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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Schultern.
»Wir müssen einander vertrauen«, erklärte er, »denn
sonst bleibt uns ja niemand.«
»Eine schreckliche Vorstellung, Vater, mit der ich
nicht leben möchte.«
»Morgenstern ist auf schreckliche Weise gestorben,
das dürft Ihr nie vergessen, mein Sohn.«
24 E INE
F
RAU AUS
N
OR GEWINNT ,
EINE ANDERE VERLIERT
     
    Faraday stand mit ihrem Gemahl auf den Zinnen des
Palastes und blickte hinaus auf den Gralsee. Timozel
hielt sich düster und brütend in den Schatten hinter ihr
auf. Seit Bornhelds Niederlage am Bedwyr Fort hatte der
Jüngling kaum ein Wort gesprochen. Seine Achtung vor
dem König war nach dieser Katastrophe einer harten
Prüfung unterzogen worden. Manchmal hörte Faraday
ihn leise und undeutlich von seltsamen Visionen und
Verheißungen murmeln. Timozels Haut hatte eine ungesunde Färbung angenommen, so als verbrenne ein langsames Fieber ihn innerlich. Dicke Tränensäcke hingen
unter seinen Augen. Mein armer Ritter, dachte sie voller
Mitgefühl, Ihr seht der Ankunft von Axis nicht gerade
voll Freude entgegen.
    Faraday konnte natürlich nicht wissen, daß Timozel
sich nicht mehr zum Schlafen hinzulegen wagte, befürchtete er doch, daß ihm dann Gorgrael erscheine und ihn
lachend zu sich winke. Der Jüngling schrie nicht mehr im
Schlaf, aber er erwachte immer noch voller Entsetzen,
die Hände im Laken verkrallt.
    Faraday schloß die Augen und hielt ihr Gesicht in die
Herbstsonne, um ihre Wärme zu genießen. Der Augenblick stand kurz bevor und sie und Bornheld waren sich
dessen bewußt. Beide befanden sich eigentlich nur zwei
Schritte voneinander entfernt, doch zwischen ihnen gähnte ein unüberwindlicher Abgrund. Wenn Axis beim
Zweikampf der Brüder im Mondsaal sterben sollte, würde Faraday nicht mehr weiterleben wollen. Dann würde
die Finsternis aus dem Norden über das Land kommen
und die Prophezeiung zunichte machen. Die junge Frau
hatte nicht vor, in einer Welt aus Eis und Dunkelheit
leben zu müssen, in der es nicht einmal mehr Axis gäbe.
    Sie atmete tief ein und genoß den schwachen Duft der
letzten Herbstblumen, ehe sie die Augen wieder öffnete.
Das jenseitige Ufer des Gralsees ließ sich gerade noch
ahnen. Viel klarer war der hohe weiße Turm erkennbar,
von dem Yr ihr erklärt hatte, daß er in Wahrheit Narrenturm heiße. Was mochten die Ikarier in seinem Innern
anstellen, daß er letzte Nacht so von innen heraus geleuchtet hatte?
    Axis’ siegreiche Armee lagerte jetzt schon fast eine
Woche am Gestade des Sees, um sich von den Anstrengungen der Schlacht zu erholen. Faraday war aufgefallen,
wie übrigens den meisten Bürgern der Hauptstadt auch,
daß die Soldaten, welche Bornheld bei seiner Flucht ihrem Schicksal überlassen hatte, sich inzwischen der
Streitmacht angeschlossen hatten, gegen die sie vorher
noch ins Feld gezogen waren. Der Krieger hatte keine
Gefangenen gemacht, sondern vielmehr neue Kameraden
dazugewonnen.
    Faraday lehnte sich gegen die steinerne Brüstung und
wünschte, sie hätte ein Fernglas dabei, um sich alles genauer ansehen zu können. Gestern nacht hatte sie auch
hier draußen gestanden und das große Feuer betrachtet,
das an der Ostspitze des Gewässers brannte. Eine Beerdigung, wie die Katzenfrau ihr später anvertraut hatte.
Eine geliebte und geachtete Ikarierin sei verbrannt worden, denn nur die Vornehmsten aus diesem Volk erhielten einen solchen Abschied.
    Während die Flammen hoch loderten, hatte Faraday
Tausende von Trauergästen sehen können. Nicht nur
Ikarier, sondern auch Rabenbunder und Achariten. War
Axis ebenfalls bei der Beisetzung zugegen gewesen?
Oder seine Eltern, Sternenströmer und Rivkah?
    Bornheld hatte ihr erzählt, daß eine Frau, die sich als
Rivkah ausgab, vor der Entscheidungsschlacht das Wort
an ihn gerichtet habe. Obwohl er das entschieden abstritt,
war Faraday doch fest davon überzeugt, daß es sich bei
ihr wirklich um die Mutter des Kriegers gehandelt hatte.
Sie freute sich für Axis.
    Irgendwann hatten sich Ikarier mit Fackeln in der
Hand in die Lüfte erhoben, waren über den Flammen
aufgestiegen und am Nachthimmel verschwunden, bis
ihre Brände nur noch so winzig wie die fernsten Sterne
waren. Sie hatten wohl die befreite Seele auf ihrem Weg
zu den Gestirnen begleitet. Ein beeindruckender Anblick
von unvergleichlicher Schönheit. Faraday hatte vor Rührung geweint und sich gefragt, wem denn die Ehre einer
solchen Zeremonie zuteil geworden war.
    Später, als der Scheiterhaufen

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