »Fort! Willst du die Gelegenheit verstreichen lassen?«
    Stark zögerte. Allein könnte er durchkommen. Mit Gerrith würde es unmöglich sein. Er berührte sie kurz. »Wenn ich überlebe …« sagte er, drehte sich um und rannte los.
    Er schwang die eisenbewehrten Arme und wirbelte die jungen Schüler und Gehilfen, die den Kampf nicht gewohnt waren, zur Seite. Hinter ihm waren wieder Schreie zu hören. Gelmar und Kell à Marg war es schließlich gelungen, den brennenden Saal zu verlassen. Er wandte den Kopf, und sah, daß zwei Wächter hinter ihm herrannten. Mit seinen Eisenfesseln konnte er nichts gegen ihre Schwerter ausrichten.
    Er lief in einen abzweigenden Gang, rannte, so schnell er konnte, in einen weiteren Gang, der spärlicher beleuchtet war und kam an eine Treppe, die in die Tiefe führte. Er lief durch ein Labyrinth von staubigen Räumen, Gängen und Treppen, das menschenleer war und kaum noch von

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