Der Sternenkavalier
um die Weltreisenden versammelten, benahmen sich weder scheu noch aufdringlich oder gar angriffslustig.
„Wie es scheint“, sagte As, „sind wir hier endlich einmal auf ein gemütliches Stück Erde geraten, und wenn Ihr nicht mit gewissen Grundsätzen dazwischenfahrt, komme ich diesmal womöglich ohne Prügel davon.“
Eto wirbelte statt einer Antwort sein Kavaliersstöckchen unternehmungslustig durch die Luft und stakte auf seinen langen Beinen landeinwärts. As blieb nichts übrig, als den Rucksack mit dem Automaten aufzuhocken und hinterherzubuckeln. Einige der umherstehenden Tiere begleiteten die beiden, als ob das selbstverständlich sei, und ein rabenähnlicher Vogel flog ihnen voran und durch ein offenstehendes Fenster in ein Haus, das jetzt vor ihnen auftauchte.
„Der will uns wohl anmelden“, meinte As.
In der Tat trat eine ältere Frau vor die Tür und gab den Weltreisenden mit schlichten Worten zu verstehen, daß sie willkommen seien. Die beiden betraten das gastliche Haus und gelangten unmittelbar in einen großen Raum, der Küche, Wohnstube und Speisezimmer in einem zu sein schien und von mindestens einem Dutzend Leuten verschiedenen Alters bevölkert war. Die Mehrzahl saß in heiterem Gespräch um einen langen Tisch, der vor einer ebenso langen Wandbank an der einen Längsseite des Raumes stand. An der anderen stand ein großer Herd, dem sich links und rechts zwei breite Anrichten anschlossen. Vor dem Herd aber stand eine Badewanne, in der, dem Alter nach zu urteilen, der Großvater der Familie saß, sein Pfeifchen schmauchte und mit den vor der Wanne spielenden Kindern scherzte.
Nachdem Eto und As bedeutet worden war, das Haus als das ihre zu betrachten, überließ man sie sich selbst. Wie es schien, war es hierzulande Sitte, einen Gast nicht zu bedrängen, sondern ihn seinem eigenen Gutdünken folgen zu lassen. Also stellte As, während Eto sich an den Türpfosten lehnte und das Kinn in die Hand stützte, seinen Rucksack neben der Badewanne ab, setzte sich darauf, blickte auf die zu seinen Füßen spielenden Kinder und begann ein geruhsames Gespräch mit dem badenden Großvater.
„Ein Bad“, hob As an, „hat immer etwas Anheimelndes an sich, besonders wenn die ganze Familie um einen ist.“
„Es ist ein Hauptvergnügen“, sagte der Großvater, langte nach dem kleinsten der Kinder und putzte ihm die Nase. „Irgendeiner sitzt stets in der Wanne, zumeist aber sitze ich drin.“
„Wenn man so oft im heißen Wasser sitzt“, meinte As, „geht das nicht über die Haut her?“
„Sie gewöhnt sich dran.“ Der Alte zog kräftig an seiner Pfeife und blies eine schöne Wolke mitten in den Raum. „Und für die Nägel ist es geradezu ideal. Sie sind immer schön weich, und man bricht sich keinen ab. Ich wüßte nicht zu sagen, wann ich mir das letzte Mal einen Fingernagel abgebrochen hätte.“
„Und wie ist es mit den Zehennägeln?“ fragte As.
„Das gleiche.“
„Das hört man gern“, sagte As.
„Ihr seid nicht von hier?“ fragte der Alte.
„Wir kommen von der Geo“, erklärte As. „Wir sind auf einer ästhetischen Reise, hatten aber bisher wenig Glück.“
„Auf Reisen hat man selten Glück“, meinte der Großvater. „Man trifft fast immer auf Verhältnisse, die nicht auf einen eingerichtet sind. Wie soll man da Glück haben? Hier haben wir alles auf uns eingerichtet, und auch die Menschen haben sich aufeinander eingerichtet. Da fühlt man sich zu Hause. Weshalb sollten wir da auf Reisen gehen?“
„Keine Frage“, sagte As.
„Und zu uns kommt auch selten jemand“, fuhr der Großvater fort, „wir liegen etwas seitab.“
„Das hat seine Vorteile“, meinte As, „Fremde bringen nur Unruhe ins Haus.“ „Das muß nicht sein.“ Der Alte klopfte seine Pfeife aus und stopfte sich eine neue. „Unsere Sitten verpflichten uns, den Gast in Ruhe zu lassen; das verpflichtet den Gast, seinerseits uns in Ruhe zu lassen.“
„Da kennst du meinen Meister schlecht“, erklärte As, „der läßt keinen in Ruhe. Die Prügel aber kriege stets ich.“
„Prügel?“
„Na ja“, meinte As verlegen, „irgendwie enden alle Unternehmen immer damit, daß ich Prügel beziehe. Es ist wie verhext. Auch ihr werdet mir am Ende eine Tracht verabreichen.“
„Wir haben noch niemals jemanden verprügelt“, sagte der Großvater.
„Das will ich gern glauben“, entgegnete As, „aber in meinem Falle werdet ihr schon eine Ausnahme machen; ich sage ja: Es ist wie
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