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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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kalte Metall sich von der Schulter her nach unten durch seinen Körper bohrte. Da war kein Widerstand. Es war, als glitte die Klinge durch einen hohlen Raum und erstaunt dachte er, dass der menschliche Körper vielleicht doch nicht viel mehr als eine Ansammlung von Luft und Gedanken wäre.
    Erst als Rantzau die Klinge in der Wunde drehte, kamen die Schmerzen. Etwas rutschte ihm in sein Fleisch. Wie glühendes Eisen fuhr der Schmerz von der Schulter das Rückgrat hinab und dann wieder hinauf in seinen Kopf, wo er hinter den Augen jubelnd explodierte.
    Oss sackte in die Knie, vor sich sah er Rantzaus Stiefelspitzen. Ich sterbe, war sein nächster Gedanke. Ich sterbe auf der Heide. Er sackte zur Seite, fiel mit dem Gesicht in den Sand, während der Schmerz in immer neuen Varianten schrie und lärmte und hinter seiner Stirn Salti schlug.
    Dann wurde ihm schwarz vor Augen. Im Weggleiten bemerkte er, dass Rantzau seine Sachen durchsuchte und nach ihm trat. Doch der Schmerz schien jetzt zu schweigen und erleichtert wartete Oss darauf, dass die goldglänzenden Pforten des Himmelreiches sich für ihn öffneten.

    Da war etwas Weiches, Zartes wie eine Liebkosung an seinem Ohr – und dann, ein warmer Atem. Oss atmete an gegen den Schmerz. Wie lange war er fort gewesen?
    Mühsam schlug er die Augen auf.
    Da war Horatio, die sanften Augen des Riesen blickten ihn aufmerksam an. Das Pferd stupste ihm vorsichtig gegen die Schulter.
    »Horatio …« Seine Stimme – ein Flüstern nur.
    Wie hatte das Tier Rantzau entkommen können? Und warum hatte der Ritter ihn nicht getötet? Oss dachte, dass er das Himmelreich gesehen hatte. Ein unendliches Meer aus Licht und Strahlenglanz. Hatte Gott ihn auf die Erde zurückgeschickt?
    Oss beschloss, sich nicht zu wundern. Mühsam richtete er sich auf, kam auf die Knie.
    »Horatio …«
    Das Pferd wusste, wie es ihm helfen konnte. Es sank auf die Vorderbeine und er schob sich irgendwie auf den langen, warmen Rücken.
    Fort, nur fort, das war sein nächster Gedanke. Und nach wenigen geflüsterten Befehlen trug der Freund ihn durch die Nacht nach Norden.

SIEBEN
    Farid hatte nicht schlafen können, die Sorge um Sophie trieb ihn um. Inzwischen stand sie kurz vor der Niederkunft, dennoch verrichtete sie ihr Tagwerk ohne Klage und ohne Rücksicht gegen sich selbst. Sie hatte ihm erzählt, dass ihre Mutter die Kinder auf dem Feld bekommen hatte. Die, die lebten und die, die nach der Geburt gestorben waren. Achselzuckend, beinahe ungerührt, hatte sie ihn dabei angesehen. Es ist so, wie es ist, hatte ihr Blick ihm zu verstehen gegeben. Du kannst mir nicht helfen.
    Doch er wollte ihr helfen und in den letzten Wochen hatte er sich den Kopf zerbrochen, was zu tun sei. Wie sollte sein Kind auf die Welt kommen? Und was käme danach? Seine Zeit auf Gottorf war begrenzt, bald müsste er nach Husum aufbrechen. Aber Farid wollte nicht ohne Sophie gehen – und sie weigerte sich, ihm zu folgen.
    Es war früher Morgen, Sophie schlief noch, als er die Terrassen hinaufschritt. In seinem Rücken, über der Schlei, kündigte sich der Tag in einem Band aus Feuer an, das den Himmel in Streifen riss. In den Hecken und Bäumen sangen die Vögel, Tau glitzerte auf Gräsern und Blättern und benetzte seine Füße. In Gedanken lief Farid den vertrauten Weg. Obwohl die Sorgen ihn beschwerten, freute er sich doch auf das Morgengebet. Allahs geduldiges Flüstern, das Wispern des Windes in den Bäumen, der Blick über die prächtigen Gärten gaben ihm Kraft.
    Allahu akbar … Schon schlichen sich die vertrauten Worte in seinen Kopf. Farid atmete tief ein und aus, er bemerkte, wie sich seine Gedanken auf die Reise zu Gott begaben. Subhanekel-lahumme ve bi-hamdike … Er schloss die Augen, begann sich im Rhythmus des Gebets zu wiegen. Sein Körper folgte den altvertrauten Pfaden, seinem Geist, der schon weit vorausgeeilt war.
    Er legte den Kopf in den Nacken, öffnete die Augen und blickte durch die Wipfel der Bäume in den Himmel. Inzwischen konnte er die Erinnerung an Isfahan, an die farbigen Kuppeln der Moscheen, über das strahlende Himmelsblau blenden. Da war kaum noch Sehnsucht.
    Sein Blick glitt zurück, schweifte über die Hecken, während er die Verse sprach.
    »Allahu akbar …«
    Plötzlich hörte er etwas, ein Geräusch in den Hecken, etwas Schweres, das sich näherte. Dann brach ein Pferd durch das Grün – riesenhaft und seltsam fremd. Es schritt auf ihn zu, eine Armeslänge vor ihm blieb es abrupt stehen und sah

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