Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
Vom Netzwerk:
Euch sagte, gibt es kein Morgen – nur die ständigen Möglichkeiten eines immer wieder neuen Heute. Ich wusste, dass jemand kommen würde, mir zu helfen. Ich wusste nicht, ob dieser Jemand rechtzeitig käme, um mein gebrechliches Leben zu retten. Ich wusste nicht, was die Bestimmung war, und auch nicht, ob ich einen Platz in ihr hatte. Aber ich wusste, dass sie unausbleiblich war – und für mich günstig, so hoffte ich.«
    Schweigend setzten sie ihren Weg fort, und Sonja grübelte über Ban-Itos’ Worte nach.
    Am Abend schlugen sie ihr Lager auf einem kleinen Hügel auf, und unter ihnen, in einem weiten bewaldeten Tal entdeckten sie die Ortschaft.
    Nach dem Nachtmahl zog Ban-Itos sich in den Wald, der sie umgab, zurück, um zu meditieren und Kraft zu schöpfen. Sonja blieb am Feuer sitzen und gähnte hin und wieder. Daron kauerte neben ihr. Der Mond ging auf, und Daron blickte zu ihm hoch.
    Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen, dann sagte Daron mit schwerer, ahnungsvoller Stimme leise: »Mir ist wahrhaftig eine Bestimmung auferlegt, Sonja, nicht wahr?«
    »Ja …«
    »Genau wie dir.«
    »Ja, Daron.«
    »Innerhalb eines Monats werden wir zurück sein in Bo-ugans Dorf, zurück im Tempel der Roten Sonne. Mit einer Armee. Und mit der Asche eines – Zauberers.«
    »Ja, Daron.«
    »Und ich bin ein Zauberer, Sonja.«
    »Ja …« Sie blickte ihn an, beobachtete ihn nachdenklich.
    Er wandte sich ihr zu. »Aber mein Herz gehört mir, Sonja. Und ich liebe dich. Verzeih mir, was ich bin, was ich getan habe, aber – ich liebe dich, Sonja.«
    Sie antwortete mit ihrer Hand, die sich in seine legte. Und im Schein des Feuers beugte sich Daron zu ihr, und sie kam ihm entgegen. Sie küssten sich – wie Liebende sich küssen, lang und sanft und inbrünstig –, bis die Schwermut über das, was sie waren, sie wieder trennte. Dann saßen sie Hand in Hand beisammen, starrten ins Feuer, lauschten dem Schlag ihrer trommelnden Herzen und hielten sich an ihre Bestimmung, ohne dass sie von ihr freikamen, wie die Liebe es Liebenden manchmal gewährt.



 
8
SÖLDNER
     
    Von der Grenzstadt Ikrahad kommend, ritt an einem frischen kühlen Herbstmorgen eine gewaltige Söldnerarmee dahin, voll Eifer, endlich auf dem Weg zu Eroberung und Reichtum zu sein – auf dem Weg in den Krieg.
    Das Anwerben war erfolgreich gewesen in Ikrahad und den umliegenden Ortschaften, denn die Stadt lag an der nördlichen Haupthandelsroute zwischen den hyrkanischen Königreichen und den Landen, die im Osten an die Vilayetsee anschlossen. In ihren schmalen Straßen fanden sich Reisende und Abenteurer aus vielen Ländern: hochgewachsene, selbstbewusste Turaner in feingeschmiedeter Rüstung, dunkle Zamorier mit Dolchen unter den Gewändern, dunkelblonde hyborische Krieger aus Brythunien und Hyperborea, hellhäutige Barbaren von riesenhafter Statur aus dem fernen Nordheim und selbst vereinzelte Wanderer aus Landen so weit westlich wie Cimmerien, Argos und Zingara. Ban-Itos’ Verheißung von reicher Beute zog sie alle an: freie Schwertkämpfer, Söldner, käufliche Meuchler; die Guten und Bösen, die Schuldlosen und Schuldigen, die Gelegenheitsgauner, die zu allem bereit waren, und die ehrlichen Männer, die wegen schlechter Ernten oder Barbarenüberfällen ihr Zuhause verloren hatten. Mehr als einmal mussten Sonja, Daron und Ban-Itos Männer abweisen, die von früher Händel mit bereits Angeworbenen hatten, damit nicht plötzlich zwischen den Leuten sinnlose Streitigkeiten ausbrachen.
    Doch wenn dies dennoch geschah, ließ es sich recht bald zum Guten wenden. Daron staunte immer wieder über den Mut und die Weisheit Ban-Itos’, denn der kleine, zerbrechliche Greis hielt Abend um Abend seine Bataillone rauer Gesellen in Bann.
    »Wir ziehen in den Krieg!« sagte er zu ihnen. »Doch wer von euch befürchtet, dass sein Schwert zaudern könnte, verlasse uns lieber jetzt gleich und plündere anderswo.«
    Dann ließ er durch eine einfache Handbewegung die Flammen des Lagerfeuers hoch auflodern oder fast erlöschen, oder das Fackellicht plötzlich heftig flackern. So verschaffte er sich bei den leichtgläubigen Soldaten genug Ehrfurcht und Achtung, dass sie ihm gehorchten. »Wir ziehen gegen eine Tempelfestung voll Männer, die Zauber wie diese bewirken können. Ich kann euch nicht versprechen, dass meine Magie imstande ist, euch stets zu schützen. Ihr müsst schon selbst etwas dazu tun, auf welche Weise ihr auch immer gelernt habt zu kämpfen und zu überleben.

Weitere Kostenlose Bücher