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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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zurückliegenden Wochen und
Monate hatte der Graf das Nordvolk sehr zu schätzen
gelernt, das er früher als wild und barbarisch verachtet
hatte. Doch jetzt mußte Jorge daran denken, was Axis für
eine bunt zusammengewürfelte Streitmacht um sich geschart hatte. Magie, Zauberkraft und Verbindungen mit
unbekannten Mächten schienen seine Auswahl mehr
bestimmt zu haben als die Geschicklichkeit im Umgang
mit der Waffe. Und was habe ich in dieser Truppe zu
suchen? Warum bin ich dabei? Ich bin doch viel zu alt.
Und viel zu müde.
Das Boot näherte sich einem kleinen und vergessenen
Türchen in der Stadtmauer Karlons. Rivkah war es noch
aus ihrer Kindheit in Erinnerung. Vor vielen Generationen hatten Höflinge es gern genutzt, die ungesehen in
den Palast hinein oder aus ihm hinaus wollten. Die Prinzessin hatte es als kleines Mädchen entdeckt und sich
manchmal hierher geschlichen, um die Füße im kühlen
Wasser des Gralsees baumeln zu lassen. War das Türchen immer noch unverschlossen und nicht verriegelt? Es
öffnete sich zu einem Gang und einer Treppe, über die
man schließlich in die Hauptgänge der königlichen Residenz gelangte. Vielleicht, sagte sich Rivkah jetzt, hatte
man es ja vor vielen tausend Jahren in die Mauer eingesetzt, damit es in ferner Zukunft der Prophezeiung diene.
Axis hob den Kopf und pfiff in die Nacht. Wenig spä
ter zeigte das Rauschen von Federn an, daß der Schneeadler auf seinem ausgestreckten Arm landete.
Jetzt stieß der Kahn leicht gegen die Mauer. Arne
beugte sich hinaus und suchte und fand den Knauf.
Die Tür schwang leise auf, und dahinter zeigte sich ein
schwarzes Viereck. Axis mußte unwillkürlich an das
Lichtgeviert hinter dem Tisch der Torwächterin denken
und überlegte, ob es hier tatsächlich Zusammenhänge
gab. Diese Tür führte so sicher in die Prophezeiung wie
das Lichttor den Zugang in eine andere Welt darstellte.
Arne befestigte das Boot an einem Ring, der neben
dem Türchen angebracht war, und verschwand dann in
der Dunkelheit. Die anderen warteten gespannt. Der
Krieger strich dem Adler über das Gefieder, um ihn und
auch sich selbst zu beruhigen. Vor der Abfahrt hatte Belial sich bei ihm wegen seiner unbedachten Worte entschuldigt. Die beiden hatten sich die Hand geschüttelt,
und aller Groll war vergessen gewesen. Axis hatte ihn zu
seiner Braut beglückwünscht, und beide waren in ihrem
Innern sehr froh gewesen, daß ihre Freundschaft in einer
Nacht wie dieser nicht in die Brüche gegangen war.
Arne tauchte jetzt wieder auf. »Keiner hält sich hier
unten auf«, meldete er. »Ich bin ziemlich weit hineingegangen, aber da war niemand.«
»Nicht einmal eine Wache?« fragte der Leutnant.
»Die halten sich sicher weiter oben auf, im Mondsaal«, sagte Axis an Arnes Stelle. »Sie warten auf uns.
Also kommt.« Er wußte nicht, warum er das hinzugefügt
hatte, nur daß es so sein mußte.
Sie bewegten sich rasch und leise durch die unteren
Stockwerke des Palasts.
    Der Adler wurde immer unruhiger, je tiefer sie in die
Residenz eindrangen. Axis mußte ihm immer öfter beruhigend über das Gefieder streichen. Sternenströmer und
Abendlied waren ebenso nervös. Sie fühlten sich in diesem dunklen Gang, aus dem sie nicht einfach davonfliegen konnten, ebenso gefangen wie der Vogel. Um so
mehr erleichterte es sie, als sie in den bewohnten Teil des
Palastes gerieten, wo sie breitere und höhere Flure erwarteten. In den engen Gängen hatten sie sich einige Male
am kalten und feuchten Stein die Flügel aufgeschrammt.
Das war sehr schmerzhaft gewesen.
    Auf ihrem weiteren Weg trafen sie gelegentlich Bedienstete an. Sobald diese der Gruppe mit dem goldenen
Mann an der Spitze ansichtig wurden, stellten sie sich
gerade an die Wand und betrachteten den Zug ernst und
feierlich. Einige verbeugten sich sogar vor Axis, der
seinen Weg jedoch ohne zu zögern fortsetzte.
    Nirgends stand ein Wächter, und sie kamen, ohne aufgehalten zu werden, voran. Bornheld wollte offensichtlich nun, da die tödliche Auseinandersetzung zwischen
ihnen beiden stattfinden sollte, keine Zeit mehr verlieren.
    Jetzt erreichten sie auch die großen, breiten Gänge, in
denen helles Licht brannte, seidene Banner von der Decke hingen und Wandteppiche Szenen aus den großen
Tagen Achars zeigten. Einige darunter stellten auch
Schlachten aus den Axtkriegen dar, und als er sie erspähte, verzog Sternenströmer manchmal schmerzlich und
manchmal erheitert das Gesicht.
    Die Gruppe gelangte endlich in den

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