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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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schändlich es wäre, seinem Sohn die Liebste ausspannen zu wollen.
»Aber Eure erste Tochter gehört mir«, murmelte er zu
sich selbst. »Denn die wird bestimmt ebenso außergewöhnlich wie ihre Mutter.«
Doch wäre es wirklich dasselbe oder zumindest ein
Trost, die Tochter zu gewinnen, nachdem er darin gescheitert war, die Mutter für sich zu erobern?
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AUMSCHULE
    Faraday war es gelungen, sich die dritte Woche des
Schneemonds durchgehend von allen höfischen Verpflichtungen freizuhalten. Das hatte sich nicht einmal als übermäßig schwierig erwiesen, kam doch alles gesellschaftliche
Leben im Königspalast und in der Hauptstadt unter der
bedrückenden Gewißheit, daß der Krieg im Norden nun
tatsächlich ausgebrochen war, weitgehend zum Erliegen.
Die meisten Familien hatten einen Sohn, einen Ehemann
oder einen Bruder an der Front, und einem jeden Bürger
war nur zu bewußt, was der Winter für sie bereithielt. Jultide wurde im ganzen Land nicht begangen, ja kaum wahrgenommen. Aber Faraday und Yr hatten eine kleine Feier
in den Gemächern der Königin abgehalten.
    Die beiden Frauen hatten in den vergangenen Monaten
immer mehr zueinander gefunden, gaben sich gegenseitig
Halt und waren einander die liebste Gesellschaft. Die
Katzenfrau und die Königin fühlten sich beide in Karlon
ebenso gefangen wie in der Prophezeiung. Die Wächterin
verbrachte den Großteil des Tages bei ihrer Freundin,
und nachts schliefen sie im selben Bett. Eine riesige Bettstatt, wohl vier Meter breit, in der sich auch zwei Personen leicht verlieren konnten. Aber Yr und Faraday
hielten sich aneinander fest, um nie das Gefühl der Einsamkeit aufkommen zu lassen. Die junge Königin empfand ihre Situation häufig als bedrückend und
hoffnungslos, und dann brauchte sie jede Form von Geborgenheit, die sie nur erlangen konnte. Die Katzenfrau
war dafür genau die Richtige.
    Faraday trank einen Schluck Wasser aus ihrem Zinnbecher und dachte an den königlichen Kelch. Bornheld
benutzte ihn nie und verkündete jedem, daß solcher Zierrat nichts für einen Mann aus Stahl sei. Faraday vermutete dahinter aber einen anderen Grund, und der hatte sehr
viel mit Priams Ermordung zu tun. Daß der neue König
diesen Kelch Jayme und Moryson zur Aufbewahrung
übergeben hatte, bestätigte ihr auch, wer bei dem Anschlag seine Komplizen gewesen waren. Priam an einem
vergifteten Kelch zugrunde gehen zu lassen, nein, das
traute sie ihrem Gemahl nicht zu. Dafür war er nicht
raffiniert genug. Also mußte jemand anderes diese Untat
ausgeheckt und durchgeführt haben.
    Zauberei war dabei im Spiel gewesen, daran konnte
nicht der geringste Zweifel bestehen. Aber wer verstand
sich hier am Hof auf schwarze Magie? Und wie hatten
dieser Unbekannte und Bornheld sowie die beiden Kirchenführer zusammenfinden können?
    Faraday neigte nachdenklich den Kopf und stellte den
Becher ab. »Yr? Könnt Ihr dafür sorgen, daß Timozel
uns diesen Nachmittag in Ruhe läßt? Ich möchte noch
einmal den Heiligen Hain aufsuchen.«
    Die Katzenfrau nickte. »Ich sage ihm einfach, daß Ihr
schlaft, Euch für die anstehenden Feierlichkeiten zum
Neujahrsfest ausruhen wollt.«
    Faraday holte die hölzerne Schale aus der Truhe, in
der sie sie versteckt hielt. »Könnt Ihr Euch eigentlich
einen Reim darauf machen, warum der Jüngling sich so
verändert hat? Wieso ist aus dem charmanten, lebenslustigen und liebenswerten jungen Mann ein unwirscher
Finsterling geworden?«
    »Darauf weiß ich auch keine Antwort, meine Liebe,
obwohl ich lange und gründlich darüber nachgedacht
habe. Vielleicht sitzt ihm ein Krebsgeschwulst in der
Seele, die alle Fröhlichkeit auffrißt.« Sie zuckte die Achseln. »Tut mir leid, aber da bin ich genauso ratlos wie
Ihr.«
    »Zu Bornheld hat er mehrfach von irgendwelchen Visionen gesprochen, Yr. Hat er Euch gegenüber jemals
etwas davon erwähnt?«
    »Nein, nie.« Was für Visionen? Worüber? Und von
wem gesandt? »Euch hat er doch wohl auch nichts darüber gesagt, oder?«
    »Aber nein«, seufzte Faraday und bereitete sich und
die Schale darauf vor, von der Mutter umfangen zu werden. »Wir stehen uns lange nicht mehr so nahe wie früher
einmal. Timozel zieht die Gesellschaft meines Gemahls
mittlerweile eindeutig der meinen vor.«
    Timozel gab sich immer noch als ihr Ritter aus, doch
seit einiger Zeit pflegte er die Partei des Obersten Heerführers zu ergreifen, auch gegen seine schöne Dame.
Dennoch schreckte Faraday noch

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