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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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geboren worden war: › Juxta Thema aestimatum Ascendente 28 Grad. 21. Min. unter welchem Signo auch unser Herr undt Heyland Jesus Christus geboren ward‹ , errechnete der berühmte Astronom und Theologe Nicolaus Helduarus für den Zeitpunkt meiner Geburt und er verkündete deshalb, dass mein Erdenleben unter den besten Bedingungen beginne, die alle Unannehmlichkeiten der Zeit aufwiegen könnten. Mein Vater ließ unterdessen in amtlichen Schreiben den schleswig-holsteinischen Ständen die Geburt eines wohlgestalteten, jungen Erben anzeigen. Und um die Zeit zwischen Geburt und Taufe nicht allzu lang werden zu lassen, wurde der dritte Sonntag im neuen Jahr für meine Taufe bestimmt. In den folgenden Tagen erreichten die Geburtsanzeigen und Taufeinladungen aus Gottorf auch den jungen König Christian IV . von Dänemark und seine Frau in Jütland. Das Königspaar nahm die Einladung zur Taufe und Patenschaft an und sagte sein Erscheinen zu. Ebenso hatte der Adel der Herzogtümer, die Familien der Rantzaus, Blomes, Buchwaldts, Ahlefeldts und von der Wisch’, bei dem bevorstehenden Ereignis zu erscheinen. Trotz der widrigen Umstände – die Pest wütete in einigen Landesteilen und die Gottorfer Residenz lag noch immer unter Schnee und Eis begraben – plante mein Vater, der Herzog, ein prunkvolles Tauffest, um der Welt den Glanz des Hauses und seines winzigen, strategisch jedoch so bedeutsamen Staates vor Augen zu führen. Und so forderte der Hofmarschall im fürstlichen Auftrag zusätzliches Schlachtvieh, Ochsen und Schweine, Lämmer und Geflügel, aus den Ämtern an. Für frischen Fisch, Hummer, Krebse und Austern in großen Mengen hatten die Küstenregionen zu sorgen. Der Mundschenk des Herzogs lagerte mehrere Biersorten ein, dazu verschiedene rheinische und ungarische Weine. An den Gottorfer Hofapotheker am Schleswiger Markt erging der Auftrag, Gewürze und Zutaten für das fürstliche Konfekt zu bestellen. Weitere Sorge galt der Musik: Zinken, Posaunen, Lauten und eine Bassviola wurden vom Hof erworben und der Adel stellte Musiker für die Taufe zur Verfügung. Zur Unterhaltung bei Tisch kamen Lautenspieler aus Tönning und Lübeck, die auf einen guten Verdienst hofften. Wie bei ähnlichen Gelegenheiten schickten die benachbarten Fürstenhöfe Bedienungshilfen und die unentbehrlichen Silberknechte reisten aus der nahen Residenz Kiel und aus dem Erzbistum Bremen an. Mit Bedacht hatten meine Eltern auch die Paten ausgewählt. Neben dem dänischen Königspaar erklärte sich Herzog Hans der Jüngere von Holstein-Sonderburg zur Patenschaft bereit. Königin-Witwe Sophia von Dänemark zählte als Großmutter ebenso zum Kreis der Paten wie die Herzogin-Witwe Christine aus Kiel und die Geschwister des fürstlichen Elternpaares. Am Taufsonntag, den 22. Januar anno 1598, konnten meine Eltern trotz Seuchengefahr und scharfen Frostes eine stattliche Gästeschar begrüßen, die sich, in schwere Mäntel und Pelze gehüllt, in den Schleswiger Dom begab. Eisstückchen trieben auf dem heiligen Wasser, als Königin-Witwe Sophia mich über die bronzene Taufschüssel hielt. Ich erhielt den Taufnamen Friedrich – ein ebenso großer wie vielversprechender Name, der sowohl bei den Gottorfer Herzögen als auch im Königshaus der dänischen Verwandten gebräuchlich war. Leises Orgelspiel umrahmte die Zeremonie im Dom. Während die Gäste auf dem Rückweg durch ein Meer von Kerzen dem Ausgang zustrebten, begannen nach einem Orgelpräludium schmetternd die Trompeten zu spielen. Von Kesselpauken begleitet gaben sie meiner Taufe festlichen Glanz.«
    Erschöpft von seiner langen Rede hielt der Herzog inne und rang nach Atem, bevor er unvermittelt fortfuhr: »Es wird wieder Krieg geben, Olearius. Das Leben, unser Streben nach Vollendung – es ist alles so vergeblich.«

VIER
    Loslassen und Weiterleben – mehr könnte sie nicht von ihrem Dasein verlangen, dachte Sophie. Die Begegnung mit dem Herzog im dunklen Herzen des Riesenglobus hatte sie verändert. Friedrich III . war Zeit seines Lebens von zuversichtlichen Plänen und den besten Absichten für die Herzogtümer erfüllt gewesen. Er hatte geglaubt, die Welt, seine Welt, durch ein stetiges Voranschreiten und den Glauben an die Strahlkraft der Wissenschaften verändern zu können. Die Gärten und der Riesenglobus waren das wohl sichtbarste Zeichen dieses Glaubens. Und doch – so viel Unvorhersehbares und Unbeherrschbares hatte in sein Wollen hineinregiert. Hatte er resigniert?
    »Schweden

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