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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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und seine Mutter tauschten einen raschen Blick.
»Caelum«, verkündete Aschure. »Wir wollen ihn Caelum nennen.«
»Unmöglich!« rief Morgenstern. »Er ist doch ein ikarischer Zauberer. Da muß er einen Sternennamen bekommen.«
»Ich bin auch ein ikarischer Zauberer und trage keinen
Sternennamen«, entgegnete Axis. »Aschure möchte ihn
Caelum nennen, und Caelum halte ich für einen guten
Namen. Und wenn Ihr ein wenig darüber nachdenkt, wird
er Euch auch durchaus passend erscheinen. Die Welt
verändert sich, Morgenstern, und wir dürfen nicht länger
in den Traditionen der Vergangenheit verharren. Und nun
heißt Caelum endlich im Hause Sonnenflieger willkommen.«
Die Urgroßmutter senkte den Blick und zeigte damit
an, daß sie keine weiteren Einwände vorbringen wolle.
Doch ihre starre Körperhaltung bewies deutlich, daß sie
noch lange nicht überzeugt war. Sie beugte sich über das
Kleine, das Sternenströmer immer noch auf seinen Armen hielt, und küßte es auf die Stirn. »Willkommen im
Hause Sonnenflieger, Caelum. Ich bin Morgenstern, Eure
Urgroßmutter. Singt wohl und fliegt hoch. Und möge
Euer Vater Euch Tencendor gewinnen, damit Ihr darin
aufwachsen könnt.«
Nun beugte sich Sternenströmer gleichfalls über den
Kleinen. »Auch ich will Euch im Hause Sonnenflieger
willkommen heißen, Caelum. Ich bin Sternenströmer,
Euer Großvater. Singt wohl und fliegt hoch. Und möget
Ihr stets den Rhythmus des Sternentanzes vernehmen.«
Er reichte das Kind Rivkah zurück.
Axis’ Mutter küßte den Knaben auf die Wange. »Seid
uns willkommen, Caelum, in dieser Welt der Unruhen.
Ich bin Rivkah, Eure Großmutter und die Mutter Eures
Vaters. Vergeßt nie, daß Ihr durch mein Blut auch die
Hoffnungen und das Erbe der Wesen in Euch tragt, die
niemals ›wohl singen‹ oder ›hoch fliegen‹ werden, die
aber um so hingebungsvoller lieben und sich freuen können.«
Rivkah gab den Säugling seinem Vater und richtete
sich dann gerade und trotzig auf, um Sternenströmer und
seiner Mutter begreiflich zu machen, daß sie jede weitere
Bemerkung von ihnen kontern würde.
»Willkommen, Caelum Sonnenflieger, Sohn der Aschure«, sprach Axis leise zu ihm. »Ich bin Euer Vater, Axis
Sonnenflieger, Sohn der Rivkah, und Ihr sollt wissen,
daß ich Euch über alle Maßen liebe. Erinnert Euch stets
an die Worte Eurer Großmutter und vergeßt nie den
menschlichen Teil Eurer Herkunft, dank derer Ihr besonders starke Leidenschaft empfinden dürft. Beides wird
Euch eines Tages wichtiger erscheinen als alle ikarische
Zauberkunst.« Er reichte den Knaben seiner Liebsten.
»Willkommen in meinem Herzen, Caelum Sonnenflieger, Sohn der Aschure«, sagte Aschure, »denn Ihr
wißt bereits, wie sehr ich Euch liebe. Vergeßt nie, daß Ihr
am Ende der Jultidennacht geboren wurdet und Euren
ersten Atemzug tatet, als die Sonne über den Horizont
stieg. Daher seid Ihr wahrlich ein Kind der Sonne, Caelum. Führt ein langes und sonniges Leben.«
Nach diesen Worten senkte sich tiefes Schweigen über
die Anwesenden. Nachdem Aschure die ganze Nacht
hindurch in den Wehen gelegen und erst bei Sonnenaufgang ihr Kind zur Welt gebracht hatte, war niemandem in
den Sinn gekommen, daß die Ikarier und Awaren eigentlich an diesem Abend Jultide begingen. Sternenströmer
schüttelte den Kopf. Wie hatte er dieses Datum nur vergessen können? Hatten die beiden Völker trotz aller Wirren dennoch die heiligen Riten am Erdbaum
durchgeführt? Zum ersten Mal seit seinem vierzehnten
Geburtstag, als er für alt und reif genug befunden worden
war, den langen Flug nach Awarinheim anzutreten, hatte
der Zauberer nicht an diesem Fest teilgenommen. Natürlich hatte Sternenströmer vierzehn Tage zuvor eine ausreichend große Anzahl ikarischer Zauberer zu den
Waldläufern geschickt, um deren Magier bei den Riten
zu unterstützen. Aber danach war das Fest ihm offenbar
vollkommen entfallen. Vielleicht hatte Aschure ihnen
heute jedoch ein Wunder geschenkt, das mindestens ebensoviel bedeutete. War Caelum nicht gleichsam mit der
Wiedergeburt der Sonne zur Welt gekommen? Hieß das
nicht auch, daß es sich bei dem Knaben um ein Kind der
Götter handelte?
»Was für ein Sohn!« flüsterte Axis ergriffen. »Empfangen an Beltide und geboren zu Jultide.« Er beugte sich
über Aschure und küßte sie auf die Stirn. »Und das von
der allerbemerkenswertesten Mutter.«
Als Sternenströmer sah, wie die beiden sich anstrahlten, wurde ihm endgültig bewußt, wie

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