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Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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Gepäck von Reisenden, die das Land verließen.
    Nach einer kleinen Ewigkeit wurde sie jedoch durchgewinkt. Sie nahm ihren Koffer und schaute sich gründlich im Wartebereich um, sah allerdings niemand, der auch nur entfernt dem Mann auf dem Hochzeitsfoto ähnelte.
    “Zeit für Plan B”, sagte sie halblaut vor sich hin und war froh, sich zuvor einen Alternativplan zurechtgelegt zu haben. Sie ging durch das Flughafengebäude zum Büro der Autovermietung.
    “Kann ich Ihnen helfen?”, fragte die Angestellte.
    “Großartig”, erwiderte sie und suchte in ihrer Handtasche nach ihrem Führerschein. “Sie sprechen Englisch.”
    “Ja.” Die junge Frau schenkte ihr ein Lächeln wie aus der Zahnpastawerbung.
    “Ich muss einen Wagen mieten.”
    “Schön.”
    “Ich weiß allerdings nicht, wie lange ich ihn brauche. Vielleicht einen ganzen Monat, es sei denn, es gibt eine Vermietungsagentur in der Nähe von El Mirador, wo ich ihn abgeben könnte.”
    Das freundliche Lächeln schwand, sobald Lorraine den Namen des Ortes erwähnte. Die junge Frau blickte über die Schulter und sagte etwas auf Spanisch, das Lorraine nicht verstand. Sofort gesellte sich eine zweite Frau zu ihnen, die offenbar die Geschäftsführerin war. Die beiden sprachen in schnellem Spanisch miteinander, und obwohl Lorraine einige Worte aufschnappte, blieb ihr der Sinn der Unterhaltung unklar.
    Nachdem sie fertig waren, wandte sich die junge Frau mit dem strahlenden Lächeln wieder freundlich ihr zu. “Es tut mir leid, aber meine Vorgesetzte sagt mir soeben, dass wir augenblicklich keine Wagen zu vermieten haben.”
    Lorraine glaubte ihr kein Wort. “Aber vor einer Minute waren Sie noch sehr bereit, mir ein Auto zu geben.”
    “Ja.” Sie bestritt das nicht einmal.
    “Und warum möchten Sie es jetzt nicht mehr?”
    “El Mirador hat keine Straßen.”
    “Keine Straßen?”
    Die Angestellte nahm einen Mietvertrag heraus, las ihn schweigend, unterstrich die wichtigen Stellen und reichte ihn Lorraine. Die Leute in der Schlange hinter ihr wurden bereits ungeduldig. Lorraine entfernte sich vom Schalter, setzte sich und las den gekennzeichneten Absatz. Mit Hilfe ihres Wörterbuches bekam sie Sinn in das Ganze. Mietwagen wurden offenbar nur für das Fahren auf befestigten Straßen vergeben. Mit anderen Worten, El Mirador lag abseits fester Wege. Dort hin- oder zurückzugelangen war offenbar nur auf Lehm- und Schotterpisten möglich. Es würde kein leichtes Unterfangen werden, nach El Mirador zu kommen.
    “Okay, dann also Plan C.” Allerdings musste sie sich den erst noch zurechtlegen. Es musste eine weitere Transportmöglichkeit nach El Mirador geben. Ein Bus. Wenn sie schon keinen Mietwagen bekommen konnte, würde sie eben den Bus nehmen. Das bedeutete, erst mal die Bushaltestelle zu finden.
    Entschlossen nahm sie ihren Koffer auf und verließ das klimatisierte Flughafengebäude. Die Hitze traf sie wie ein Schlag, dass sie taumelte. Ihr war, als habe ihr jemand ein heißes Handtuch über den Kopf geworfen. Fast augenblicklich wurde ihr Leinenanzug klamm und klebte an ihr wie eine zweite Haut. Die Sommer in Louisville konnten drückend sein, aber so etwas wie das hier hatte sie noch nicht erlebt, und es war erst Mai. Sie sah an sich hinab auf die zerknitterte Hose und auf die Jacke mit den Schweißflecken.
    Das hatte sie nun davon, dass sie einen guten Eindruck auf ihren Vater machen wollte. Hätte sie sich mit jemand anders getroffen, hätte sie einen weniger förmlichen Aufzug gewählt.
    Sie stellte sich in die Schlange für ein
colectivo
-Taxi und wartete geduldig, dass sie an die Reihe kam. Leider sprach der Fahrer nur wenig Englisch, aber mit ihrem Wörterbuch und einem Sprachführer für Touristen konnte sie ihre Botschaft übermitteln. Der Fahrer nickte wiederholt auf ihre Fragen, verstaute ihr Gepäck im Kofferraum und verschloss den mit einem ausgefransten Seil.
    Lorraine stieg auf dem Rücksitz ein und suchte nach einem Sicherheitsgurt. Es gab keinen. Sobald sich der Fahrer hinters Steuer setzte, mutierte er von einem freundlichen, zurückhaltenden Menschen in einen Straßenkrieger. Lorraine wurde wie ein Sack Kartoffeln auf dem Rücksitz hin- und hergeschleudert, während er immer wieder schwungvoll die Fahrbahn wechselte, wobei er mehrfach in todesverachtendem Tempo auf den Gegenverkehr zuraste.
    Es wäre ihr vielleicht besser gegangen, wenn sie sich an etwas hätte festhalten können, doch außer ihrem Mut gab es da nichts, und der hatte

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