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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Getreidehandel
würde die Verluste mehr als wettmachen, die ihm und
seinen Untertanen entstanden, wenn die Ikarier und Awaren die gewünschten Landesteile erhielten. Außerdem
wohnten so wenige Menschen in diesen Gebieten, daß
keine größeren Umsiedlungsmaßnahmen nötig wurden.
Die meisten von Grevilles Untertanen lebten an den
Grenzen zu Tare und Nor, da sollten die Vogelmenschen
und Waldläufer ruhig Zentraltarantaise haben. Davon
abgesehen hätte Axis ihm auch nichts zum Ausgleich
geben müssen und ihm die Gebiete einfach abnehmen
können. Doch das hatte er nicht getan.
»Ich bin einverstanden und nehme an.« Er beugte sich
vor und reichte dem Zauberer die Hand. »Ihr dürft Euch ab
sofort auf den gewünschten Gebieten wie zuhause fühlen.«
Sternenströmer schüttelte erleichtert Grevilles Rechte.
Wie seinem Sohn auch war ihm mehr daran gelegen, die
betreffenden Landstriche von den Achariten freiwillig zu
erhalten, statt sie dazu zwingen zu müssen.
»Und zum Lohn für die Handelsrechte mit dem koroleanischen Reich verlangt Ihr dann sicher den Großteil
von Nor«, warf Isgriff mit hörbarer Sorge ein. Seine Provinz war wesentlich dichter besiedelt und reicher als die
Nachbarbaronie. Der Fürst von Nor wollte selbst zu einem so verlockenden Preis nicht zwei Drittel seiner Besitzungen abtreten.
Der Zauberer lächelte wieder: »Von Euch erbitte ich
eigentlich nur ein Gebiet, Baron.«
»Und welches?« Isgriff hielt den Atem an.
»Piratennest.«
Der Baron galt als alter Fuchs, dem man so leicht
nichts vormachen konnte; aber jetzt mußte er doch an
sich halten, um nicht die Fassung zu verlieren. Der
kommende König bot ihm unbezahlbare Handelsrechte
für eine felsige Insel, auf der Seeräuber ihr Unwesen
trieben? Da stimmte doch etwas nicht. Welche verborgenen Reichtümer vermuteten Axis und sein Vater denn
dort? Was wußten sie, das ihm selbst unbekannt war?
»Nein, keine verborgenen Reichtümer«, bemerkte der
Krieger leise, und jetzt konnte Isgriff seine Erregung
nicht länger verbergen. Der Sternenmann hatte einen
neuen Beweis für seine unglaublichen Fähigkeiten gegeben. Bei allen heiligen Göttern! Die Zeit der Wandlungen
war wirklich nahe!
»An der Insel ist uns nicht wegen irgendwelcher weltlichen Schätze gelegen, Baron. Bei ihr handelt es sich
vielmehr um eine der heiligsten Stätten der Ikarier. Wollt
Ihr es ihnen erklären, Vater?«
»Wir kennen diesen Ort als die Insel des Nebels und
der Erinnerung. Unser Sternentempel erhob sich dort,
und wir glauben, daß er immer noch dort zu finden ist.
Trotz aller Verwüstungen, die die Piraten angerichtet
haben mögen. Deswegen möchten wir das Eiland zurückerlangen und den Tempel wiederaufbauen.«
Isgriff wich alle Farbe aus dem Gesicht, und er erlitt
einen Anfall von Atemnot. Sternenströmer und Axis
fragten sich, warum die Nachricht von einem versunkenen ikarischen Tempel ihn so erregt hatte.
Aber das hatte sie ja gar nicht.
Der Baron atmete mehrmals tief durch und straffte
seine Schultern. Jetzt nimm allen Mut zusammen, sagte
er sich, höchste Zeit, aus dem Schatten zu treten. Tausend Jahre der Geheimhaltung und Täuschung müssen
heute ihr Ende finden – denn vor dir sitzt der Mann, der
die Zukunft verändern wird.
»Der Tempel steht noch«, erklärte Isgriff den beiden
und rief bei ihnen größte Verwunderung hervor.
»Die Seeräuber haben ihn unberührt gelassen.« Wenn
Sternenströmer nicht darauf zu sprechen gekommen wäre, hätte der Baron das Schweigegebot nicht gebrochen,
mit dem man seit so langer Zeit den Sternentempel
schützte. Als kleines Kind hatte er zum ersten Mal von
diesem Ort gehört und ihn dann als Junge besucht. Zum
ersten Mal sprach er jetzt zu einem Außenstehenden von
dieser Stätte.
Tränen traten dem Zauberer in die Augen. Das hatte er
in seinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt.
Aber Isgriff hatte noch mehr zu verkünden.
»Nor hat die neun Priesterinnen in den vergangenen
tausend Jahren versorgt und geschützt. Sie schreiten immer noch unbehelligt über die Wege des Tempelbergs.
Auch ihre Bibliothek blieb unbeschädigt und enthält
weiterhin alle antiken Schriftrollen und Pergamente. Die
Kuppel der Sterne wacht immer noch über die Erste
Priesterin …«
Aschure stand abseits hinter den Männern, und nicht
einmal Axis beachtete sie im Moment. Die junge Frau
fing an zu zittern, als würden eiskalte Finger ihre Seele
berühren. Und sie glaubte, das Donnern der Brandung an

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