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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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mir zu gelangen. Von
meinem elften Lebensjahr an lebte ich bei Embeth und
Ganelon, aber die Herrin von Tare muß mich schon früher bei Hof gesehen haben. Magariz hat vor einiger Zeit
zugegeben, mich zu seiner Zeit als Mitglied der Palastwache und später als ihr Hauptmann als Kleinkind gekannt zu haben. Und über die Feste Gorken hätte der
Fürst dann leicht Gelegenheit gehabt, zu Gorgrael zu
gelangen …«
Er schüttelte den Kopf. »Und Belial? Der ist acht Jahre älter als ich. Mit fünfzehn bin ich bei den Axtschwingern eingetreten, und er war mein erster Offizier. Aber
wer weiß schon, ob er mich nicht schon früher kennengelernt hat?«
»Und Isgriff?« fragte der Sternenströmer.
»Der trägt von allen wohl die überzeugendste Maske«,
antwortete Axis nach einem Augenblick des Nachdenkens. »Vor wenigen Wochen durften wir zu unserer
grenzenlosen Überraschung erfahren, daß die Barone von
Nor während der letzten tausend Jahre den Tempel der
Sterne erhalten und geschützt haben. Isgriff verblüfft
auch immer wieder mit Kenntnissen über die ikarische
Kultur, die eigentlich nur den Vogelmenschen selbst
bekannt sein dürften! Und er hat auch sofort erkannt, daß
Ramu sich in einem Umwandlungsprozeß befand.«
»Das wußte er?«
»Damals, in einer Nacht, kurz bevor wir den Wald der
Schweigenden Frau erreichten, entdeckte ich den Baron
dabei, wie er den Magier versorgte. Er schien in allem
genau zu wissen, was nötig war.«
»Welcher Ort wäre wohl besser dafür geeignet gewesen«, sagte Sternenströmer langsam und starrte wieder
auf den See hinaus, »um sich Tausende Jahre verborgen
zu halten, als der Sitz der Baronsfamilie von Nor? Von
dort aus hat man Zugang zu etlichen heiligen Stätten und
auch zur Insel des Nebels und der Erinnerung. Ihr müßt
zugeben, mein Sohn, daß hinter Isgriff mehr steckt, als es
den Anschein hat.«
Der Krieger lachte kurz und hart. »Jetzt hör sich das einer mal an, Vater. Wir wissen beide nicht mehr, als daß
keiner von uns Wolfstern sein kann, denn wir sind jeder des
anderen Alibi. Andererseits sehen wir uns einer ganzen
Schar der unterschiedlichsten Verdächtigen gegenüber. Die
meisten hatten Gelegenheit, den Mord zu verüben. Und wer
weiß schon, aus welchen Beweggründen Wolfstern zurückgekehrt ist? Was wollte er überhaupt von Caelum?
Welche Bedeutung hat mein Sohn denn für ihn?«
Sein Vater schnaubte, weil er darauf auch keine Antwort wußte. »Axis, Ihr habt mir nie verraten, was in der
Dritten Strophe der Prophezeiung steht.«
»Weil die nur für meine Ohren bestimmt ist. Und weil
jeder andere, der sie zu hören bekommt, nach kurzer Zeit
alles wieder vergißt.«
»Sagt es mir trotzdem«, drängte Sternenströmer.
»Vielleicht bleibt mir ja doch etwas davon im Gedächtnis. Und womöglich fällt mir zu dem einen oder anderen
Vers eine Bedeutung ein.«
Axis hob die Brauen, rezitierte dann aber doch die
dritte Strophe:
    »Sternenmann, hör zu, denn ich weiß,
Mit diesem Zepter vermagst du
Gorgrael in die Knie zu zwingen,
Sein Eis zu zerbrechen.
Aber selbst mit der Macht in Händen
Wird dein Weg niemals gefahrlos sein.
Ein Verräter des eigenen Lagers
Wird sich wider dich verschwören.
Verdränge den Schmerz der Liebsten,
Nur so entgehst du dem Tod.
Haß heißt die Waffe des Zerstörers.
Doch hüte dich, es ihm gleichzutun.
Denn Vergebung ist der einzige Weg,
Tencendors Seele zu retten.«
    Sternenströmer legte die Stirn in Falten. Schon verflüchtigten sich die ersten Worte wieder aus seinem Bewußtsein. »Ich kann es nicht, es geht nicht …« murmelte er
verwirrt.
    »Die dritte Strophe sagt mir, was ich tun muß, um
Gorgrael zu bezwingen«, erklärte Axis ihm. »Aber das
hat wohl nur für mich selbst Bedeutung. Außerdem warnt
der Text mich davor, daß einer, der anscheinend treu zu
meiner Sache steht, mich schließlich an den Zerstörer
verraten wird.«
    »Wolfstern.«
»Das glaube ich auch. Aber hinter wem verbirgt er
sich? Welche Verkleidung hat er gewählt?« Er seufzte,
weil sie dieses Rätsel einfach nicht lösen konnten. »Vater, es könnte jeder in diesem Heerlager gewesen sein.
Oder auch jemand, der sich aus Karlon herausgeschlichen hat. Wie viele Verdächtige hätten wir damit beisammen? Siebzigtausend? Achtzigtausend?«
Aber was wollte er bei meinem Sohn? Mußte Morgenstern sterben, damit Caelum leben kann? Oder kam
Wolfstern nur, um sich seinen Urururenkel anzusehen?
Sternenströmer legte ihm einen Arm um die

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