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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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Pflanzenarten geschmückte Garten hatte bereits viele Bewunderer gefunden. Wenn die Friedrichsburg und ihr kostbares Schmuckstück erst vollendet wären, würde der Riesenglobus in ganz Europa für Aufsehen sorgen.
    Als Friedrichs Sophie in der Tür stehen sah, winkte er sie herein.
    »Sophie …« Er schien ehrlich erfreut, sie zu sehen. Auf sein sonnenverbranntes Gesicht malte sich ein Lächeln. »Schickt Olearius dich zu mir?« Er wies auf den Bogen, den Sophie in ihren Händen drehte.
    »Ich wollte Euch nach dem Perser fragen.« Sophie bemerkte, dass ihre Stimme ein wenig zitterte. Sie hoffte, dass Friedrichs ihre Aufregung nicht bemerkte. Von Catharina wusste sie, dass der Gartenmeister nach wie vor in Kontakt mit Farid stand. Aus Amsterdam hatte er einige botanische Kostbarkeiten nach Gottorf schicken können und der Herzog hatte weiteres Geld angewiesen, um an seltene Exemplare zu gelangen.
    Friedrichs schwieg, er blickte sie seltsam an. »Er hat um seine Entlassung aus den herzoglichen Diensten gebeten«, antwortete er schließlich. »Sein Brief traf vor wenigen Tagen am Hof ein.«
    »Was heißt das?« Sophies Blick fiel wieder auf den Berg von Blumenzwiebeln. Waren sie aus Amsterdam gekommen? Ohne um Erlaubnis zu fragen, trat sie an den Tisch und nahm eine der trockenen Zwiebeln in die Hand.
    »Er schrieb, dass er auf einem Schiff der Kompanie anheuern könnte. Er will nach Persien reisen. Er möchte zurück – zurück nach Isfahan.«
    »Aber der Herzog …« Sophie suchte nach Worten, ihre Fingernägel gruben sich in die Blumenzwiebel. Unter ihren pergamentenen Häuten spürte sie den festen, feuchten Fruchtkörper: das Herz der Pflanze. Saft trat aus, Zwiebelsaft. Ein scharfer Geruch stieg ihr in die Nase. »Der Herzog wird ihm doch nicht erlauben, fortzuziehen?«
    Friedrichs kam auf sie zu und nahm ihr die Zwiebel aus der Hand. Er sah sie bekümmert an. »Was soll er tun, Sophie? Er hat ihm erlaubt zu reisen und Farid ist nun ein freier Mann. Er wird uns weiterhin mit Pflanzensamen und Zwiebeln aus dem Orient versorgen, das hat er Herzog Friedrich zugesagt. Vielleicht ist er dem Herzog in Isfahan sogar noch nützlicher als in Amsterdam. Wer weiß schon, was uns die Zukunft bringt.«
    »Das heißt, er kommt nie mehr zurück?« Sophie bemerkte, dass sie mit den Tränen kämpfte. Amsterdam war ihr schon unermesslich weit entfernt erschienen, doch was war dagegen die Strecke nach Persien? Sie dachte an die vielen Land- und Seekarten, die sie für die Globusskizzen studiert hatte. Von Amsterdam aus würde man vielleicht den Wasserweg bis nach Smyrna wählen, dann folgte eine Reise mit Karawanen über Land, durch die Wüste bis zum niederländischen Handelsstützpunkt. Unzählige Meilen addierten sich in ihrem Kopf, sie sah Schiffsunglücke und schwere Stürme, Meeresungeheuer und Wegelagerer vor ihrem inneren Auge.
    »Was ist das?« Friedrichs wies auf den Bogen in ihren Händen, sie hatte ihn inzwischen zusammengeknüllt.
    Sophie blickte auf den Brief, den sie Farid hatte schicken wollen. »Nichts«, antwortete sie und schüttelte den Kopf. Doch im Stillen dachte sie, dass der Freund wohl nie die Wahrheit über sie erfahren würde.

FÜNF
    Die Außenhaut des Globus war fast fertiggestellt, es fehlten nur noch wenige Details. Die bekannte Welt breitete sich auf dem Kugelrund aus – die vier Kontinente und Ozeane und dazwischen einige blinde Flecken. Die Bemalung der Einstiegsluke in das Innere zierte das Allianzwappen des herzoglichen Ehepaares Friedrich III . von Schleswig-Holstein-Gottorf und Maria Elisabeth Prinzessin von Kursachsen. Putten hielten das goldgerahmte Wappenschild in die Höhe. Wenn der Herzog auf dem begehbaren Horizontring wandelte, wirkte er wie der König der Welt.
    Mehr und mehr konzentrierten sich die Malarbeiten nun auf den Sternenhimmel im Inneren. Fantastische Sternenwesen, lebendige Bilder, wild und von leuchtenden Farben, wuchsen aus der Unendlichkeit des Sternenhimmels, die Position der Sterne war bereits durch silberne und goldene Stifte markiert worden.
    Die Arbeit im Inneren des Globus war anstrengend. Über Kopf und im Licht unzähliger Kerzen arbeitete Sophie die Sternbilder nach ihren Skizzen aus, dabei musste sie achtgeben, dass weder ihre Röcke noch die farbgetränkte Leinwand Feuer fingen. Die Maler überließen ihr die mühselige Arbeit gern, für die viel größeren Männer war es noch anstrengender, sich aufrecht in der stickigen Globuskugel zu bewegen. Und so wurde

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