Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der sterbende Stern

Der sterbende Stern

Titel: Der sterbende Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
Vom Netzwerk:
Stabträger Vorteile davon.«
    Kell à Marg auf ihrem Thron sah Stark aus großen Augen an. Er sagte rücksichtslos: »Es ist nun einmal geschehen, Tochter Skaiths. Deine Welt ist entdeckt worden. Das ist nicht rückgängig zu machen. Die Stabträger werden die Schlacht gegen das Neue am Ende verlieren. Warum solltest du ihnen bei ihrem Kampf helfen?«
    Kell à Marg wandte sich an ihre Wahrsager. »Laßt uns zur Mutter um Hilfe flehen.«
     

 
23.
     
    Der Saal der Wahrsager lag am Ende eines langen Ganges, der in den Teil des Hauses der Mutter führte, der ihnen allein vorbehalten war. Sie kamen an einfachen und düsteren Kammern vorbei, in denen sich Schüler, Gehilfen und rangniedere Wahrsager aufhielten. Die Kammern waren nur zum Teil genutzt. Viele abzweigende Gänge führten in die Dunkelheit.
    Der Saal selbst war rund und hatte eine gewölbte Decke, von der eine große, prächtige silberne Lampe hing. Unter ihr befand sich ein hüfthoher, kreisförmiger Gegenstand, der mit einem kostbaren Tuch verhüllt war. An den Wänden hingen riesige Teppiche, die offenbar sehr alt und heilig waren. Sie zeigten alle das große, gütige Gesicht der Mutter. Die große Lampe brannte nicht, aber in der Nähe der Wände standen flackernd einige kleine.
    Niemand sprach ein Wort.
    Gehilfen traten ein und entzündeten den großen Leuchter. Sie nahmen singend das Tuch von dem runden Gegenstand.
    »Das Auge der Mutter«, murmelten die Wahrsager, »sieht nichts als die Wahrheit.«
    Das Auge der Mutter war ein riesiger Kristall, der in einem goldenen Reif ruhte. Er war klar wie ein Regentropfen. Die Wahrsager stellten sich mit gesenkten Köpfen um ihn auf. Hier gab es keinen Thron, und selbst Kell à Marg blieb stehen. Hinter ihr befanden sich Fenn und Ferdic. Gelmar, Stark und Gerrith bildeten mit den vier Wächtern eine eigene Gruppe, die in der Nähe des Eingangs stehenblieb.
    Kell à Marg sagte mit haßerfüllter Stimme: »Ihr seid alle Fremde in diesem Haus. Ich traue keinem von euch, und ihr sprecht alle von Dingen, die ich nicht kenne und die ich nicht beurteilen kann.«
    »Warum sollte ich lügen?« fragte Gelmar.
    »Wann hätten die Stabträger je das Lügen gescheut, wenn es ihnen Vorteile brachte?« Sie sah Gerrith und dann Stark an. »Gelmar kenne ich. Die Frau stammt eindeutig von Skaith. Sie gibt nicht vor, diese Schiffe gesehen zu haben. Der Mann behauptet es jedoch. Durchsucht seinen Geist für mich, Wahrsager.«
    Sie gab Fenn und Ferdic einen gebieterischen Wink, die sich darauf Stark näherten. Die beiden Wachen neben ihm bewegten sich nicht. Ferdic warf Gelmar einen Blick zu, der den beiden etwas zurief. Sie traten beiseite, folgten Stark jedoch, als er vor den Kristall geführt wurde.
    »Sieh in das Auge der Mutter«, sagten die Wahrsager.
    Aus der durchbrochenen Silberlampe fiel Licht in den Kristall und schien ihm Leben zu verleihen, das den Blick tiefer und tiefer zog. »Der Kristall ist wie Wasser. Laß deinen Geist auf ihm treiben, laß ihn frei treiben …«
    Jede Welt hat ihre Methoden. Stark war schon mit Telepathie in Berührung gekommen, und er fürchtete sie nicht. Wichtig war nur, sich nicht gehen zu lassen.
    Er ließ sie in die Erinnerungen eintauchen, die unpersönlich genug waren, um mit anderen geteilt zu werden.
    Sie hatten die Köpfe gesenkt, blickten aber nicht wirklich in den Kristall; das würde später kommen. Sie waren jetzt ganz in ihn vertieft und lauschten dem, was sein Geist ihnen zu sagen hatte. Die Wahrheit für Kell à Marg. Die Erinnerungen.
    Er erinnerte sich an den Raum, an die atemberaubende Großartigkeit Millionen blendender Sonnen, die in der Schwärze der Unendlichkeit ihre Bahnen zogen. Die Sternhaufen, wie kosmische Bienenschwärme anzusehen. Die Inseln ferner Galaxien. Das tiefe, weite Universum, das in keine Höhle zu sperren war.
    Er erinnerte sich endlich an die unglaubliche Weltstadt Pax, an ihren ungewöhnlichen Mond, Symbole der Macht der Union.
    Die Wahrsager schrien halb entsetzt, halb erstaunt: »Er hat alles gesehen, Tochter Skaiths! Die nachtschwarze Leere und die brennenden Sonnen, die Himmel fremder Welten.«
    Kell à Marg nickte fast unmerklich. »Das ist also gewiß. Ich möchte jetzt wissen, warum dieser Mann hierher kam.«
    »Um einen Freund zu suchen, Tochter Skaiths. Einen, den er liebte. Die Stabträger haben ihn gefangengesetzt, die Stabträger haben ihn vielleicht getötet. Er haßt die Stabträger und die Schutzherren von Herzen.«
    »Ich verstehe.

Weitere Kostenlose Bücher