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Der Sternenkavalier

Titel: Der Sternenkavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
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Kartoffelgespenster immerhin der Einwohnerzahl einer mittleren Stadt auf der Geo nahekam, hatten die Roboter ihre Beschäftigung und die Geomanen genügend Zeit, die Außenseite des Planeten bewohnbar zu machen, was mit Hilfe des Automaten und des Kavaliersstöckchens auch zu Etos Zufriedenheit gelang. Anziehend gemacht und in eine Atmosphäre gehüllt, die eherne Oberfläche in fruchtbare Erde verwandelt, aus der schnellwüchsige Pflanzen aufkeimten, erschien der einst abstoßende Planet jetzt ausgesprochen menschenfreundlich. Und als auch die Roboter ihre Arbeit getan hatten und sämtliche Kartoffelgespenster mit Regenschirmen versorgt waren, begann der Umzug.

    Es war gewiß ein selten erlebbarer und ebenso denkwürdiger wie merkwürdiger Anblick, als die ängstlichen und doch zugleich neugierigen Insassen des Planeten aus ihm hervorstiegen und das erste Mal in ihrem Leben einen richtigen Himmel und die Sonne erblickten. Mehr als über all das staunten sie jedoch über den Regen, den Eto zu Ehren des historischen Vorganges, auch um den Zweck der Schirme sinnfällig zu machen, mittels des Stöckchens herbeigezaubert hatte. Wasser, das noch dazu vom Himmel fällt, überstieg das Fassungsvermögen der Kartoffelgespenster, und statt die Regenschirme aufzuspannen, ließen sie sie fallen und rannten schreiend, als ob ihnen das Wasser wie Feuer auf der Haut brenne, hin und her und wußten nicht, wohin. Eto und As hatten alle Mühe, einige der Gespenster einzufangen und ihnen einen aufgespannten Schirm in die Hand zu drücken. Das tat endlich seine Wirkung. Die jetzt nicht mehr vom Regen Getroffenen standen, als seien sie vom Tode auferstanden und neugeboren, in kindlicher Verwunderung da und konnten sich nicht genugtun in der Äußerung ihrer Freude über den Besitz eines Schirms. Nun begriffen auch die übrigen den Sinn dieser Einrichtung und stürzten sich, statt weiterhin im Regen umherzurennen, wie wild auf die fortgeworfenen Schirme. Alsbald stand die gesamte Gesellschaft der Kartoffelgespenster wohlbeschirmt im Regen und freute sich ihres Daseins.
    „Das hätten wir“, meinte Eto, „jetzt müssen wir ihnen nur noch den Nutzen des Regens erklären, aber dazu brauchen wir die Sonne.“
    Eto erhob sein Stöckchen und stellte den Regen ab. Als die Sonne erschien und die Spuren des Regens auslöschte, erklärte Eto den Kartoffelgespenstern die Notwendigkeit des Wechsels von Nässe und Trockenheit. Doch bevor er damit zu Ende war, ging die Sonne unter, so daß er das Thema fallenlassen und, um die Kartoffelgespenster nicht neuerlich in Panik geraten zu lassen, den Wechsel von Tag und Nacht erklären mußte, wofür die Zeit allerdings nicht mehr ganz ausreichte. Und als er am nächsten Morgen in seiner Lektion fortfahren wollte, mußte er sogleich wieder das Thema fallenlassen und statt dessen den Wechsel von Wärme und Kälte erklären, denn die Kartoffelgespenster waren, da sie sich an den Temperaturabfall nicht so schnell gewöhnen konnten, über Nacht beinahe erfroren. Auf diese Weise rannte Eto dem Kreislauf der Natur hinterher, und er hätte ihn nie eingeholt, wenn er nicht schließlich zu der Erkenntnis gekommen wäre, daß er ihn auf diese Weise nie einholen würde. Also nahm er sein Stöckchen und hielt, nachdem er sich von As den Schlüssel hatte errechnen lassen, den Planeten einfach an. Jetzt konnte er in Ruhe erklären, welche Naturerscheinungen bei diesem Stande des Planeten auftraten; und wenn das erledigt war, rückte er den Planeten ein Stück weiter und erklärte die nun waltenden Naturerscheinungen. So paßte Eto die Vorgänge der Natur den Möglichkeiten ihrer Beschreibung an, was allerdings nicht heißt, daß er die Beschreibung auch dem Fassungsvermögen seiner Zuhörer anpaßte. Was selbst ein normaler Mensch nur begreifen kann, wenn er von Kind auf damit vertraut gemacht wird, konnten die über Jahrtausende degenerierten Kartoffelgespenster natürlich nicht auf der Stelle begreifen. Daher wurden sie, statt durch Etos Erklärungen schlauer zu werden, nur immer verwirrter und wollten sich, als sie nicht mehr aus noch ein wußten, wieder ins Innere des Planeten verkriechen. Daß es nicht dazu kam, ist allein dem Umstand zu danken, daß As zufällig sein linkes Auge öffnete, um einen Blick auf die übrigen Planeten dieses Sonnensystems zu riskieren.
    „Da wohnen ja auch welche!“ rief As und deutete auf den der Sonne am nächsten stehenden Planeten. „Und wenn mich nicht alles täuscht, dann

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