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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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aufmerksam.
»Sehr gut«, flüsterte sie. »Der Weg scheint frei zu
sein.«
Aschure gab den Soldaten das Zeichen zum Aufbruch.
Nachdem die erste Hundertschaft gut und sicher in den
äußeren Ruinen von Hsingard angekommen war, folgte
ihr die zweite und so fort.
Aschure führte sie leise und vorsichtig über die große
Straße. Die meisten Häuser waren vollkommen zerstört.
Hier und da ragte eine einzelne Mauer in den grauen
Himmel – wie traurige Zahntrümmer im Mund eines
Greises. Steine, Schutt und ganze Mauerstücke lagen
kreuz und quer durcheinander, manche sogar mitten auf
der Straße, und diese mußten die Soldaten dann übersteigen oder umgehen.
Hsingard wirkte vollkommen verlassen. Während der
ersten halben Stunde bekamen sie niemanden zu Gesicht.
Trotzdem wollte Aschure kein Wagnis eingehen. Sie
hatte die Truppe in zwei Kolonnen aufgeteilt, die links
und rechts der Straße vorrückten und jede Deckung in
den Trümmern nutzten. In regelmäßigen Abständen hieß
sie einzelne Gruppen von Schwertkämpfern und Bogenschützen warten, um einen eventuellen Rückzug der
Streitmacht decken zu können.
Die Hunde liefen ihnen voraus, hielten die Schnauze
dicht am Boden oder drangen in Höhlen in den Ruinen
ein. Zusammen mit dem Schneeadler, der immer noch
über ihnen kreiste, bildeten sie die Vorhut.
Axis merkte seiner Liebsten an, wie angespannt sie
war, weil sie noch auf keine Skrälinge gestoßen waren.
Vielleicht vermutete sie irgendwo einen Hinterhalt. Aber
ihre Besorgnis ließ sie nicht zappelig oder ungeduldig
werden. Das beeindruckte ihn sehr. Aschure hielt sich bei
ihrem ersten größeren eigenen Unternehmen hervorragend. Mit gezogenem Schwert folgte er ihr im Abstand
von zehn bis fünfzehn Schritten.
Unvermittelt bellte einer der Alaunt, und im nächsten
Augenblick strömten Skrälinge aus den umliegenden
Kellern. Ehe Aschure und ihre Truppe sich fassen konnten, sahen sie sich schon von Geistern umringt.
Weil die Kreaturen so unerwartet vor und zwischen
ihnen auftauchten, erhielten die Bogenschützen auch
keine Möglichkeit, den Ansturm mit einigen Salven abzuwehren. Vom ersten Moment an gab es ein riesiges
unübersehbares Handgemenge, so daß die Schützen sowohl Skrälinge als auch eigene Kameraden mit ihren
Pfeilen getroffen hätten. Deshalb ließen sie die Waffen
sinken. Aber Aschure behielt den Überblick und befahl
den Bogenschützen, Kellerausgänge und Bodenlöcher für
den Fall im Auge zu halten, daß noch mehr Skrälinge aus
ihnen hervorkämen. Und tatsächlich gelang es den
Schützen nach anfänglicher Überraschung, die Skrälinge
nachhaltig in Schach zu halten.
Dank dieser Taktik vermochten die Soldaten sich in
ganz anderer Weise den Angreifern zu stellen. Nur fünfzig oder sechzig Skrälinge erreichten Aschures Truppe,
und diese geringe Zahl konnte den Menschen nicht ernstlich gefährlich werden. Mit Hilfe der Hunde war die
Sache in wenigen Minuten erledigt. Und schließlich lagen die Angreifer samt und sonders mit durchbohrten
Augen da. Aschures Streitmacht hatte keine Verluste zu
beklagen, bis auf zwei Verwundete, die zur Nachhut am
Stadtrand zurückgeschickt wurden.
»Die hier sehen ganz anders aus«, bemerkte die Befehlshaberin, während sie die Erschlagenen in Augenschein nahm. Tatsächlich wirkten diese Skrälinge
überhaupt nicht mehr wie Geister. Von Mannsgröße,
wiesen sie überall in ausreichendem Maße Fleisch und
Muskeln auf. Eine ledrige Haut bedeckte ihre grauen
Körper, die sich an Schultern, Gelenken und Rücken zu
einer Art Knochenpanzer verhärtete. Diese Leiber konnte
nicht einmal ein Schwerthieb durchdringen. Die Schädel
trugen den gleichen Schutz, und die Augen, die einmal so
groß und verwundbar dreingeblickt hatten, waren jetzt
nur noch schmale Schlitze unter Knochenwülsten. Noch
während Aschure von einem zum anderen ging, lösten
die Leichen sich in Matsch auf.
»Sie haben sich weiterentwickelt«, sagte Axis.
»Gorgrael scheint im wahrsten Sinn des Wortes eine
solidere Armee aufzubauen.«
Die Befehlshaberin drehte sich zu ihm um. »Diesmal
standen wir ihnen in einer Überzahl von sieben zu eins
gegenüber. Aber was machen wir, wenn nächsten Winter
Hunderttausende gepanzerter Skrälinge gegen uns marschieren, die schier unverwundbar sind, denen unsere
Schwerter und Pfeile kaum noch etwas anhaben können?«
Der Krieger schüttelte den Kopf. Die Vorstellung war
zu schrecklich.
»Versuchen wir lieber festzustellen, wo diese hier

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