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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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zurück.
Mit harter Miene, der man keine Gefühlsregung ansah,
nahm der Krieger Caelum vom Arm seiner Liebsten. Er
hielt den Kleinen fest an sich gedrückt und beruhigte ihn
mit seinen Liedern und seiner Zauberkraft. Langsam
beruhigte sich Caelum wieder.
Der Knabe war der einzige Zeuge dessen, was hier
passiert war.
Mein Sohn, ganz ruhig, Ihr seid in Sicherheit. Sicher,
sicher, sicher. Wer hat dies Eurer Großmutter angetan?
    Zuerst erhielt er keinerlei Antwort.
Dann: Ein dunkler Mann.
Der Krieger erstarrte: Kennt Ihr vielleicht seinen Namen?
    Er spürte, wie sein Sohn zögerte … Morgenstern hat
ihn Wolfstern genannt.
Axis faßte Caelum unwillkürlich fester. Habt Ihr sein
Gesicht gesehen?
Nein, erst hatte er sich die Kapuze tief herabgezogen,
und dann hat er mir den Kücken zugekehrt.
»Wolfstern?« murmelte Sternenströmer. »Wolfstern
hat das getan?«
Er berührte mich mit seinem Geist, fuhr der Knabe
fort. Das hat sich so sanft angefühlt. Er sagte, daß er
mich liebe.
    Als Sternenströmer schließlich gramgebeugt in das Zelt
zurückkehrte, das er mit seiner Mutter geteilt hatte, war Die Geschichte der Seen nicht mehr aufzufinden. So sehr
er und seine Gefährten in den nächsten Tagen und Wochen auch danach suchten, das Bändchen war und blieb
verschwunden.
    Sehr viel später, als der volle Mond am Himmel stand,
man Morgensterns Leiche hinausgetragen und das Zelt
wieder in Ordnung gebracht hatte, saßen Vater und Sohn
am sandigen Ufer des Gralsees zusammen. Axis hatte
einen Beruhigungszauber über Aschure und Caelum
gesungen, und die beiden schliefen nun in Rivkahs Zelt –
in dem Zelt, das sie inzwischen ganz offen mit Magariz
teilte. Der Krieger hatte angeordnet, sein eigenes Zelt zu
verbrennen. Er hätte es nie wieder betreten können.
    Lange Zeit saßen die beiden schweigend am Strand
und sahen dem Mond zu, wie er über dem dunklen Gewässer seine gemächliche Bahn zog.
    Axis hörte seinen Vater tief seufzen und ergriff seine
Hand. »Ich weiß, wie nahe Morgenstern und Ihr Euch
gestanden habt«, sagte er langsam und hoffte, Sternenströmer so zum Reden zu bringen. Sein Vater und
seine Großmutter hatten oft miteinander gestritten, was
aber hauptsächlich auf das gleiche Temperament zurückzuführen war. Doch hatte sie auch immer schon ein starkes Band miteinander verbunden, das weit über die
normale Liebe zwischen Mutter und Sohn hinausging.
    »Ich kann es einfach noch immer nicht fassen, daß sie
auf solche Weise sterben mußte«, flüsterte der Zauberer
und starrte weiterhin auf die kleinen Wellen, die vor
ihren Füßen am Ufer leckten. »Morgenstern hat sich
immer von allen die meisten Sorgen um Wolfstern gemacht. Ständig grübelte sie darüber nach, in welcher
Maske er auftreten könnte, welche Gestalt er angenommen haben mochte … Vielleicht entsprang das der unbewußten Vorahnung, eines Tages durch seine Hand ums
Leben zu kommen.«
    »Wolfstern …« Axis wollte lieber nicht über den unseligen Vorfahren nachdenken. Und erst recht nicht über
Morgensterns Verdacht, hinter wem er sich verbergen
könnte. Nicht schon wieder Aschure mißtrauen …
    »Nein, es war nicht Aschure«, sagte sein Vater. »Sie
kann es gar nicht gewesen sein.«
»Bestimmt nicht«, bekräftigte der Krieger, um ihn und
sich selbst zu überzeugen. »Schließlich hatte sie keine
Möglichkeit, mich in jungen Jahren zu unterrichten.
Während ich in Karlon aufwuchs, wurde sie in Smyrdon
geboren und aufgezogen.«
Beiden Zauberern schien dies Beweis genug zu sein.
Sie, die sie beide die junge Frau sehr liebten, hätten sich
aber auch an jede andere Erklärung geklammert, die
Aschure von dem Verdacht freigesprochen hätte.
»Rivkah, Magariz, Belial, Isgriff und Embeth«, zählte
der Krieger jetzt auf. »Sie alle erreichten kurz nach uns
das Zelt, mußten sich also ganz in der Nähe aufgehalten
haben.«
»Nein«, widersprach Sternenströmer, »nicht Rivkah.
Auch sie hatte keine Gelegenheit, Euch als kleinem Kind
die Zauberlieder beizubringen.«
»Möglicherweise doch, Vater. All die Wochen und
Monate, die sie fern von Euch war. Woher wollt Ihr wissen, daß sie sie wirklich bei den Awaren verbracht hat?«
»Axis, das kann doch nicht Euer Ernst sein. Niemals
erscheint uns Wolfstern in der Gestalt Eurer Mutter.«
»Also weder Aschure noch Rivkah«, seufzte der Krieger.
»Wie steht es denn mit den anderen?«
»Sie sind alle älter als ich. Als ich noch ein Kind war,
hatten sie alle die Möglichkeit, zu

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