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Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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aufgesucht.
    Das Gebäude war immerhin offen gewesen. Nachdem sie einem jungen Mann in Schuluniform den Namen ihres Vaters genannt hatte, hatte er begeistert genickt und ihr sogar einige Fragen auf Englisch gestellt. Dann hatte er vorgeschlagen, sie solle im Gebäude warten, während er ihren Vater hole.
    Einen Moment lang war ihr fast schwindelig geworden vor Erleichterung. Wenigstens war ihr Vater da. Dann hatte sie plötzlich Angst bekommen und zitterte vor Nervosität. Sie war fast krank vor Aufregung.
    Als schließlich Schritte hinter ihr erklangen, drehte Lorraine sich um.
    Thomas Dancy stand in der Tür, vor einem Hintergrund aus hellem Sonnenlicht.
    “Raine”, flüsterte er.
    “Thomas Dancy?”, fragte sie zögernd und fügte hinzu: “Dad?” Er hatte sie auch in seinem Brief Raine genannt. Nur Mutter hatte immer darauf bestanden, ihren Namen nicht abzukürzen.
    Seine Augen waren Antwort genug, tiefblau wie ihre eigenen. Er kam langsam auf sie zu, und sie sah, dass er wirklich der Mann von Mutters Foto war. Er betrachtete sie einen Moment fast ehrfürchtig, dann lächelte er, und in seinen Augen glitzerten Tränen.
    “Raine”, wiederholte er. “Wenn ich doch nur gewusst hätte …”
    “Du hast meinen Brief nicht bekommen?”
    “Nein … nein.”
    “Ich habe auch angerufen.”
    Er zog die Stirn in Falten. “Ich habe keine Nachricht erhalten.”
    “Dann wusstest du gar nicht, dass ich komme?”
    “Nein, aber ich danke dem Himmel, dass du da bist.”
    Sie standen nur ein Stück voneinander entfernt, und Thomas konnte sich nicht satt sehen an ihr.
    “Wie ähnlich du deiner Mutter bist”, sagte er leise. “Und so hübsch …” Er hob eine Hand, als wolle er ihr Gesicht berühren, ließ sie jedoch wieder sinken. Doch sein Blick drückte unzweifelhaft Liebe aus.
    Als er ihre Mutter erwähnte, kamen auch Lorraine die Tränen.
    “Raine, was ist?” Er war kurz davor, sie in die Arme zu nehmen.
    “Mom kam am ersten April ums Leben”, erklärte sie mit bebender Stimme.
    Er sah aus, als hätte sie ihn zu erdolchen versucht. Seine Augen weiteten sich schockiert, dann wankte er langsam, als könnten seine Beine ihn nicht mehr tragen, zu einem Stuhl. “Sie kam ums Leben? Wie? Lieber Gott im Himmel, sag mir, was geschehen ist.”
    “Sie war auf dem Heimweg von der Arbeit. Es regnete an dem Tag. Keiner weiß genau, wie es passiert ist, aber ihre Reifen verloren den Halt, die Bremsen blockierten, und sie schlitterte in den Gegenverkehr. Sie wurde von einem großen Laster erfasst. Er konnte nicht mehr ausweichen. Jede Hilfe kam zu spät.”
    Thomas schloss die Augen. “Hat sie gelitten?”, fragte er so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte.
    “Nein, der untersuchende Polizist sagte mir, der Tod sei auf der Stelle eingetreten.”
    Thomas nickte, das Gesicht feucht von Tränen, die ungehindert über seine Wangen liefen. “Am ersten April sagtest du?”
    “Ja.”
    Er nickte wieder, zog ein Taschentuch heraus und wischte sich die Tränen ab. “Ich bin in dieser Nacht aufgewacht.” Er machte eine nachdenkliche Pause. “Meine Ginny ist tot”, sagte er, als müsse er die Worte ausgesprochen hören, um sie zu glauben.
    Lorraine setzte sich auf den Stuhl neben ihn. “Mom sagte mir, du wärst tot.”
    “Ich weiß. Wir hielten das für das Beste.”
    “Warum?” Alle Strapazen, die sie heute ertragen hatte, waren es wert, wenn er ihr diese Frage beantwortete.
    Thomas atmete tief durch und wandte sich ihr zu. Er nahm ihre Hände in seine und entdeckte den Ring.
    “Er gehörte Mom. Ich habe ihn am Tag der Beerdigung angesteckt.” Sie erzählte ihm ein wenig über ihre Verlobung mit Gary und schwieg dann. Sie brauchte Antworten von ihm, ehe sie von sich erzählte.
    Sein Daumen glitt zärtlich über den Ehering. “Ich werde dich immer lieben”, flüsterte er. Es waren die Worte, die in den Ring eingraviert waren. Er sah ihr in die Augen. “Ich habe deine Mutter und dich von Herzen geliebt, Lorraine. Das musst du mir glauben.”
    “Warum hast du uns dann verlassen?”, begehrte sie auf, ungeduldig, endlich die ganze Wahrheit zu erfahren. Über zwanzig Jahre hatte man ihr etwas vorgemacht. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, was Eltern zu einem so drastischen Schritt trieb. Ehrlichkeit war ein Wesenszug ihrer Mutter gewesen, zumindest hatte sie das geglaubt.
    “Mom hat dich auch geliebt … die ganze Zeit. Sie wollte nicht über dich reden, besonders als ich älter wurde. Wenn sie es doch mal

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