Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04
strahlenden Lieblichkeit, als
sie ihn entschwinden sah.
In diesem Moment drehte sich Aschure um und entdeckte, daß Embeth sie anstarrte. Lächelnd berührte sie
Axis am Arm, flüsterte ihm etwas zu und machte sich
dann ebenfalls auf den Weg zu ihr.
»Und nun, Rivkah, müßt Ihr mich unbedingt darüber
aufklären, was es mit diesem Knaben auf sich hat, den
Ihr auf dem Arm tragt«, verlangte Judith jetzt, und Embeth wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den beiden
alten Freundinnen zu. Der Säugling war mit seinen runden roten Bäckchen und den dichten schwarzen Locken
wirklich hübsch anzuschauen. Aus seinen rauchblauen
Augen sah er die drei Frauen abwartend an.
Seine Großmutter strahlte. »Judith und Embeth, ich
möchte Euch meinen Enkel Caelum vorstellen.«
Embeth krampfte sich das Herz zusammen. Man mußte kein Hellseher sein, um auf die Mutter dieses Knaben
zu schließen.
Ein Rascheln von Seide, und Aschure stand mitten unter ihnen. Rivkah reichte ihr den Kleinen, der beim Anblick seiner Mutter sofort vor Freude zappelte und über
das ganze Gesicht lachte. »Und dies hier ist Aschure, die
junge Frau, die ich als meine Tochter betrachte.«
Embeth wurde immer niedergeschlagener. Diese Nor
hatte es verstanden, sich nicht nur in Axis’ Herz, sondern
auch in das seiner Mutter einzuschleichen.
»Wie schön, Euch kennenzulernen«, sagte Judith.
»Und Ihr seid Axis’ Gemahlin?« fragte Embeth.
»Nein, die bin ich nicht. Aber wir lieben uns.« Aschure wußte sehr wohl, welche Rolle die Herrin von Tare
einmal im Leben des Kriegers gespielt hatte. »Axis
macht auch in der Öffentlichkeit kein Hehl daraus, daß er
sich für mich entschieden hat.«
Embeth war ärgerlich über dieses mich, und in ihre
Augen trat ein empörtes Funkeln. Doch bevor sie etwas
entgegnen konnte, trat Belial zu der Gruppe und legte ihr
eine Hand auf den Arm.
»Aschure, ich glaube, Axis möchte Euch und Caelum
an seiner Seite haben, wenn er mit Baron Isgriff spricht.«
Die junge Frau nickte steif. »Tut mir leid, Embeth,
meine Bemerkung war einfach ungebührlich.« Damit
drehte sie sich um und war verschwunden.
»Laßt Euch nicht von ihrem Äußeren täuschen, Herrin«, sagte Belial leise. »Sie bedeutet Axis mehr, als Ihr
ermessen könnt, auch wenn sie eine Nor ist.«
Embeth senkte den Blick, als Aschure den Krieger erreicht hatte. Er lächelte sie mit soviel Liebe an, daß es ihr
einen Stich versetzte. Ganelon, ihr verstorbener Gemahl,
hatte sie früher so angesehen, Axis jedoch nie. Der damalige Axtherr hatte ihr seine Freundschaft angeboten, aber
nicht mehr.
»Ich war wohl eine Närrin, Belial. Kommt, berichtet
mir von Eurem wagemutigen Unternehmen während der
beiden letzten Jahre.«
Isgriff hielt Aschures Hand, verbeugte sich und lächelte
sie an.
»Ihr gehört zu meinen Landeskindern. Das wurde mir
gleich bewußt, als Ihr heute nachmittag in das Verhandlungszelt tratet. Und als ich Euch an Axis’ Seite sah,
wurde mir klar, daß ich ihm nichts würde abschlagen
können. Angesichts solcher Schönheit werde ich weich
wie Wachs.« Ohne ihre Hand loszulassen, wandte er sich
an den Krieger. »Diese Dame stellt Eure gefährlichste
Waffe dar. Wenn Ihr es recht versteht, sie einzusetzen,
werden Eure Feinde reihenweise vor Euch in die Knie
gehen.«
Axis lachte. »Ihr seid mir schon ein Schmeichler, Baron.«
Aschure lächelte liebenswürdig. »Meine Mutter
stammte aus Nor, aber ich wurde im Norden, im Dorf
Smyrdon geboren und bin dort auch aufgewachsen.«
»Eure Mutter haben wir nach Skarabost verloren?«
Isgriff zog eine Braue hoch. »So sagt mir doch bitte ihren
Namen. Vielleicht kannte ich sie ja.«
Die junge Frau setzte unerwartet eine bekümmerte
Miene auf und entzog ihre Hand der Rechten des Barons.
»Sie starb, als ich noch sehr jung war«, stammelte sie zur
Antwort. »Ich kann mich an ihren Namen nicht mehr
erinnern.«
Axis legte rasch seinen Arm um sie, weil sie so blaß
geworden war. Warum behauptete sie auf einmal, ihre
Mutter sei gestorben? Hatte sie vielleicht etwas Neues
über das Schicksal ihrer Mutter erfahren, nachdem sie
mit einem Hausierer durchgebrannt war?
»Aschure, verzeiht bitte, ich wollte Euch mit dieser
Frage nicht zu nahe treten«, beruhigte sie Isgriff jetzt
rasch. »Darf ich Euch auch verspätet noch mein Beileid
aussprechen? Eure Mutter muß eine sehr schöne Frau
gewesen sein, wenn die Tochter nach ihr geraten ist.«
Die junge Frau hatte sich wieder etwas beruhigt, und
ein wenig
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