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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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nahm
Axis beiseite, um ihn über eine ikarische Geburt aufzuklären.
    Elf Stunden waren inzwischen vergangen. Noch eine
Stunde fehlte bis zum Morgengrauen. Alle hatten die
Hoffnung auf eine schnelle und leichte Geburt längst
aufgegeben. Aschure lag halb aufgerichtet und gegen
Axis gelehnt im Bett. Sie hatte die Augen geschlossen,
das Haar hing ihr schweißverklebt ins Gesicht, und sie
wartete darauf, daß die nächsten Wehen ihren ganzen
Körper durchzucken würden. Der Krieger flüsterte ihr
ermutigende Worte ins Ohr, während seine Hand auf
ihrem Bauch ruhte. Er spürte Caelums Angst um die
Mutter und Furcht vor der Welt. Mutter und Kind fürchteten sich gleichermaßen. Axis konnte nicht mehr tun, als
ihnen immer wieder gut zuzureden.
    Er küßte sie noch einmal auf die Wange, flüsterte ihr
ein paar liebe Worte zu und konzentrierte sich dann auf
seinen Sohn.
    Caelum, ich weiß, daß Ihr Angst habt, aber Ihr dürft
nicht gegen Eure Mutter ankämpfen. Bald werdet Ihr
geboren sein, und dann habt Ihr allen Schmerz und alle
Furcht hinter Euch gelassen.
    Zur Antwort erhielt er natürlich keine fertigen Sätze,
sondern nur Eindrücke: Angst … tut weh. Mehr als Furcht
und Schmerz erfuhr er von seinem Kind nicht.
    Axis hob den Kopf und suchte den Blick seiner Mutter. Sie lächelte ihm so zuversichtlich wie möglich zu.
»Alles wird gut, mein Sohn, das dürft Ihr mir ruhig glauben. Das Kind befindet sich in einer günstigen Lage, und
Aschure hält sich natürlich sehr tapfer.«
    Morgenstern hatte es irgendwie geschafft, in den
Raum zu gelangen. Aschure besaß längst nicht mehr die
Kraft, sich gegen die Anwesenheit der alten Ikarierin zu
wehren, und darüber war Rivkah sehr froh. Sie konnte
die Unterstützung von Sternenströmers Mutter dringend
brauchen, galt sie doch bei den Vogelmenschen als erfahrene Hebamme.
    »Ja, Aschure macht wirklich alles richtig«, bestätigte
Morgenstern jetzt ihrem Enkel. »Und Ihr selbst findet für
Euren Sohn genau die richtigen Worte.«
    »Aber er hat solche Angst«, wandte der Krieger traurig ein und mußte daran denken, wie Rivkah unter seiner
Geburt gelitten hatte. Hatte er sich damals ähnlich gefürchtet wie Caelum jetzt? Höchstwahrscheinlich.
    Aschure stöhnte, als die nächsten Wehen ihren Leib
sich aufbäumen ließen. Axis zuckte zusammen, als er
kurz darauf den Kleinen wimmern hörte.
    Er strich wieder über den Bauch der werdenden Mutter. Caelum spürte das, und die Berührung von seines
Vaters Hand beruhigte ihn sehr.
    Mein Sohn, Ihr dürft Euch nicht gegen das wehren,
was jetzt geschieht. Ihr werdet gerade geboren, und Eure
Mutter ringt darum, daß dieses Wunder geschieht. Begleitet sie und begebt Euch dorthin, wohin sie Euch
schickt. Habt zu ihr ebensoviel Vertrauen wie zu mir.
    Erleichtert nahm Axis wahr, wie der Kleine das Wort
»Vertrauen« ergriff, sich daran festhielt und es wieder
und wieder vor sich hinsprach.
    »Vertrauen«, entfuhr es dann Aschure, und sie umklammerte die Hand ihres Geliebten, ehe die nächste
Wehenwoge über sie hinwegrollte.
    Rivkah rieb ihr die Beine. »Er kommt, Aschure. Nun
ist der Moment da, in dem ihr anfangen müßt, mit den
Schmerzen zu pressen. Jetzt!«
    Der Säugling verhielt sich ruhig, und der Krieger
konnte Aschures Hände in die seinen nehmen. In seinem
verzweifelten Mitgefühl für seine Geliebte dachte er, daß
es doch noch einen anderen Weg als unbedingt diesen
geben müsse. Doch auch der Ring konnte ihm keine Melodien anzeigen, mit denen ihr Leiden gelindert werden
würde. Während Aschure sich an seinen Händen festhielt, als hinge ihr Leben davon ab, erinnerte er sich an
seine Zeit als Axtherr. Gelegentlich war ein Axtschwinger mit eingefallenen grauen Zügen zu ihm gekommen,
und hatte darum gebeten, sich ein paar Tage freinehmen
zu dürfen. Weil er die Beerdigung einer Frau, die im
Kindbett gestorben war, und die Zukunft eines Kindes,
das nun ohne Mutter aufwachsen müsse, zu regeln habe.
    Nein! dachte er. Aschure darf jetzt nicht sterben. Nicht
einfach so.
»Und noch einmal«, forderte Rivkah sie auf, »pressen,
pressen, pressen!« Aschures Körper bäumte sich wieder
gegen seinen auf.
Der Krieger hörte, daß seine Großmutter etwas sagte,
aber es klang, als sei sie mehrere tausend Meilen weit
entfernt. Er konnte sich nur noch auf Aschures Gesicht
konzentrieren. Sie hatte die rauchfarbenen Augen vor
Schmerz und Staunen weit aufgerissen, als das Kind sich
in ihr und durch sie

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