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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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sich, aber sie konnten immer noch lernen, sich
wieder ineinander zu verlieben.
    Noch jemand schaute in dieser Nacht nach den fernen
Feuern des Rebellenlagers. Timozel stapfte zornig über
die Dächer des Palasts. Wut und Enttäuschung hielten
ihn gleichermaßen fest in ihren Klauen. Morgen würde
dort unten eine Schlacht entbrennen, aber der König hatte
ihm befohlen, in der Hauptstadt zu bleiben und seine
Gemahlin zu beschützen, damit nicht irgendein geflügelter Teufel sie stehlen konnte.
    Ich bin in den Visionen der große Held und Schlachtenlenker, sagte er sich voller Grimm, während er endlos
an den Zinnen entlanglief. Mich hat Artor dazu auserwählt, morgen unsere Truppen zum überwältigenden
Sieg zu führen!
    … eine gewaltige und ruhmreiche Schlacht … die
Stellungen des Feindes bereits überrannt … bis auf den
letzten Mann wurde der Gegner niedergemacht und mit
ihm die abstoßenden Kreaturen, die Seite an Seite mit
ihm gefochten hatten … Timozel verlor bei diesem Ringen nicht einen Mann …
    »Ich!« murmelte der Jüngling und blieb unvermittelt
stehen. Sein dunkler Umhang umwehte ihn. »Ja, ich!«
… Unfaßbare Siege erwarten ihn …
Aber statt seiner sollte dieser schmalgesichtige Gautier
mit dem König reiten.
»Ihr werdet verlieren, wenn Ihr mich nicht für Euch
kämpfen laßt!« sprach Timozel in kalter Entschlossenheit. »Untergehen, Bornheld. Bleibt Ihr lieber zurück und
laßt mich Euer Heer und Gautier anführen. Ich bin der
Mann in den Visionen, der Held, der Euch den Sieg
bringt.«
Und wenn er etwas in den Visionen falsch gedeutet
hatte? Einem Mißverständnis unterlag? Wenn Bornheld,
dieser Narr, nicht der große Fürst sein sollte, für den er
diese Siege erringen würde?
… und sein Name wird fortdauern in den Sagen der
Völker …
»Ja, ganz recht!« rief der Jüngling, glühend vor Erregung.
    Axis saß lächelnd am Feuer und hielt Caelum auf seinen
Knien. Mit jedem neuen Tag entwickelte der Knabe neue
faszinierende Eigenschaften. Mittlerweile konnte er
schon kurze Sätze sprechen und krabbelte auf allen vieren herum, wann immer sich ihm eine Gelegenheit dazu
bot. Erst am Morgen hatte sein Vater ihn unter Belaguez
hervorziehen müssen. Der Hengst hatte schon nervös mit
den Hufen gestampft.
    »Caelum«, flüsterte er ihm jetzt ins Ohr und strich ihm
die wilde Lockenpracht zurück.
»Vater!« krähte der Kleine und quietschte dann vor
Vergnügen, als sein Vater ihn an Bauch und Rücken
kitzelte.
Aschure sah den beiden zu und mußte ebenfalls lächeln. Axis ergriff ihre Hand. »Liebste, laßt uns nicht mit
dieser Fremdheit zwischen uns in die Schlacht reiten.
Oder wollt Ihr es Euch lieber noch einmal überlegen, ob
Ihr wirklich bei mir bleiben wollt?«
»Nein«, antwortete sie leise, »ich bleibe bei meiner
Entscheidung. Aber ich fürchte mich vor dem, worauf ich
mich da eingelassen habe … und was die Zukunft mir
bringen wird.«
»Mutter!« Der Kleine streckte beide Arme nach ihr
aus. »Aschure!«
Caelum hatte sie nur einmal in Gedanken, aber nie offen mit ihrem Vornamen angesprochen. Sie lachte voller
Freude, löste ihre Hand aus der Axis’ und hob ihren Sohn
hoch. »Aschure!« rief der Knabe wieder und sprach
gleichzeitig in ihrem Kopf: Ich werde Euren Namen niemals vergessen.
Sie drückte ihn an sich, und Tränen traten ihr in die
Augen.
»Warum hat er das gesagt?« fragte der Krieger, der die
Worte Caelums als Gedankenecho vernommen hatte.
Der Knabe drehte sich zu ihm um und sah ihn aus seinen großen blauen Augen feierlich an: Weil Aschure den
Namen ihrer Mutter vergessen hat, fürchtet sie, daß ich
eines Tages auch den ihren vergessen könnte. Auch erschreckt sie die Vorstellung, daß wir beide uns eines
fernen Tages, wenn ihre Gebeine zu Staub zerfallen sind,
nicht mehr an sie erinnern könnten.
Axis sah ihn mit größter Verwunderung an. Ihn erstaunte nicht nur, wie gut sein Sohn sich bereits in Gedanken ausdrücken konnte, sondern auch, über welch
sensible Wahrnehmung er verfügte. Er betrachtete Aschure. Lastete das so schwer auf ihr? Hielt sie deswegen
Abstand zu ihm?
»Faraday wird an Eurer Seite leben«, erklärte Aschure
jetzt. »Euch beide erwartet ein hohes Alter, und Ihr werdet in den Sagen fortleben. Ebenso wie Caelum. Irgendwann habt Ihr mich vergessen. Werde ich vielleicht in
der Prophezeiung erwähnt? Nein, werde ich nicht. Vielmehr ist Faraday die Frau, die ›des Nachts selig umfangen wird den Mann, der den Gatten

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