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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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ihn aus
großen Augen an.
Der Krieger legte wieder seine Finger an ihr Kinn.
»Wenn Ihr mir davonzulaufen versucht, werde ich Euch
suchen und finden. Darauf könnt Ihr Euch verlassen.
Niemand wird mir Euch wegnehmen!«
Aschure starrte ihn immer noch an. Wie konnte ein
Mann, der Fremden gegenüber soviel Mitgefühl aufbrachte, seine eigene Liebste nur so grausam behandeln?
Als er bemerkte, was sein Ausbruch bei ihr auslöste,
fragte er ruhiger: »Liebt Ihr mich?«
»Ja«, flüsterte sie, weil sie das niemals abstreiten können würde.
»Dann würdet Ihr getrennt von mir nur unglücklich
werden. Aschure, hört mir jetzt bitte gut zu: Die Heirat
mit Bornhelds Witwe wird meinen Anspruch auf den
Thron von Achar untermauern. Davon abgesehen, bindet
die Prophezeiung mich an Faraday. Und ich brauche sie,
damit sie mir die Awaren und die Bäume zuführt. Ich
kann und will sie also nicht aus meinem Leben verbannen. Nicht nach all dem, was sie bereits für mich getan
hat. Und noch für mich tun wird. Mein Herz aber gehört
Euch allein. Deshalb macht Euch nicht kleiner als Ihr
seid, Aschure, und unterschätzt deshalb auch nicht die
starke Anziehungskraft, die Ihr auf mich ausübt.«
Er senkte den Kopf und küßte sie auf die Lippen.
»Wenn ich nicht durch einen Eid an Faraday gebunden
wäre, würde ich Euch auf der Stelle heiraten. Das könnt
Ihr mir glauben.«
»Ja.« Sie glaubte es, wollte es glauben.
»Aschure, ich werde niemals zögern, mich zu Euch
oder zu meiner Liebe zu Euch zu bekennen. Und auch
nie verschweigen, was Ihr alles geleistet habt, um mich
zu dem zu machen, was ich heute bin. Denn ich liebe
Euch, und Euer Sohn wird mein Erbe antreten. Deswegen
blickt erhobenen Hauptes und voller Stolz in die Zukunft.«
»Geht«, flüsterte sie. »Geht zu Eurer Faraday. Ich
vermag nicht, gegen die Prophezeiung selbst zu kämpfen.«
    Nachdem der Krieger zum Seeufer gegangen war, wo das
Boot lag, das ihn nach Karlon bringen sollte, verließ
Aschure das Zelt, holte Caelum bei Rivkah ab und ging
langsam durch das Lager. Wenn sie auf einen ihrer Bogenschützen traf, hielt sie mit ihm ein Schwätzchen. Die
junge Frau hatte ein überlegenes Lächeln auf ihrem Gesicht und ließ sich nicht das Geringste von dem Schmerz
in ihrem Inneren anmerken. Sicarius begleitete sie überall
hin, und seine Augen blickten golden und wissend.
    Nachdem Aschure sich überzeugt hatte, daß im Lager
alles seinen geregelten Gang ging, begab sie sich zu
Kassna, speiste mit ihr zu Abend und beneidete die junge
Schöne darum, einen Mann für sich gewonnen zu haben,
dessen Herz noch nicht vergeben war.
25 D ER
M
ONDSAAL
    Als das Zwielicht der Dämmerung in Nachtfinsternis
überging, versammelten sich die Bewohner des Palasts
im Mondsaal. Knechte und Mägde, Wächter und Höflinge, Küchenmädchen und Stalljungen – alle getrieben von
der Vorahnung, daß sich in dieser Nacht etwas Ungewöhnliches an diesem Ort ereignen würde.
    Schweigend erschienen sie und sprachen mit niemanden ein Wort, denn dafür bestand keine Notwendigkeit.
Im Lauf der Nacht traten zweihundert Menschen ein und
stellten sich still und reglos an den Wänden auf. Nur die
Mitte des Saals ließen sie frei.
    Bornheld saß mit ausdrucksloser Miene auf seinem
Thron. Er hatte sein Schwert gezogen und vor sich auf
die Knie gelegt. Am Rand der Empore saß Faraday. Die
Röcke ihres grünen Gewands umgaben sie wie ein See.
Sie hatte die Hände im Schoß gefaltet und hielt sich gerade und aufrecht. Wie ihr Gemahl blickte sie unentwegt
nach dem Eingang. Und wartete.
    Vier Personen standen auf der linken Seite des Podiums: Timozel, nur noch ein Schatten seiner selbst, dann
Gautier mit einem dünnen Schweißfilm auf dem Gesicht,
der seine inneren Ängste verriet, Jayme, bleich und nervös, und Yr, die so erwartungsvoll und gefaßt blickte wie
ihre Herrin; denn sie spürte die Anwesenheit der Prophezeiung in dieser Nacht besonders stark.
    Rund um die Säulen brannten Fackeln, jedoch erhellte
ihr Licht die Halle nur schwach. Die vielen Schatten, die
aus dem zuckenden Licht wuchsen, waren das einzige,
das sich bewegte.
Denn alle Menschen warteten reglos und stumm.
    Auf dem Gralsee bewegte sich das Boot.
Alle, die an Bord waren, hingen ihren eigenen Gedan
ken nach.
Axis dachte einen Moment lang an Aschure, und dann
wieder an Faraday. Aber ihm kam auch sein Bruder in
den Sinn, und daß sie heute nacht die Sache zwischen
sich zu Ende bringen würden. Ebenso tauchte die

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