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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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niedergebrannt war,
hatten die Tausende am Ufer ihre Aufmerksamkeit auf
den Narrenturm gerichtet, ebenso wie auch die Unzähligen, die sich auf den Stadtmauern Karlons versammelt
hatten. Der Wind trug eigenartige Musik und Lieder
heran, und Faraday entdeckte eine in Weiß und Silber
gewandete Gestalt auf dem Dach des Turms. Sie vermutete, daß es sich bei ihr um Sternenströmer handelte.
Manchmal stand er dort, dann wieder flog er ein Stück
weit in den Nachthimmel hinauf. Nach einer Weile fing
der Narrenturm an zu strahlen. Sanftes Licht drang
durch die Mauern und nahm an Helligkeit zu, bis das
gesamte Bauwerk strahlte und zu leben schien. Dieses
Bild verzauberte Faraday, und noch Stunden später
schaute sie hin.
    In jener Nacht hatten Yr und sie bis zum Morgengrauen über das geredet, was sich auf der anderen Seite des
Sees ereignet haben mochte.
    Am Morgen stand sie erfrischt auf und fühlte sich unglaublich lebendig. Jetzt stand sie auf den Zinnen, und
nicht einmal die Anwesenheit des Königs vermochte ihre
Stimmung zu dämpfen. Faraday glaubte, Axis’ Nähe
spüren zu können. Bald, dachte sie, sehr bald schon.
    Schritte ertönten hinter ihr, und sie drehte sich um.
Gautier näherte sich in leichter Rüstung, und das
Schwert klirrte an seiner Seite. Er stellte sich zu seinem
Herrn, und die beiden Männer starrten auf das jenseitige
Ufer hinüber. In den letzten Tagen hatten sie etwas von
ihrem Mut wiedergefunden.
»Wann?« fragte der Leutnant leise.
»Bald«, antwortete Bornheld nach einer Weile ebenso
gedämpft.
»Und was gedenkt Ihr zu tun, Euer Majestät?«
»Nichts«, sagte der König und richtete den Blick auf
eine winzige Gestalt in Rot und Gold. »Axis wird zu mir
kommen. Er kann gar nicht anders. Wir beide wollen der
Sache ein Ende bereiten. Nur wir zwei Brüder. Nur darum ging es immer, und das steckte hinter allem.«
Bornheld drehte sich um. Rote Bartstoppeln beschatteten sein Gesicht. Er hatte sich seit Tagen nicht mehr rasiert.
»Unsere Rivalität begann in dem Moment, als er gezeugt wurde«, erklärte der König seiner Gemahlin. »Und
seit er als Säugling nach Karlon kam, haben wir gegeneinander gekämpft. Auf die eine oder andere Weise.
Glaubt nur nicht, Faraday, daß er allein um seiner Liebe
willen zu Euch über den See gefahren kommen könnte.
Wird er Euch noch lieben, wenn ich nicht mehr bin?«
Bornheld sah sie kalt an. »Nein, das bezweifle ich. Wißt
Ihr, wenn er mich erledigt hat, besteht für ihn überhaupt
kein Anlaß mehr dazu.«
Damit wandte er sich von ihr ab und verließ mit Gautier im Gefolge die Zinnen. Das Knallen ihrer Stiefel auf
den Steinstufen klang wie Totenglocken in ihren Ohren.
Faraday sah ihrem Gemahl hinterher, und kalte Furcht
befiel ihr Herz. Bornheld schien schon davon auszugehen, daß er den Zweikampf nicht überleben würde. So als
hätte er immer schon gewußt, daß das Schicksal ihm
vorherbestimmt habe, von der Hand seines Bruders zu
sterben. Dieses und was ihr Gemahl über Axis’ Liebe zu
ihr gesagt hatte, erschien ihr nun wie die tiefe Erkenntnis
aus einer Weissagung.
    Axis verfolgte mit seiner Zaubersicht, wie erst Bornheld
und später dann auch Faraday die Zinnen des Palastes
verließen.
»Wann?« fragte ihn Belial.
    »Heute nacht. Ich habe lange genug gewartet. Deswegen soll es heute nacht entschieden werden.«
Sein Leutnant nickte. »Und wie wollt Ihr es angehen?«
»Rivkah kennt einen Weg hinein. Einen Geheimgang.
Wir werden über den See dorthin fahren.«
»Und wen nehmt Ihr mit?«
»Euch. Ho’Demi. Magariz. Jorge. Und natürlich Rivkah.«
»Eure Mutter?«
Die Augen des Kriegers wirkten so kalt wie das Wasser.
»Sie muß dabei sein. Als Zeugin. Einer ihrer Söhne wird in
dieser Nacht sterben. Und sie muß anwesend sein.«
Belial schauderte es.
»Sonst noch jemand?«
»Die Wächter. Oh ja, auch sie müssen dabeisein.«
»Ebenfalls, um das Ende zu bezeugen?«
Axis schüttelte den Kopf und schien mit den Gedanken weit fort zu sein. »Sie können auch Zeugen sein, aber
hauptsächlich sollen sie dort warten.«
Der Leutnant runzelte die Stirn. Sein Freund befand
sich in einer sehr eigenartigen Stimmung. »Worauf denn
warten?«
»Auf eine verlorene Liebe, Belial, auf eine verlorene
Liebe.«
»Sind das alle, die Ihr mitzunehmen gedenkt?«
Wieder schüttelte der Krieger den Kopf. »Vielleicht
noch Sternenströmer. Er möchte dabeisein. Ich hoffe nur,
daß er mir nicht im Weg steht. Abendlied kommt mit.
Unbedingt. Sie wird wie

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