Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
Vom Netzwerk:
ihn an.
    Wie kam das Tier auf den Hügel? Farid schüttelte den Kopf, dann sah er den leblosen Körper auf dem Rücken des Riesen.
    Das Gebet war vergessen. Vorsichtig packte er den Rappen am Halfter, er trat an dessen Flanke und berührte den Leblosen an der Schulter.
    »Kann ich helfen?«
    Nichts – keine Reaktion. Er dachte, dass die schmutzigen Kleider des Reiters in einem seltsamen Kontrast zu dem edlen Tier standen. Vielleicht hatte er das Pferd gestohlen?
    Noch einmal berührte er den Körper.
    Der Fremde antwortete ihm mit einem Stöhnen. Dann sah Farid das Blut, das unter der Jacke hervorquoll. Der Reiter hatte Ströme von Blut verloren. Was sollte er tun?
    Das Pferd hatte seinen Kopf gewendet und sah ihn an, als ob es ihn ermuntern wollte. Du musst ihm helfen, schien sein Blick ihm mitzuteilen. Er braucht deine Hilfe.
    Er konnte den dunklen Augen des Tieres nicht widerstehen. Farid holte tief Luft, dann legte er seine Arme um den Körper und zog ihn langsam vom Rücken des Pferdes. Vorsichtig bettete er ihn ins Gras und kniete sich daneben.
    Als er ihm das lange Haar aus dem Gesicht wischte, blickte er in Sophies Augen. Der Fremde war bei Bewusstsein.
    Erschrocken fuhr er zurück. »Christian«, murmelte er, denn er wusste sofort, wen er vor sich hatte. War das der Kopf der Vollmondbande?
    »Ich …«
    Ein Stöhnen bahnte sich seinen Weg, ein Krampf schüttelte den geschundenen Körper. Das blasse Gesicht schien noch mehr Farbe zu verlieren, tiefe Schatten lagen unter seinen Augen.
    »Ich … ich suche Sophie.«
    »Du bist Christian.«
    Farid schlug vorsichtig Jacke und Hemd zur Seite. Über der Wunde lag ein Kissen aus Moos und Federn, doch er traute sich nicht, es anzuheben. Offenbar hatte es die Blutungen ein wenig stillen können. Die Wunde jedenfalls musste furchtbar sein. Die Klinge, soweit konnte Farid ihr Eindringen in den Körper nachvollziehen, war von der Schulter her durch die Brust gestoßen und unterhalb des ersten Rippenbogens wieder ausgetreten. Der Atem des Jungen ging schwer und unregelmäßig. Vielleicht war die Lunge verletzt. Ein Schauer durchfuhr Farid, als er sich Christians Schmerzen vorstellte.
    »Sophie?«
    »Sie ist deine Schwester …«
    Christian keuchte, er nickte mühsam. Wieder schloss er die Augen.
    »Ich kann sie holen, aber dann muss ich dich allein lassen.«
    Ein schwaches Nicken, dann ein geflüsterter Name: »Horatio«.
    Das Pferd spielte aufmerksam mit den Ohren. Als Farid aufstand, ließ es sich wie ein Mensch an Christians Seite nieder.
    »Etwas höher …«
    Farid verstand. Er ging noch einmal in die Knie, um Sophies Bruder ein Stück aufzusetzen und gegen die Flanke des Pferdes zu lehnen. Sofort atmete er ruhiger.
    »Ich bin bald zurück.«
    Dankbar drückte Christian seine Hand.
    »Sophie?«
    »Ja«, nickte Farid. »Ich hole sie.«
    Er wusste, dass Christian sterben würde. Während er den Hügel hinablief, betete er, dass sie nicht zu spät kämen.

    Sophie hatte bemerkt, dass Farid aufgestanden war. Für einen Moment hatte sie gedacht, dass sie mit ihm gehen könnte. Schon seit Wochen hatte sie ihn nicht zu seinem Morgengebet auf den Hügel begleitet. Sie sehnte sich danach, ihn bei seinem Gespräch mit Gott zu beobachten, der Melodie seiner Stimme zu lauschen, den erwachenden Tag zu begrüßen. Ihre Zweisamkeit fehlte ihr mehr, als sie ihm eingestehen konnte.
    Doch dann hatte die Schwere des Schlafes über ihr Wollen gesiegt. Ihr Körper, der sich über die Wochen und Monate in ein träges, schwerfälliges Instrument ihrer Weiblichkeit verwandelt hatte, verlangte nach Ruhe. Sie spürte, dass die Geburt unmittelbar bevorstand. Doch der Gedanke an das Kind, das bald auf die Welt drängen würde, versetzte sie in Angst. Sie wollte nicht an den furchtbaren Schmerz, der ihr bevorstand, denken. Schon längst hatte sie jede Gewalt über ihr Leben verloren. Allein die Sorglosigkeit des Schlafes tröstete sie.
    »Sophie!«
    Eine Hand rüttelte an ihrer Schulter. Was war geschehen? Erschrocken fuhr sie auf.
    »Sophie, komm!«
    »Habe ich verschlafen?«
    Verwirrt sah sie sich in den alten Ställen um. Ihre größte Angst war, dass einer der Gesellen oder Gartenmeister Friedrichs etwas von ihrem misslichen Zustand bemerkte. Doch die anderen schliefen noch.
    »Dein Bruder …«
    Farid flüsterte, seine Augen flackerten. In seinem Blick lag etwas, das ihr Angst einflößte.
    »Christian?«
    »Er ist oben auf dem Hügel.«
    »Er ist hier?«
    Farid nickte und zog sie aus dem

Weitere Kostenlose Bücher