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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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wrang es aus. Dann fuhr sie erneut über Sophies Körper.
    »Er geht dir nicht aus dem Sinn?«
    Sophie suchte nach Worten. Mit den Fingern zeichnete sie die Lichtpunkte nach, welche die Sonne auf ihre Haut tupfte. Inzwischen war es April, das Jahr war vorangeschritten. »Ich bin ihm eine Antwort schuldig. Mein Schweigen hat ihn von Gottorf fortgetrieben.«
    »Und was ist mit dem Globusmeister?« Catharina legte das Tuch zur Seite und zog Sophie ein frisches Hemd über. Dann begann sie ihr Haar auszubürsten und zu einem Zopf zu flechten. »Ihr lebt zusammen. Er hat wochenlang an deinem Bett ausgeharrt. Ein Großteil der Sphaera Copernicana ist an deiner Seite entstanden. Er hat nie aufgehört, an deine Rückkehr zu glauben.«
    »Ihm bin ich auch eine Antwort schuldig.« Sophie nickte, sie schloss die Augen. Vorsichtig ließ sie sich zurück in ihr Bett gleiten. Wie sollte sie den Männern begegnen?

DREI
    Fünfzehn Jahre waren vergangen, seitdem sie die Gottorfer Gärten zum ersten Mal betreten hatte. Sophie war auf dem Weg in das Globushaus, Hecken und blühende Rabatten säumten die Pfade, zwischen den Terrassen des Neuwerk-Gartens strömten Wasserkaskaden den Hügel hinab.
    Wer heute durch das Neue Werk spazierte, konnte sich kaum noch vorstellen, dass einst wildes Gestrüpp und Wald das ansteigende Gelände bedeckt hatten. Lediglich den Herkulesbrunnen hatte es damals schon gegeben. Um das Brunnenrondell nicht passieren zu müssen, wählte Sophie einen Weg zwischen zweiter und dritter Terrasse. Sie schaute nicht hinab.
    »Sophie!«
    Olearius winkte ihr zu, er wartete vor dem Eingang des Globushauses. Als Sophie näher kam, bemerkte sie, dass er Blumen in den Händen hielt. Er hatte es sich nicht nehmen lassen wollen, ihr nach der langen Krankheit die Fortschritte am Riesenglobus vorzuführen. Mit ausgebreiteten Armen kam er ihr entgegen.
    »Es ist so schön, dich wieder hier zu haben.« Mit einer angedeuteten Verbeugung überreichte er ihr den Strauß aus Frühlingsblumen, die er unterwegs gepflückt hatte. Ein wildes Farbenspiel – Sophie lachte über das Durcheinander in ihren Armen.
    Ranunculus asiaticus, Primula pubescens, Hyacinthos orientalis … Die lateinischen Blumennamen für die leuchtenden Ranunkeln, Aurikeln und Hyazinthen fielen ihr ein, für einen Moment sah sie sich an Farids Seite Blumenzwiebeln in die Erde setzen. Wie alt war sie damals gewesen? Sie rechnete nach, zwölf, dreizehn, vierzehn, fünfzehn Jahre? Nun war sie in ihren Zwanzigern, noch nicht einmal mehr eine junge Frau.
    Später dann hatte sie an der Seite des Hamburger Blumenmalers die blühende Pracht gezeichnet und den Gottorfer Codex , das Florilegium, geschaffen. Mehr als dreihundertfünfzig Pflanzenarten hatten sie für das Neue Werk zusammengestellt, viele Jahre waren mit dem Zeichnen und Kolorieren der zarten Blütenköpfe vergangen. Holtzbecker hatte sie gelehrt, wie man die Dinge sehen musste, um sie auf Papier zu bannen und für die Ewigkeit festzuhalten. »Was du gezeichnet hast, begreifst du mit dem Herzen«, hatte er ihr gepredigt. Er war ein guter Lehrer gewesen, streng in allen Details, aber großzügig, was Lob und Ermunterung anbetraf. Auch an Olearius’ Seite hatte sie von Holtzbeckers Malschule profitiert. Jede Zeichnung für den Riesenglobus, jedes Kartendetail, jedes Sternbild hatte seinen Ursprung in den Blüten der Gottorfer Gärten genommen.
    Und nun? Sophie hob den Kopf und ließ den Blick über die Fassade des Globushauses schweifen. Das Gebäude war inzwischen vollendet, seine architektonische Erscheinung ein fremder Traum aus ockerfarbenem Backstein, Mörtel und Muschelkalk. Rote Ziegelbänder gliederten den Bau von außen, das Kupfergold des Zwiebelhelms leuchtete weithin sichtbar auf.
    »Komm!« Olearius riss sie aus ihren Gedanken und ließ sie durch den mit Arkaden geschmückten Haupteingang auf der Nordseite ein. Cornelis van Mander hatte den Rundbogen des Eingangs mit Delfinen, Kugeln, Köpfen und anderem Zierrat versehen. Im Inneren war es vollkommen still, durch den schlichten Treppenturm gelangten sie über eine gerade Treppe nach oben in einen kleinen Raum nördlich des Globussaales.
    »Die kupferne Außenhaut ist endlich auf den Globus aufgebracht.« Olearius nahm sie bei der Hand und führte sie in den Saal hinein. Licht fiel durch die Fenster und brach sich auf der mit weiß grundierter Leinwand bespannten Kupferhaut. Sophie schloss für einen Moment die Augen. Die Globuskugel raubte ihr den

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